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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Weihnachtsbücherschau
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92

Weibnacktsbücherschau

Källjchen und Graf Strahl. von A. Zick

Aus .Aleist, Aäthchen von heilbronn^', illustr. von A. Zick. Verlag von A. Goldschmidt in Berlin (Siebe S. 94)

treffen, und da da? Buch selber mit Begeisterung für den Stoff
und keineswegs ohne Humor geschrieben ist, so kann man es
denen wohl empfehlen, die sich über diese stolzeste Vertretung
unsrer Nation unterrichten wollen.

Eine, wohl durch die Reisen unsres Kaisers nach Norden
veranlagte, aber jedenfalls sehr willkommene Schöpfung ist „das
malerische Schweden" (Breslau Schottländer), von dem
einstweilen zwar nur das erste Heft vorliegt, das aber doch
vollkommen ausreicht, uns über den Charakter des auf 10
Lieferungen (Preis der Lsg. I M., Jll.-Probe sieheS.91) berechneten
Ganzen zu unterrichten. Natürlich sind die durchweg von Schweden
selber gezeichneten und recht gut in Holz geschnittenen Illu-
strationen die Hauptsache, unter ihnen sind die von Hernlund
und Haglund die besten und in der Thal vortrefflich. Das Ganze
kann sich jedenfalls den ähnlichen Werken, die wir über die öster-
reichische Monarchie, die Schweiz, Italien re. besitzen, sehr wohl an
die Seite stellen.

Bon den oft ein wenig zweifelhaften Wunderwerken der
modernen Kunst weit hinweg führt uns der „Klassische Bil-
derschatz" (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, jährlich
24 Lieferungen zu 50 Pfg.) zu denen, welche die schwerste Probe,
die der Jahrhunderte, schon hinter sich haben. Daß unser Unter-
nehmen die seinige vortrefflich überstand, d. h. einem wirklichen
Bedürfnis entsprach, das beweist uns sein nunmehriges Eintreten
in den dritten Jahrgang, wie sein allmähliches Erscheinen in vier
Sprachen. Man darf ihm denn auch das Zeugnis ausstellen,
daß sich die Güte seiner Reproduktionen unstreitig fortwährend ge-
steigert hat. Hier ist denn auch die merkwürdige Billigkeit dieser
Sammlung eine vollgültige Entschuldigung für die unvermeidliche
Mangelhaftigkeit mancher dieser Nachbildungen, um so mehr, als
deren Lrginale sich ja oft im schlechtesten Zustande befinden, so
daß selbst die besten Photographen daran scheiterten. Jedenfalls
hat sich die Zahl der einen wirklichen Genuß bietenden Blätter
im Lause des Erscheinens unsres Werkes entschieden gesteigert.
Unfern heutigen Naturalisten möchten wir aber das Werk um so
dringender empfehlen, als sie hier am besten zu sehen vermögen,
wie man von aller platten Naturnachahmung weltweit emfernt sein
und doch einen tiefen Eindruck auf das Gemüt Hervorbringen kann.

Ein recht interessantes Unternehmen ist dann „Das Kaiser-
buch", acht Jahrhunderte deutscher Geschichte von Karl dem
Großen bis Maximilian I. von Dr. N. Herrig, Berlin, Mücken-
berger. (4. Halbband Preis 30 M.) Dieses, von Th. Kutschmann
außerordentlich reich mit Initialen, Randleisten und vielen Ab-
bildungen der gleichzeitigen Baudenkmale im -vext ausgestattete
Prachtwerk hat sich das Ziel gesteckt, durch seine reiche Ornamen-
tterung wie oie Bilder uns immer ein Gemälde der jeweiligen
Kulturperiode zu geben, und erreicht diesen Zweck auch in sehr
ansprechender Weise. Der vorliegende erste Halbband geht von
Karl dem Großen bis zu Lothar 1137, und versinnlicht uns sehr
gelungen nicht nur die Stil- und Zierformen jener Zeit, sondern
auch das, was von ihren Baudeukmalen sich bis heute erhallen
hat wie von Bildnissen der handelnden Personen, so daß man das
Werk als ein durch solche künstlerische Ausstattung sehr interessantes
Kulturbild wohl empfehlen kann.

Als Nachtrag zu unsrer Besprechung von Radierungen in
Heft 4 berichten wir noch über eine inzwischen eingetroffene Radierung
von L. Herterichs bekanntem Gemälde eines altdeutschen Brautzuges,
von A. Schultheiß eben vollendet. Das anmutige Bild des aus dem
Dunkel des Waldes unter dem Bortritte lustiger Musikanten heraus-
kommenden und dem Schlosse nahenden schönen Paares wie seines
Gefolges ist sehr wirksam wiedergegeben, so daß das ansprechende Blatt
sich besonders zu Kunstvereinsgeschenken eignet, da die farbige Erschei-
nung des glänzenden Zuges besonders gut gelungen ist. Phan-
tastischer, aber ebenfalls sehr ansprechend ist dann das vom Vater
Schultheiß nach dem Bilde des eigenen Sohnes radierte Blatt,
welches uns den in der Morgendämmerung vom Himmel herab-
geschwebten Friedensengel zeigt, der sich am Schallfenster eines
gotischen Kirchturms niedergelassen hat, während die ihn be-
gleitenden Engelknaben jubelnd herumflatternd die Stränge der
Glockenzum„Friedensg eläute" ziehen, um damit die Bewohner
des tief unter ihnen schlummernden Städtchens zu überraschen
und sie mit ihren Blumenspenden zu überschütten. Das überaus
poetisch gedachte Bild hat im Stich dieselbe traumhafte Wirkung
behalten, wie sie das Original zierte. Hatte man in Schultheiß'
trefflichem Stich nach Tizians weltberühmtem Zinsgroschen in
die Dresdener Galerie Gelegenheit zu sehen, wie sein Grabstichel
 
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