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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0131

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Denkmäler :c. — Ausstellungen, Sammlungen rc. — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst

95

Zeit mitgeteilten Konkurreuzbedingungen in einzelnen Punkten
näher erläutert, bezw. abgeändert zu sehen. Ich habe Ihre
Wünsche zur Kenntnis Sr. Majestät des Kaisers gebracht und
erwidre Ihnen nunmehr ergebenst das Folgende. Die öffent-
liche Ausstellung der eingelieferten Konkurrenz-Entwürfe ist
in sichere Aussicht genommen; wenn die Bedingungen in
dieser Hinsicht in die Form eines Vorbehaltes gekleidet
worden sind, so hat dies seinen Grund darin, daß Ort
und Zeitdauer dieser Ausstellung noch nicht haben bestimmt
werden können Die von Ihnen anscheinend gehegte Besorg-
nis, daß die Veranstaltung einer solchen Ausstellung nicht
in der Absicht liege, ist unbegründet. Eine Erhöhung der den
Bewerbern zugesicherten Entschädigung vermag ich zu meinem
Bedauern mit Rücksicht aus den Umfang der zur Verfügung
stehenden Mittel nicht in Aussicht zu stellen. Hinsichtlich der
in den Bedingungen vorbehaltenen Prämiierung bemerke
ich, daß die Absicht besteht, die besten Entwürfe in den Grenzen
der verfügbaren Fonds durch Preise auszuzeichnen; über Zahl
und Betrag der letzteren sind im voraus genauere Festsetzungen
um deswillen nicht getroffen, weil in dieser Beziehung der zu-
künftigen Entscheidung, für welche nur der künstlerische Wert der
eingehenden Entwürfe den Maßstab abgeben kann, nicht vorge-
griffen werden soll. Ihrem Verlangen, daß demjenigen, dessen
Arbeit als die beste erkannt wird, an erster Stelle eine Mitwirkung
bei der Ausführung des Denkmals zugesichert werde, kann eine
Berücksichtigung nicht zu teil werden. Eine solche Zusage ent-
spricht nicht dem allgemeinen Gebrauch bei wichtigen Preisbe-
werbungen und sie läßt sich auch um deswillen nicht rechtfertigen,
weil damit der die Ausführung bestimmenden Stelle eine Be-
schränkung auferlegt werden würde, welche sich den späteren ob-
waltenden, vielleicht veränderten Verhältnissen gegenüber als zweck-
widrig erweisen könnte, lieber die Ausführung muß vielmehr
. die volle Freiheit der Entschließung gewahrt bleiben. WaS die
Frage der Beurteilung der Entwürfe anlangt, so ist hierüber eine
Bestimmung noch nicht getroffen; sobald dies der Fall sein wird,
werden die an dem Wettbewerb beteiligten Künstler davon in
Kenntnis gesetzt werden. Den Gründen, welche Sie für eine Ver-
längerung der Frist für die Einlieferung der Entwürfe geltend
machen, will die Reichsverwaltung gern Rechnung tragen. Ich
setze demgemäß den äußersten Termin für die Einlieferung auf
den I. Juli 189 l fest. Was endlich die Namen der zu dem
Wettbewerb aufgesorderten Künstler anbetrifft, so hat die Mehr-
zahl derselben Ihre Eingabe unterzeichnet. Außer den Unter-
zeichnern sind nur der Professor Begas, der Professor Rümann,
der Professor Schilling und der Bildhauer Hildebrand zur Be-
teiligung eingeladen. Den Unterzeichnern der Eingabe wollen
Sie von dem Inhalt dieses Schreibens gefälligst Mitteilung
machen. Der Reichskanzler. In Vertretung: von Boetticher.

tt. Hanan. Kultusminister von Goßler hat dem Komitee
des Grimm-Denkmals mitgeteilt, daß der in Aussicht gestellte
Staatspreis von 25,000 Mark nicht gewährt werde, weil das
Komitee dem vom Preisgerichte fast einstimmig gefüllten Urteile
nicht die erforderliche Beachtung geschenkt und ohne Rücksicht aus
die Entscheidung der Preisrichter statt mit dem Urheber des an
erster Stelle prämiierten Modells von Professor Wiese, Hanau,
mit einem andern Künstler über die wirkliche Denkmals-Aus-
führung unterhandelt habe. Die Honorare der am Wettbewerbe
beteiligten Künstler, im Betrage von 7200 Mark, werden auf
Vorschlag der Landeskunstkommission vom Kunstsonds übernommen.

Ausstellungen, Sammlungen ekr.

^ Berlin. Der Verein Berliner Künstler hat in einer
außerordentlichen Hauptversammlung am 15. November beschlossen,
aus Anlaß der im nächsten Jahre stattfindenden Feier seines
50 jährigen Bestehens eine internationale Kunstausstellung zu ver-
anstalten. Nachdem der Senat der Kgl. Akademie der Künste es
abgelehnt hatte, die Veranstaltung einer solchen Ausstellung zu
übernehmen, ist dem Verein Berliner Künstler auf sein diesbez.
Gesuch von Sr. Exzellenz dem Herrn Kultusminister das Landes-
Ausstellungsgebäude für das nächste Jahr zur Verfügung gestellt
und die weitgehendste Unterstützung der kgl. Staatsregierung zu-
gesichert worden. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat das
Protektorat über die Ausstellung, welche am I. Mai 1891 eröffnet
werden und ca. fünf Monate dauern soll, übernommen, und Se.
Majestät der Kaiser, welcher dem Unternehmen der Berliner
Künstlerschaft das größte Interesse entgegenbringt, hat bereits die
Stiftung von goldenen Medaillen zugesichert. Mit der Ausstellung,
deren Programm sofort zur Versendung gelangen wird, soll als

besondere Abteilung derselben
eine Ausstellung von illustrierten
Prachtmerken des Verlagsbuch-
handels, von gemalten Fächern,
sowie von Adressen und Diplomen
verbunden sein. Ferner sollen
auch hervorragende Werke des
Kunstgewerbes auf Grund persön-
licher Einladung zugelassen wer-
den. Der Vorstand, dem eine
all lloc gewählte Ausstellungs-
kommission zur Seite stehen wird,
ist durch einstimmigen Beschluß
des Vereins beauftragt worden,
sofort alle nötigen Schritte für die
Veranstaltung der Ausstellung
zu thun, und es sind bereits
die nötigen Vorarbeiten für eine
bessere Einteilung der Räume
und vollständig neue Dekoration
des Ausstellungs-Gebäudes im
Gange, so daß auch nach dieser
Seite hin von der Künstlerschaft
nichts unterlassen werden dürste,
was zu bestem Gelingen des gan-
zen Unternehmens beitragen kann.

Hausball. von p. tseydel

Gesellige Freuden". Verlag von Mar
Rrause in Berlin. (Siehe S. 9l)

Kunstlilieraiur und vervielMkigendr Kunst

lg. Lothar Abel, das elegante Wohnhaus; eine An-
leitung, Wohnhäuser außen und innen mit Geschmack zu erbauen
und auszustatten. (Wien, A. Hartleben, Pr. 8 M.) — Das Buch wendet
sich, wie die Vorrede betont, Mehr an die Hausbesitzer und solche, die es
werden wollen, als an die Architekten; der Verfasser empfindet in der
Fachlitteratur eine Lücke insofern, als kein Buch existiere, durch welches
die Bauherren gelehrt würden, „die Werke der Baukunst nach ihrem
inneren Werte zu beurteilen und die verschiedenen Grade ihrer
Vollkommenheit einigermaßen zu schätzen". In den einzelnen Ab-
schnitten werden die Anordnung deS Grundrisses, die Entwickelung
der Fassaden, der innere Ausbau — Treppen, Vestibül, Zimmer,
Säle -c. — mit besonderer Ausführlichkeit behandelt und durch
zahlreiches Jlluslrationsmaterial beleuchtet. In bezug auf letzteres
fällt auf, daß die moderne Architektur fast gar nicht ver-
treten ist; die durch Abbildungen vvrgeführten Beispiele ganzer
Fassaden, sowie einzelner Thüren, Decken, Fenster rc., gehören zum
Teil der italienischen Renaissance, in ihrer erdrückenden Mehrzahl
aber dem Barock- bis Zopfstil an und sind zu mehr als 90 Proc.
nach alten Stichen reproduziert. Das Buch, das manchem bau-
lustigen Kommerzienrat einiges Verständnis für das Schaffen des
Architekten erschließen wird, ist im ganzen vielleicht zu sehr
akademisch gehalten; die Ausgestaltung von Jnnenräumen ohne
Mobiliarangabe, nur mit den architektonisch durchgeführten Gliede-
rungen, genügt für heutige Anforderungen kaum, und es wären
Winke über die harmonische Einpassung moderner Anlagen —
Telephon, Aufzüge, Gas oder elektrisches Licht :c. — sehr vor-
teilhaft gewesen. (Jll.-Probe s. S. 96.)

O. Über die Anfänge des Kunstwerkrechts entnehmen
wir aus einer Abhandlung Prof. vr. Kohlers in Würzburg, ab-
gedruckt in Büschs Archiv Bd. 47, S. 195 ff., nachstehende, für unsere
Leser interessante Notizen: 1. Am 18. Januar 1550 erteilte Kaiser
Karl V. dem Hans Zeitblom für ein in Kupfer gestochenes Bild ein
 
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