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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Preuner, Erich: Zōn ktō chrō
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0053
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zcdn κτω χρω

Eine Grabschrift aus Aidepsos I. G. XII 9, 1240 gewinnt ein eigenes Interesse,
wenn man sich des von Robert Zahn unter dem Titel ΚΤΩ ΧΡΩ veröffentlichten,
in Südthrakien gefundenen glasierten Tonbechers im Berliner Antiquarium erinnert
(81. Berliner Winckelmannsprogr. 1923; vgl. Amtliche Berichte aus den königl.
Kunstsamml. 35, 1914, 294). Der »modiolus« (Progr. 14) trägt in Barbotine-
technik ein Relief: in der Mitte ein großes, aufgehängtes Skelett, umtanzt links
und rechts von je einem Kordakistes (Brogr. 9), der eine durch eine Tierkeule und
einen Kranz darüber, der andere durch eine Spitzamphora und ein Paar phrygischer
Flöten, die allesamt »an die Wand gelehnt oder angebunden zu denken« sind (Brogr.6),
von dem Gerippe getrennt. Durch die beiden Imperative κτω und χρώ — »erwirb«
und »genieße« -—- links und rechts vom Schädel ist in »lapidarer« Kürze die Situation
gekennzeichnet und die Darstellung erklärt. Für alles weitere und einzelne sei auf
das von einer überwältigenden Denkmälerkenntnis und Gelehrsamkeit zeugende
Programm selber verwiesen.
Die Inschrift lautet:’Ενθάδ’ έγώ |κεΐμαι Διογενι ανδς Νεικο μη | δε ύς, πολλών
5 φίλος πρότερον νυν δέ κατήλθον ίς ’Αΐδαο, πολλά πε ριπλεύσας πρότερον ναύκληρων, i
ιοειτα τδ νυν κυβερ νών παρήμην θερ|μοΐς λουτρώσασ θαι Αιδέψου· ή δέ πικρά Μοίρα ουτω 11
ΐδ έμιτώσατο, θερμί|ζειν με δι’ όδοΰ. Και διά ταύτης μου τής στήλλης μηνύω τοΐς παροδείταις’
ζών 20 κτώ χρώ· τδ γάρ θα νεΐν πάσι κέκραται. Darunter die Skizze eines Schiffes
mit Mastbaum und zwei Steuerrudern (nicht κώπαι, remi), wie es sich besonders für
einen Steuermann schickte.
Über den Inhalt kann bis auf eine Stelle kaum ein Zweifel aufkommen. Der
frühere ναύκληρος, damalige Steuermann Diogenianos aus Nikomedeia, der Haupt-
stadt Bithyniens hatte die auch heute noch eifrig benutzten heißen Schwefelquellen
von Aidepsos an der Nordwest-Ecke Euboias aufgesucht, wir dürfen voraussetzen,
um durch sie von einem Leiden Genesung zu finden. Doch die Moira spann den
Lebensfaden so, θερμίζειν με οι’ όδοΰ. Was soll das bedeuten? Der erste Heraus-
geber, Papabasiliu, verstand die Worte als gleichbedeutend mit διερχόμενος θερμοΐς
λουτροΐς χρήσασθαι (Έφημ. άρχ. 1907, l8). Aber wie kann die Moira deshalb
πικρά heißen, es muß mit diesen Worten doch etwas von ihrer unheilvollen Tätig-
keit, nicht von der des Toten ausgesagt werden, und, scheint auch θερμίζειν für uns
ein neues Wort, es kann keinenfalls mit dem ebenfalls anscheinend nicht belegten,
aber nicht mißzuverstehenden λουτρώσασθαι gleicher Bedeutung sein. Nach Papa-
basiliu und Ziebarth steht nun f eilich δι’ όδοΰ auf dem Steine, wenn auch Δ nach
dem Faksimile in der Έφημερίς auffällig klein geraten ist. Ein klarer Sinn scheint
sich aber nur zu ergeben, wenn an Stelle von δι’ όδοΰ: διόλου tritt. Die Moira hat den
Faden abreißen lassen und hat dann durch die πυρκαία den kranken Leib, den die
 
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