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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur- und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0226

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Personal- und Ateliernachrichten — Preisausschreiben

Wutierglück. von F. v. Ljsinond

reicht, in welchem er das Hinsterben des eben die Welt blitzhell
erleuchtenden Meteors Napoleon in ergreifender Weise schildert. —
Das Bild wurde bekanntlich im vorigen Jahre von dem ehe-
maligen Besitzer deS Louvremagazin Chauchat um 850,000 FrcS.
erworben. Tie von dein Pinsel Meissoniers hcrriihrendcn
Porträts sind nicht zahlreich, aber einzelne — nicht alle — von
großer Vollendung, so namentlich das von Dumas bis, aber
vor allem das von dem Politiker Viktor Lefrane, welches de»
besten Holländern an die Seite gestellt werden kann. Wo s o
viel Licht, ist zweifellos auch Schatten. Aber in die Kränze,
welche inan auf Gräber senkt, windet inan keine Tisteln, und
diese Zeilen sollen nichts weiter sei», als ein schnell geflochtener
bescheidener Kranz, den wir mit all den anderen, die heute in
Poissy, dem Tusenlum des Meisters, die Gruft bei seiner Be-
stattung umstehen, auf den kleinen Hügel legen wollen, der sich
über seiner sterblichen Hülle wölbt.

OL. Paris. Er ist ein gar gestrenger Herr, der Meister
Tod, in diesem Monat Januar und noch dazu ein Feinschmecker.
Unerbittlich sucht er sich seine Beute unter den duftenden Blüten
am Baume der Menschheit, unter Schriftstellern und Künstlern,
und unter diesen sind ihm die Besten gerade gut genug. Am
7,0. Januar ist Chaplin der französischen Kunst geraubt worden.
Obwohl Engländer von Geburt (geb. 6. Juni 1825 in Andelys
von englischen Eltern), gehört er doch durch seine gründliche
Kenntnis aller Hilfsquellen der Kunst, durch seine liebevolle ge-
wissenhafte Beobachtung der Natur, durch seine elegante und
sichere Zeichnung, vor allem aber durch seinen Geschmack der
französischen Schule au. Und wie sollte -er, der in unseren
Tagen die Kunst eines Fragvnard, Watteau und Boucher mit
einem Beigeschmack von Modernität wieder aufzunehmen begann,
nicht den Franzosen beigezählt werden? Kuriose Wege ist der
Schöpfer der Grazien und Auroren mit den langbewimperten
schmachtenden Augen, den kußfrohen Lippen, dieser Anakreontiker
in rosa und weiß, gewandelt, hat er doch erst Heiligenstoffe, wie
einen von Pfeilen durchbohrten hl. Sebastian, verübt, um daraus
seinen Pinsel in Ruß und Rauch zu tauchen und die schwarzen
Interieurs auvergnatischer Hütten gewesener und Zukunfts-
Schornsteinfeger, wie diese Bauerntypen selber zu malen, bis er
endlich seine Straße gefunden, die ihn zu Ruhm und Ehre ge-
führt hat. -Mens an Lbrpl,n< hörte man häufig vergnügt
von den Salonbesuchern beim Betreten eines Saales ausrufen.
Ja, man erkannte seine Bilder schon von weitem an dem köstlich
delikaten Kolorite, an der wollüstigen Eleganz und der schein-

baren Vernachlässigung, welche thatsächlich, indem sie jene pikanter
machte, eine genaue Kenntnis seiner Kunst, eine wunderbare
Technik verrieten. Chaplin hat zahlreiche Dekorationen für die
Miilcrien geliefert, die alle ein Raub der Communebrände ge-
worden, er ward nach 1870 einer der beliebtesten Porträtmaler
der Damenwelt des Faubourg und fand noch Zeit, für die
Kupferstichsammlung des Louvre Rubens' Frau und die Ein-
schiffung nach Cythera zu stechen. Luxete veneres cupickmesqae!

Gestorben. Am 2l. Januar zu Berlin Professor August
Wredow, Bildhauer, im Alter von 86 Jahren. — Am 25. Jannar
zu München der Lbcrbandirektor K. v. Lcimbach.

Preisausschreiben

^ Dresden. Die Gencraldirektion der kgl. Sammlungen
für Knust und Wissenschaft erläßt folgendes Preisausschreiben für
die Bekrönungsgruppcn des Albertinums zu Dresden. Verlangt
werden plastische Skizzen in einem Zehntel der Ausführungsgrößc
zu drei Gruppen auf 2 Breit- und eine Querfront des Älberti-
nums. Die Bewerbung kann sich sowohl auf eine einzelne als
auch auf alle drei Gruppen erstrecken. Tie Gruppen haben dar
zustellen auf der Hauptseite nach dem Belvedere: die Kunst mit
der Steinbildhaucrei und dem Erzguß, auf der entgegengesetzten
Seite den Herrscher Ruhm als männliche Gestalt mit den Ab-
zeichen der Hcrrschergewalt, ihm zu Seiten die StaatSknnsi und
die Kriegskunst; an der Schmalseite die Saronia mit zwei Kinder-
siguren. Die Höhe der Mittelfigur einer jeden Gruppe im auf-
rechten Stande vom Fußpunkte an ist auf 3m 50 cm bis

3 m 70 cm angenommen. Ausladungen in die Höhe sind bis

4 m 50 cm zulässig. Die architektonischen Ausbauten im Grnnd-
und Aufrisse sind — soweit der Vorrat reicht — bei der Central-
stelle für Hochbau, Dresden, Annenstraße 17, unentgeltlich zu
haben. Für die Ausführung einer jeden dieser drei Gruppen in
bestem weißen Postelmitzer Figurensandstein wird voraussichtlich
ein Betrag von 10—12,000 Mark zur Verfügung stehen können.
Die Entwürfe sind bis zum l. Juni 1891 unter der Bezeichnung
Wettbewerb an die Direktion der kgl. Skulptursammlung im
Albertinum mit Kennwort und mit dem Namen des Bildhauers
im gleichbezeichneten verschlossenen Briefumschläge einzusendcn.
Später eintreffende Entwürfe bleiben von der Preisbewerbung
ausgeschlossen. Ebenso können im Maßverhältniß zn stark ab-
weichende Entwürfe ohne weiteres zurückgewiesen werden. Die
Koste» der Rücksendung trägt die Gencraldirektion. Das Preis-
 
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