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Kaukasische Post: die deutsche Monatszeitung aus dem Südkaukasus — 9.1914 (5. Januar -16. August)

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No. 6 (9./22. 1914)
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16 _ 5lanfafifc^e $ o f t

SDann läutete fic bei ber £auSmeifterin, bie baS
Aufräumen feiner pojnujjg beforgte.

Xu §auSmetfterin ^orte mit btöfwt'oevftänbntSin*
ntgem ÄöpfnicJen ^u unb geleitete bie SDame hinauf in
feine 3ßoI)uimg.

£te breite Ottomane hmrbe $ur Seite gehoben, ber
türf tfd&e Xe^^ict) auSgefepttett — bie oielen bunten iueic^cn
Seibenfiffen burcr)ftöbert.

@S fanb fid) aber nichts.

9>htr gang t>erftecft unter ben uuterften fttffett tagen
jtoei £>aarnabeln.

SDic eine mar folet) glatte f^mar^e Stahlnabel, mie
bie junge $rau fte immer trug, bie anbere fear eine
etmaS größere mit einem getoeHten ©inbug in ber Mitte,
mie bie junge grau fte niemals trug —----

darauf Oergafi fte £lb|lich it/r ^erlenMter, gab

ber biSfretsoerftanbttiSinnigen £>auSmeifterin 3 3Jlarf, bie:
— aber nein boa), aber nein bod; — fagte unb baS
(Mb etnftedte, mährenb bie junge $rau, — bie beiben
.paarnabeln trautyfhaft in ber $anb ^attenb — mit
bebenben Vitien bie %xtpptn Innabfchritt.

3BäJrenb fechS £agen fafj fie faft immer bei ber
fremben &aarnabel.

Safj [tili trauernb baoor, mie Oor einem ©rabe.

,§örte baS ©rammo^on feiner Sßorte bauernb in
ihrem £>iut: „. . . . 9tur £>u .. . . 93efonbere.... toenn 23u
fort bift, atme ia) ben 3)uft deines ÄörperS....."

— @S ift bie grofie Süge — füllte fie. — — (£S

ift mm altes anberS — alles aus---3a) toerbe

nie mehr 311 it}nt gehen. 3$ ioerbe nie mehr auf tlm

ioavten--nie met/r — i$ toerbe — nie — mer}r —

feiner Süge, lauften--@S ift nun alles tot —

3lber am ftebenten &age fam ein 33rief oou ir)m,
barin )ta\xb:

„Sei) erwarte SDict) heute Slbenb 8V2 Ubr, SDu @in*

m* —

^.S. ~ $)ein sJkrlenfoltier fyat ftdj ^ier gefunben."

Sie gervife baS Schreiben, ©ing jum 3a}reibtifa; —
lae nacl;mal§ feine Dielen Briefe unb oerbrannte fie.

^x)x fcfyien, als Oerfanfe ihr Seben olme unb
Stoea*.

— ®S ift nun alles auS, mieberholte fie matt.
SDoa) als es laugfam bunfelte — baeöte fie in plöt)--

lia^em Sd;reden: äßiefo ift benn alles aus? äöarunt? 2öa§
ift au§? unb maS ift anberS? — e« hat fta) ja nichts

geänbert — niajts--es mar aus — fdjon gufcor —

oielleictyt f$on lange jitoor — tuelleidjit fdrnn immer —

nur ia) muffte eS nicht. @S ift ja alles rote bisher!--

eS fann alles bleiben rote bisher!! — ia) brause xx)n
jefct nicht ^u verlieren, benn icr) x)abt ir)n ja febon tängft
Oerloren--- — er barf nur nid)t alnten, bafe ia; eS meifj.

— Sie fTeibete fid) ijt Saftiger Erregung an,
lammte fia) fel;r fa;ön unb befeftigte bie frembe geiveUte
ipaarnabel in i^rer eigenen $rtfur.

Soatev beim matten Scheine ber %mpd fa?ob fie

^eimlia; bie frembe 3^abel ioiebec unter baS unterfte Sei»
bentiffen ber breiten Ottomane. — (fßläx^).

Büchertisch.

$ o l f § t ü m l i a} e ßuttil Unter biefem Xitel l)üt
am 1. Januar im Verlag für SBolf «fünft in Stuttgart, arten *
plat$ 12, eine neue Beitfc^rift ju erfa)einen begonnen, bie in
i^rer 2lrt ümi 3ieue§, (Eigenartiges barfteüen Dürfte. %n
guten nnb frfjöneu Äuuftseitfc^rifteu ift geiuift fein Sauget.
Iber bn für biete Ütfenftt>n bal, loaS bort geboten roirb, ju
x)oa) ift unb mit ^orauSfefeun^en rennet, bie nia)t oorfyanben
ftnb, )o ^offt bie „^olt^tümlidje Eunft", vt>ie ne in u)rem
lettiuort ^eroorbebt, babnre^ ettoaS ganj anbereS unb geioi§
33egrnj3en3roerte3 yi\ tun, ba§ fte fta) einen möglidjfi leid^toer--
ftftnblic^en, in be§ SSorteS befter Sebeutung öolfstümticfyen in«
ftruftioeu %o\\ jur oorneljinileu Slufgabe matyt. (Sine 5lnja§l
beroorragenber 5lünfiler, ^unftgete^rter unb Sc^riftfieller fwt
ber ^olfstümli^en Äunft il)re Mitarbeit jnr SSerfügunfl gefteüt
nnb e§ ftef>t ju l;offtn, bafe e§ bem aU ^uujtfa)nftfteller beftenS
befannten Herausgeber 2lrtl)itr ^DobSfi; gelingen ioirb, eine nn
fta) löblicbe Stbficbt burrf)3nfül;reu unb eine ,3eitfc§rift jit fa)affen,
bie bie üiebe unb baS ^utereffe für bie Äunfi ioirflio) in bie
allerioeiteftett Greife ju tragen imftanbe fein iotrb. Sine 2ln^l
guter Silber unb oor aüem in jebent &eftc ein gro&eS farbige!
^unftblatt werben bei oetbältnismäBig niebrigem ^3retS bie
$olf§tümlia)e Äunfi ju einem SilbuugS- unb §iU)rungSmittel
öurc^ bie Oerfc^lungenen ^5fai?e ber Äunfi machen, bem man bie
btftm 3Bünfa)e mit auf ben 2ßeg geben barf.

Dr. m e b. 20 a p l e r. ®xt fcom&opat^en»
% r a g e unb ber 22B e g 5 u i|rer S ö f u n g n e b ft
einem 9t a a) \v 0 r t in Briefen. Seidig 1913, ®.
2Bittriu ('Bittrin @. SBeife). 24 Seiten, mt. 0,75.

Unter ben ja^treiajen Arbeiten, meiere über &omöofcatlrie
in ^8üa)ern, S9rofa)üren unb Beitfajriften oon ©egneru unb
greunbeu veröffentlicht roorben ftnb, gebührt ber und oorlie«
genbeu 3lb^anblung 0011 $r. Sßa^ler megen i^rer ©eineinoer^
ftänbüa^feit ein ^eröorragenber ^Jlafe. @S Dürfte audj roo^l
faum biele $arfieHungen ber Se^re ^a^nemannS geben, meiere
ber Stürbe beS arjtli^eu StanbeS unb beht ©rufte ber 3aa>
miffenfa)aft beffer ent|>taa;e. ^8om SSerfaffer auf eine l;o^e
SBarte geführt, überblicft ber Sefer, rücfmärts fdmuenb, bie
©ntroicflung ber 3)iebijin bis hinauf ju ^i^ofrateS; mit großer
Älarfjeit treten i^m bic grofjen gefa)itt)tlia?en 3ufammen^nge
oor Slugen.

Der ©runbgebanfe ber ^terfc^eu Arbeit läßt fid) nun
fura in bie Sorte äufammenfäffen: QuxM $u ^»i^ofrateS, bei
beut fitt^ bie ©runbfafce ber „^laoöat^ie" unb ber „^ombooat^ie7'
als gleic^berett)tigte ^rinji^ien ber &eilfunbe uebeneinanber
ftnben.

Die angehängten Briefe tragen ba^u bei, bem Sefer ein
53ilb beS beseitigen Äam^feS ber Homöopathie mit ber Staats--
mebisin, ober btelmebr biefer gegen jene, ju geben, wobei bie
^otte ber yis enertia als 3)?otiO beS ÄampfeS beutlid; beroortritt.

Ä n e i p p «'83 l a t t e r 3ir. 1. unb 2. 24, 3al;rg. 25er-.
 
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