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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0171

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen -c.

,27

tt. London. Am 1l. Dezember starb hier der bekannte
Bildhauer Sir Edgar Böhm im Alter von 56 Jahren, ein
geboruer Wiener. Nachdem Böhm in Wien, England, Italien
und Paris seinen Studien obgelegen, liest er sich 1862 in England
als Bildhauer dauernd nieder. Im Jahre 1882 wurde Böhm
zum Mitglied« der Königlichen Akademie der Künste gewählt, und
1889 verlieh ihm die Königin die Baronetwürde Zu den
Hauptwerken des Künstlers zählen: eine Marmorstatue der Königin
Viktoria für das Schloß Windsor; eine Reiterstatue des Prinzen
von Wales für Bombay; eine Reiterstatue des Feldmarschalls
Lord Napicr von Magdala für Kalkutta; die Standbilder Thomas
Earlyles und William Tyndalts am Themseguai in London; die
neue Reiterstatue des Herzogs von Wellington am Hydepark
Eorner; die Jubiläumsstatue des Prinzen Albert im großen
Park von Windsor; die Statue Lord Beaconsfields in der West-
miuster-Abtei und die für die St. Georgskapelle bestimmte kürz-
lich vollendete Statue Kaiser Friedrichs.

tr. Düsseldorf. Am 2. Dezember 1890 starb hier der
Landschaftsmaler Ferdinand Hoppe, geboren 1848 in Dorpat,
infolge eines unglücklichen Sturzes; am 3. Dezember 1890
Karl Hilgers, einer der ausgezeichnetsten Landschaftsmaler der
älteren Düsseldorfer Schule, im Alter von 72 Jahren; er war
1818 hier geboren und mit Ausnahme eines Aufenthaltes in
Berlin und Paris stets in Düsseldorf wirksam. Seine holländischen
Winterlandschaften mit reicher figürlicher Staffage werden sehr
geschätzt.

Gestorben. Am 13. September in Bordeaux der Land-
schaftsmaler Amedee Baudit von Genf im Alter von 65
Jahren. — Am 12. Dezember in Ouchy bei Lausanne Franqois
Bociou im Alter von 63 Jahren, trefflicher Maler des Genfersees.

Denkmäler rkr.

^ Der rheinische Proviuzial-Landtag hat sich über den
Ort, an dem das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz errichtet
werden soll, nicht zu einigen vermocht und deshalb nach dem Vor-
gang des Reichstags den Ausweg eingeschlagen, die Entscheidung
Seiner Majestät dem Kaiser anheim zu geben. Bon Interesse
bei per Beurteilung der Denkmalsfrage dürste eine kürzlich in
die Öffentlichkeit gedrungene Äußerung der verstorbenen Kaiserin
Augusta sein. Sie gab der Meinung Ausdruck, daß das Denk-
mal nach Koblenz gehöre, wo der Kaiser als Prinz von Preußen
längere Zeit gelebt und an dem Plan zur Reorganisation der
preußischen Armee gearbeitet habe. Im übrigen darf man wohl
behaupten, daß bei einem von der Provinz errichteten Denkmal
der Hauptstadt dieser Provinz, hier also Köln, ein natürliches
Vorrecht gebührt.

— Berlin. JnderGladenbeckschen Bildgießer« zu Friedrichs-
Hagen wird außer dem Scheffel-Denkmal sür Heidelberg demnächst
noch ein zweites Monument des Dichters in Angriff genommen,
welches Pros. Bolz für Karlsruhe modelliert hat. Von den Ko-
lossalbüsten sür die Ruhmeshalle sind neben derjenigen Bismarcks
von Reinhold Begas nun auch zwei andre fertiggestellt: die
Standbrustbilder von Scharnhorst und Roon, die Professor Calan-
drelli geschaffen hat. Hierzu kommt noch von Professor Schapcr
die Kolossalbüste des Freiherr» vom Stein, die sich in der Gießerei
schon in Arbeit befindet.

* Dresden. Für das Ludwig Richter-Denkmal sind bisher
ungefähr 25,700 M. eingegangen, wovon indeß mehrere Tausend
Mark für Kosten abgezogen werden müssen. In der letzten
Sitzung des Denkmals-Ausschusses ist beschlossen worden, seiner Zeit
einen allgemeinen deutschen Wettbewerb auszuschreiben; indes soll
vorläufig noch ruhig weiter gesammelt werden. Von den mannig-
fachen Veranstaltungen, Geld zu beschaffen, sind nur einzelne
von Erfolg gewesen. Eine Pfennigsammlung in Sachsens Volks-
schulen hat gegen 2000 M. eingebracht, während seiner Zeit für
das Nieritz-Denkmal auf gleiche Weise 15,000 M. zusammenge-
bracht wurden. Die Richter-Feier der Dresdener Kuustgenossen-
schaft hat den verhältnismäßig hohen Überschuß von 2500 M.
gebracht. Versuche, aus Amerika und England Beisteuern zu er-
halten, sind bis auf einen Beitrag von 5 M. erfolglos geblieben.

' Dresden. Für das Gottfried Semper-Denkmal sind
nun lbis Ende 1890) 19,718 M. gesammelt, so daß nunmehr mit
der Ausführung des Denkmals begonnen werden kann. Sie ist
bekanntlich Prof. Johannes Schilling übertragen worden.

Preisausschreiben

— Prag. Der Verein deutscher Schriftsteller und Künstler-
in Böhmen „Concordia" schreibt ein Reisestipendium, beziehungs-

weise zwei Stipendien im Gesamtbeträge von 400 sl. aus, für
deren Verleihung nachstehende Bestimmungen gelten: 1. Das
Stipendium ist für deutsche in Böhmen lebende Vertreter der bil-
denden Künste (Malerei, Bildhauerei, Architektur), eventuell für in
Böhmen geborene, außerhalb Böhmens lebende deutsche Künstler
derselben Art bestimmt. 2. Die Bewerber haben außer ihrem
Geburtsschein und dem curriculum vitas den Nachweis ihrer selb-
ständigen künstlerischen Thätigkeit beizubriugen. 3. Tie Bewerber-
Haben in ihrem Gesuche die Art und Weise der Verwendung des
Stipendiums bekannt zu geben. 4. Ter Stipendist hat nach Ver-
lauf eines Jahres einen Bericht über die Verwendung des Sti-
pendiums zu erstatten. 5. Die Gesuche sind bis 1. Februar 1891
an die „Concordia" Prag zu Händen des Ausschußmitgliedes
Prof. Emil Rehmer, Weinberge, Billa Helminger, einzureichen.
6. Die Erteilung des Stipendiums, beziehungsweise der Stipendien
erfolgt auf Vorschlag der Sektion für bildende Kunst durch den
Ausschuß des Vereins am I. März 1891. Auf Grund der ein-
gelaufenen Gesuche wird zugleich die Entscheidung stattfinden, ob
der Gesamtbetrag von 400 fl. zu einem Stipendium im Gesamt-
beträge der Summe, oder je zwei Stipendien von je 200 fl. ver-
wendet wird.

Ausstellungen, Sammlungen elr.

d. In der neu eröffnet«: Kunstausstellung von Littauer
am Odeonsplatz befindet sich eine ganze Reihe interessanter Ge-
mälde. Die piäce cke resistauce bilden die süns Sinne von
Makart. Sie sind keine Neuheit für München. Aber es ist
schon so lange her, seit man sie sah, daß sie fast wie eine Neu-
heit wirken. Seit der Zeit ihrer Entstehung hat die deutsche
Kuustenttvickelung stürmische Fortschritte gemacht; neue Gedanken,
neue Ideale sind aufgetaucht und zum größten Teil Gemeingut
aller geworden, eine neue Kunst hebt schüchtern ihr Haupt em-
por aus dem brausenden Meere der Versuche, Verirrungen und
Prinzipienreitereieu. Und wenn wir nun, nachdem unser Auge
sich an so andres gewöhnt, nachdem unsre Empfindungen durch
die naturalistische Schule gegangen sind, vor den Makartschen
Werken doch mit der wärmsten Anteilnahme, mit frohem Ge-
nießen verweilen können, woran liegt das wohl? Doch eben
daran, daß es ein Talent, ein großes Talent ist, dessen Stimme
zu uns spricht, dessen ursprüngliche Kraft uns den Abgrund
vergessen läßt, der zwischen zwei Zeitaltern klafft. Auch für
Lenbach möchte ich das gelten lassen; so wenig man oft mit
ihm in seinen Künstmitteln übereinstimmen möchte, die macht-
volle Individualität reißt den Beschauer fast immer mit sich
fort. Das Werk freilich, das hier zu sehen ist — ein Porträt
Bismarcks in Hausmütze und Hausrock — gehört zu den schwä-
cheren Arbeiten des Künstlers. Bei weitem moderner als diese
zwei wirkt der alte Menzel. Schon seine Motive tragen viel
dazu bei. Die Wand eines Hinterhauses, grell von der Sonne
beleuchtet, ein schattiger kleiner Hof, aus dem Hühner sich um-
hertummeln. Alles mit emsigem Fleiß studiert, wie man das
bei Menzel gewohnt ist, und mit der Sicherheit und souveränen
Beherrschung der Mittel gemacht, die bei ihm selbstverständlich
ist. Ein zweites Guasche desselben Meisters, die Ausschmückung
eines Altars, stammt aus seiner älteren Periode. Piglhein bringt
zwei Pastelle, die unter seinen vielen ausgezeichneten Arbeiten
zu den allerbesten gehören. Das eine, ein nacktes Mädchen im
Grase liegend, im Begriff, einen Schmetterling zu Haschen, ist
voll entzückender Liebenswürdigkeit, lebensfroh und heiter, voll
köstlichem Farben- und Formenreiz, das andere, ein Frauen-
kopf, herb und düster, voll edelster Tragik und meisterhaft ge-
zeichnet. Das Pastellporträt F. A. Kaulbachs, des zarten und
eleganten, hat einen schweren Stand dieser Wucht gegenüber.
Von der vorjährigen Ausstellung her bekannt sind einige vor-
treffliche Guasche von Dill. Vornehm gesehen und keck und
sicher hingesetzt wirken sie überaus anregend. Auch Marr er-
weist in einigen kleineren Arbeiten sein sicheres Können. Beson-
ders die Kommunikantin ist wegen der reizvollen Wiedergabe
der Lichtfülle eine bemerkenswerte Arbeit. — In einigen Aqua-
rellen und besonders in einem Atelierinterieur zeigt Thomas
ein ernstes Wollen und eine sehr beachtenswerte technische Voll-
endung. Als neues, kräftig aufstrebendes Talent ist Heinrich
Hoffmann auf dem Kampsplatz erschienen. Er malt Bilder aus
dem Soldatenleben. Ein Schlachtfeld, Soldaten in der Kirche,
eine Patrouille. Rücksichtslose, fast brutale Wahrheitsliebe zeichnet
seine Arbeiten aus, breit und derb ist seine Handschrift, die
Zeichnung sicher, die Farbe voll Kraft. Unter den deutschen
Malern, die sich mit dem Heere beschäftigen, gibt es wenige,
 
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