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Tönning

deren seitliche dagegen wie auch die kassettierte Decke des Emporenbodens vermutlich von
1863 stammen. —Die elf Felder der östlichen Brüstung durch zwölf Freisäulen unter-
87 teilt. In Sockelfries und Unterschwüngen vorzügliches Akanthusschnitzwerk um 1703,
u. a. mit Vogelköpfen, die aus Blättern entwachsen. Im Mittelfeld geschnitztes Wappen
mit reicher Helmdecke (Herz mit gekreuzten Pfeilen, aus dem Rosenknospen erblühen,
auf dem Helm drei Rosen). Darunter die geschnitzte Inschrift (erhabene Kapitale): „GOTT
ZU EHREN UND ZU REPARIRUNG DIESER DURCH FEINDLICHE BOMBEN
UND GESCHÜTZ ANNO 1700 SEHR RUINIRTEN KIRCHEN SODAN SU STIF-
TUNG EINES GUTEN ANDENCKENS HAT FRAW MARIA THOMSENS EIN
TAUSEND MARCK LÜBISCH AUS CHRISTLICHER LIEBE GESTEURET.“
Laut Kirchenchronik Umbau von 1703.
j. Nach Nordwesten anschließend 1635 ein kurzes Emporengestühl („Predigerstul“) an-
gebaut, das später als Kommandantengestühl Verwendung fand. An der getäfelten Brüstung
im oberen Gesimsfries die Inschrift (Fraktur geschnitzt): „zu gottes ehre und der kirchen
ziehr hatt der ehrbar peter ellerhusz diesen predigerstul gemachet und zu gedechtnisse
der kirchen verehret, anno domini 1635.“ Zwischen dem Text Hausmarke. In der Füllung
darunter geschnitztes Wappen, neu eingeschraubt (nach rechts blickender Schwan mit ge-
kreuzten Pfeilen und zwei Sternen, in der Helmzier Totenkopf zwischen zwei Flügeln).
Wahrscheinlich ist die ganze Anlage der Lettnerempore nach dem Chorneubau von
1633 etwa gleichzeitig mit der Schnitzerei des Altares (1634) und der Abendmahlsbänke
errichtet. In dem Meister Peter Ellerhusz1, der 1635 den Predigerstuhl gestiftet und sig-
niert hat, darf man wohl den Schöpfer dieser erwähnten Ausstattungsstücke des Chores
vermuten?
An der Westseite der Empore sind die Wappen der Stifter und außerdem die Inschrift
„J. A. K. V. K. — F. M. E. K. V. K. — G. V. O.“ vorhanden.
Chorgestühl mit "Beichtlogen und Kriegerehrung: An den Längswändendes Chores
zieht sich das Chorgestühl mit je einer Gestühlsloge im Osten hin (Gesamtlänge 10 m,
die Brüstung: H. 113, die Logen: H. 205 cm). Eichenholz — Vor durchlaufenden Sitz-
bänken mit getäfelter Rückwand, in die 1921 die 39 Inschrifttafeln der Kriegerehrung
eingelassen sind, die durchlaufende Brüstung mit geschnitzten Füllungen. An den öst-
lichen Enden die Beichtlogen mit Tür und z. T. vergitterten Fenstern. — Das Be-
schlagwerkornament deutet auf das Ende des 16. Jhdts. Wahrscheinlich 1587 entstanden
und 1633 in den neuen Chor wieder eingebaut. —Acht Füllungen des südwestlichen Chor-
gestühls mit Intarsia aus Resten eines Gestühls vom Beginn des 17. Jhdts. (1620 oder
1612?) wohl nach dem Gewölbeeinsturz von 1700 hier eingeflickt.
Gemeindegestühl: Im Schiff das zweigeteilte Gemeindegestühl mit breitem Mittel-
gang. — Alt daran sind die 49 Türen und Gestühlswangen mit schönem Akanthusschnitz-
werk (auch Sonnenblumen, Girlanden mit Früchten und Quasten). Anfang des 18. Jhdts.,
wohl nach der Beschießung von 1700.
Im Nordosten des Gestühls als Querriegel eingebaut der heutige Pastorenstuhl, an dem
drei Türen und Zwischenstücke eines älteren Gestühls (um 1635) wiederverwendet sind.
1 Der 1655 noch bei einer Stiftung für die Orgel erwähnt wird (Dän. Atlas VII, S. 825).
2 Vgl. dazu Stork I, 1932 über den Altar S. 32, den Lettner S. 34, die Bänke S. 35 und Stork II, 1933
Altar S. 201 und Lettner S. 201, der ohne Grund J. Hennings als Meister dieser Stücke einsetzt.
 
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