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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 11.1837

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2. Heft
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Engelhard, Johann Daniel Wilhelm Eduard: Instruction für junge Architekten zu Reisen in Italien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42056#0164

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156 8j Eng elhard, Instruction für junge Architekten zu Pieisen in Italien„
Wenn ich nicht irre, so war es auf dem Hofe hinter dem Gast**
hause zu Pontiebba, wo ich eine sehr compendieuse kleine Mahlmühle sah,
dergleichen dort viele Einwohner zu ihrem Hausgebrauch zu haben schei-
nen, und welche durch einen sehr schmalen, aber sehr schnell strömenden
Canal eines Gebirgsbaches getrieben wurde. Dergleichen Mühlen dürften
in wasserreichen, gebirgigen Gegenden nachahmungswertk sein.
Man bleibt auf der Weiterreise eine Zeit lang in dem Felsenthale.
Es fallen dem Reisenden die fremden, von der Sonne verbrannten Gesichts-
züge der Einwohner, ihre dunkeln Augen und buntfarbigen Kleider, die
meistentheils citronengelb oder caffeebraun sind, auf.
Jetzt sieht man keine hölzernen Häuser mehr, sondern nur steinerne.
In der Mitte der ersten Tagereise empfand ich sehr lebhaft die Ver-
änderung des Climas; denn es wurde, wiewohl es im Januar war, auf
einmal ungemein warm. Bei einer jähen WenduDg des Weges öffnete
sich die Felsenschlucht in eine weit ausgebreitete Ebene; die Alpen zogen
sich rechts und links hin, in schönen, grofsen und mannigfaltigen Gestalten,
an den mit Weingärten bedeckten Hügeln; zu ihren Eüfsen lagen viele
kleine Städtchen, die mit ihren hohen, prismatischen Häusern, welche
keine schweren Dächer drücken, kleinen Cristallgebirgen gleichen.
Das nächste Städtchen ist Yenzona, welches eine Kirche im ge-
mischten italienischen Style hat. Vielleicht sind hier noch mehre Ge-
bäude der Art zu finden. Der Haupt-Eingang der Kirche ist dem vor-
dem Eingänge der Stephanskirche in Wien ähnlich.
In Ospedaletlo ist mir die malerische Bauart der gewöhnlichen
Häuser aufgefallen. Nicht selten sind Säulenhallen und andere architek-
tonische Motive an denselben zu finden; und sie sind nicht etwa kostspielig,
von Quadersteinen, mit vielen Gliederungen, sondern ganz schmucklos von
Backsteinen oder Bruchsteinen gar einfach aufgemauert. Einigen Maurern,
die im Januar ein neues Gebäude aufführten, sah ich ein Weilchen zu,
und freute mich über ihre Gewandheit, Schnelligkeit und Behendigkeit;
sie arbeiteten nach einem andern, viel schnelleren Tacte, wie die Maurer
bei uns3
Von Ospedaletto führt der Weg, nun schon durch die Ebene, nach
San-Daniele, Der Weg über üdine, Codroipo und Valrassone nach
Fordenone soll noch viel schöner sein; ich rathe zu diesem, wenn es
nicht noch besser ist, beide zu machen, indem man eine Excursion von
 
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