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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 13.1839

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3. Heft
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Rosenthal, C. A.: Uebersicht der Geschichte der Baukunst, mit Rücksicht auf die allgemeine Culturgeschichte, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42059#0266

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258

8. Bosenthai, Uebersicht der Geschichte der Baukunst.

$. 11.
Der Monolithen - Ban.
Dem Monolithen-Bau lassen sich nur wenige folgenreiche, indefs
höchst wichtige Gesichtspuncte abgewinnen. Zuvor müssen wir aber über
seine Entstehung eine Bemerkung nachholen. Die beiden bedeutenden
Monolithentempel im Innern der Felsengrotten zu Ellora müssen offen-
bar mit den Grotten selbst gleich alt sein. Nun aber zeigen sie im
Aeufsern nur phantastische, dem Hölenbau entnommene Formen, welche
keine Anspielung auf den Häuserbau enthalten. Dadurch bekommt die in
§. 8. ad 4. zuletzt ausgesprochene Meinung über die Entstehung der Mono-
lithen Gewicht, und es wird ferner wahrscheinlich, dafs diese Hölentempel,
(wenn auch nicht alle ihre Verzierungen) alter sind als der Häuserbau, oder
doch, dafs seine Anwendung auf die Monolithen zu Movalipuram es ist.
Endlich scheinen diese, in Pyramidalform sich erhebenden, mit phantasti-
schen Verzierungen überdeckten Massen das Vorbild der spätem Pagoden
gewesen zu sein.
Wir kommen nun zu den oben erwähnten Gesichtspuncten.
Die Pyramide und die Kuppel, als Spitze oder Dach des Gebäudes,
haben, wenn letztere nicht nach einem einfachen, steilen Spitzbogen geformt
ist, in ihrer Grund-Idee etwas Widerstreitendes. Die runde Kuppel näm-
lich giebt dem Ganzen einen scharf bestimmten Schlafs, der eher nach
unten als nach oben weiset, während die steile und spitze Pyramide sich
in das Unendliche verlieren zu wollen scheint. Dennoch finden sich beide
Formen an den Indischen Bauwerken (und zwar die Kuppel auf phan-
tastische Weise mannigfach ausgebaucht und nicht selten oben abgeplattet),
von früh an, bis in die spätesten Zeiten. Wie kennten sich nun beide neben
einander ausbilden? Ferner: die Kuppel konnte bei dem Bau über der
Erde nur als Folge der Gewölbe-Construction entstehen und angewendet
werden: diese aber setzt eine sehr hohe Ausbildung der Statik voraus;
sie ist nicht von der Art, dafs sie durch Zufall entstehen konnte; nur das
Nachdenken vermochte, sie hervorzurufen: es kann daher, wenn sich auch,
was Langles bestreitet, Andere aber zugeben, in Indien Gewölbe fin-
den sollten, doch in dem hohen Alterthum, mit welchem wir es hier zu
thun haben, eine Bekanntschaft mit dem Gewölbe nicht vermuthet werden.
Ja es mufs sogar bei den Hetrureru eine so sinnreiche Erfindung räthsel-
 
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