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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Lippold, Georg: Zu Cavalleriis
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0180
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ι66

Georg Lippold, Zu Cavalleriis

VILIA · HAGNE LIBERTA
VXOR■C-PATRONI
Es kann kein Zweifel sein, daß diese ausführlichere Inschrift die Vorlage für die
Unterschrift des anderen Stiches gewesen ist: statt des seltenen, aber möglichen
Vilia wird das geläufigere Julia gesetzt, patroni, Genetiv von patronus, ist als der
eines unmöglichen Eigennamens Patronius mißverstanden. Ashby, der die Iden-
tität der beiden Stücke nicht bemerkt hat, sucht die Inschrift zu verdächtigen.
Sie mag von Milesius dem Stich entnommen sein. Auch der Zusammenhang mit der
Boissardschen »Inschrift« CIL VI 3130* Mater Vilia Fagne ist zuzugeben: Boissard
hat sicher seine Fälschung nach der Inschrift auf dem Stich de Rossi 104 gemacht.
Aber an sich bildet die Inschrift keine Anstöße.
Wie ist das Verhältnis der Figuren in den beiden Stichen? Zunächst: mit
keiner stimmt die Statue des Capitols überein. Ihre langweiligen »römischen« Parallel-
falten stehen — das kann man bei aller Umstilisierung durch die Zeichner sicher
sagen — in stärkstem Gegensatz zu der Faltenwiedergabe auf den Stichen. Nament-
lich die Art, wie bei ihnen der rechte Arm im Gewand sitzt, ist gut und von der capi-
tolinischen Statue durchaus abweichend. Diese hat also auszuscheiden.
De Rossi 104 scheint die bessere Wiedergabe der Statue. Hier ist das dem
andern Stich fehlende Attribut, Ähren und Mohn, gezeichnet, das gerade bei
römischen Porträtstatuen häufig ist1). Es ist nicht anzunehmen, daß es hier
willkürlich zugefügt ist, wenn es auch der Deutlichkeit halber vergrößert wiederge-
geben ist. Auch stilistisch hat dieser Stich den relativ strengen Charakter der Statue
offenbar besser bewahrt.
Auch den Stich 104 hat de Rossi aus älterem Bestand übernommen. Er findet
sich schon bei van Aelst 3), ebenso in einem Münchener Exemplar von Cavalleriis
I/II unter den angehängten 16 fremden Tafeln. Es kann also dieser Stich sehr
wohl die Vorlage für Cavalleriis gewesen sein, der nur die Ortsangabe aus Kenntnis
des Originals hinzufügte, eher ist allerdings an eine verlorene gemeinsame Vorlage,
eine Zeichnung, zu denken.
Es ist nicht weiter verwunderlich, daß de Rossi die beiden Stiche 131 und 104
gebracht hat, ohne zu merken, daß es sich um dieselbe Statue handelt. Diese,
wichtig als eine der nicht zahlreichen Statuen von Römerinnen mit Inschrift, bleibt
einstweilen verschollen 3).

Erlangen.

Georg Lippold.

r) Lippold, Kopien 215.
Ashby S. in, III B I (Table a Col. VII).
3) Zu Ashbys Verzeichnissen ließen sich noch
manche Berichtigungen beibringen, so ist
Caval. I/II 8 nicht die Hera des Capitols

(Salone 24), sondern die der Uffizien (EA
91); 35 (De Rubeis 96; Lippold Kopien
Anm. XII 23) ist nicht EA 357, wie schon
das Fehlen der Nebris bei dieser Statue
beweist.
 
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