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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur- und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0227

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Preisausschreiben — Ausstellungen, Sammlungen re.

geeicht besteht aus den Herren: Geh. Oberbaurat, Oberlandbau-
meister Canzler, Bildhauer R, Diez, Bildhauer H. Epler, Professor
vr. I. Schilling, Direktor Professor De. Treu, sämtlich in Dresden.
Für die nach dem Mehrheitsurteil des Preisgerichts besten Ent-
würfe werden drei erste Preise zu je 400 Mark, je einer für jede
der drei Gruppen, für die nächstbesten Entwürfe drei zweite
Preise zu je 300 Mark gewährt, wofür die preisgekrönten Ent-
würfe in den Besitz der Generaldircktion übergehen. Die General-
direktion behält sich die Entscheidung vor, welche Preisträger mit
der Ausführung der Gruppen zu betrauen sein würden. Nach
der Entscheidung des Preisgerichts werden sämtliche einge-
gangene Entwürfe für die Zeit von mindestens zwei Wochen
im Albertinum öffentlich ausgestellt werden. An der Preisbe-
werbung dürfen sich nur in Sachsen geborene oder lebende Künstler
beteiligen.

>V.O. Berlin. Betreffs der bereits früher gemeldeten, von
der hiesigen Akademie der Künste ausgeschriebenen diesjährigen
Konkurrenzen dürste folgendes weitere Kreise interessieren: Die
Meldung zur Teilnahme an der Bewerbung um den großen
akademischen Staatspreis für Architekten hat bis zum 1. März
zu erfolgen; die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat
November; die Teilnehmer an der Konkurrenz um den ersten
Michael-Beer-Preis haben ihre Bewerbungsgesuche und Konkurrenz-
arbeiten nebst einem Relief nach der Aufgabe „Wettlauf griechi-
scher Jünglinge" bis zum 23. Juni und die sich an dem Wett-
bewerb um das Stipendium der zweiten Michael-Beerschen
Stiftung beteiligenden Maler ihre Konkurrenzarbeiten und Ge-
suche bis zum 20. Juni einzureicheu. Als Aufgabe für die Kon-
kurrenzarbeit um das Stipendium der vr. Paul Schultze-Stistung
ist gestellt worden: „Äneas' Flucht aus Troja nach Vergil".

Ausstellungen, Sammlungen rke.

^ Dresden. Mitte Januar wurde hier ein neues
städtisches Museum eröffnet, das zahlreiche Altertümer und
eine Reihe Kunstwerke, enthält. Von letzteren nennen wir
namentlich ein großes Ölbild von Friedrich Wilhelm Heine, dar-
stellend den Einzug des Kronprinzen Albert in Dresden am
1l. Juni 1871. In die uapoleonische Zeit versetzt unS ein
höchst sauber ausgeführtes Deckfarbenbild von E. Hülse, dar-
stellend die Parade französischer Truppen im großen Gehege bei
Dresden vor Kaiser Napoleon am 10. August 1813- Weiter
finden wir sämtliche Originalradierungen Canalettos mit den
Ansichten von Dresden aus der Mitte, des vorigen Jahrhunderts,
zahlreiche Zeichnungen, Kupferstiche, Öl- und Wasserfarbenbilder,
Lithographien mit Darstellungen von Dresdener Ansichten. Kirchen,
Häusern u. s. f. Vom Ratszimmermeister Bähr ist der Original-
bauplan der berühmten Frauenkirche (von 1726) vorhanden,
deren Kuppel die Silhouette Dresdens vor allem kennzeichnet;
von Pöppelmann, dem Erbauer des Dresdener Zwingers, ein
ausgezeichnetes altes Modell der Neustädter Dreikönigskirche.
Kirchliche Altertümer stammen aus der 1839 abgebrochenen
Bartholomäikirche und der 1830 in barbarischer Weise restau-
rierten Sophienkirche. Unter den zablreichen Bildnissen heben
wir hervor die der Maler G. v. Kügelgen, Raffael Mengs und
Louis de Silvestre, der Musiker K. M. v. Weber, I. A. Naumann,
Adolf und Faustine Hasse, des Goldschmieds I. M. Dinglinger,
des Grafen Marcolini, der Dichter Deck und Tiedge. Unter
den glänzenden Silber- und Glasgeräten des Rates und der
Bogenschützen zu Dresden befindet sich ein äußerst wertvoller
venetianischer Pokal vom Jahre Ibll-

— Berlin. Nach dem Jahrbuch der kgl. Kunstsammlungen
wurden für die kgl. Galerien folgende Neuerwerbungen gemacht
und' zwar für die National-Galerie: vier Oelgemälde von
Eduard Meyerheim (st), A. von Klober, E. Deger und Franz
Krüger; von Bildwerken: Ludwig Cauer (Schwertumgürtet):
von Handzeichnungen solche nach I. P. Hasenclever, I. Ä. Koch,
Franz Krüger, Rottmann, Mintrop, Jakob Becker, Dacge und
Deger. Die unter der Leitung des Direktors Eisenmann stehende
Gemälde-Galerie zu Kassel hat folgende Neuerwerbungen zu
verzeichnen: Schule des Roger Vau der Weydcu (Madonna mit
dem Kinde), Jan van Goyen (Flußlandschaft), I. van Moscher
(Landschaft), ferner Gemälde von I. W. Kobold, Friedr. Müller
und deS kürzlich verstorbenen Heinrich Faust. !

— Erfurt. Nachdem im vergangenen Sommer eine be-
deutende Erweiterung des städtischen Museums durch das Ent-
gegenkommen der Staatsregierung stattgesundcu, und hierdurch
eine bessere Auffüllung der "Gemäldesammlung 'ermöglicht wurde,
hat nun auch der Verein für Kunst und Künstgewerbe eine Ver-

mehrung seiner Ausstellungsräume erhalten. Ter Vorstand des-
selben knüpft hieran die Hoffnung, daß seine Bestrebungen, Erfurt
zu einer Pflanzstätte der Kunst zu gestalten, mehr als bisher
Unterstützung seitens der Künstler erfahren werden. Erfurt, dse
Metropole Thüringens, eine Stadt, die in raschem Wachstum und
sichtbarem Aufblühen begriffen ist, verdient in der Thal auch nach
dieser Seite hin gehoben zu werden, und es liegt gewiß auch im
Interesse der Künstler selbst, mitzuhelfen, um den Sinn für die
Werke der Kunst und des Kunstgcwcrbcs mehr und mehr zu
wecken. Wie an andern Orten, so werden auch hier die Kunstwerke
gegen Feuersgefahr versichert, einmalige Fxachtfreiheit wird ge-
währt (eventuell auch Frachtfrciheit an den Künstler zurück),
Provision bei Verkauf nicht genommen.

L.L. Der Münchener Kunstverein hat in der zweiten
Hälfte des Januar die Gcsamtausstellung der Werke eines
Künstlers veranstaltet, der im Kreise seiner Fachgenossen schon
seit Jahren nach Gebühr geschützt wurde, dem größeren Publikum
jedoch so gut wie unbekannt blieb — Wilhelm Trübncr.
Wohl erschienen auf den letzten Ausstellungen vereinzelt ein paar
kleine Bilder von ihm, aber inmitten des Lärms und augcn-
betäubenden Spektakels wurden sie nur von wenigen Eingeweihten
bemerkt und gewürdigt. Nun tritt das ganze Werk des Mannes
in seiner imposanten Vielseitigkeit, in seiner markigen Künstlcr-
schaft zu Tage und gibt dem, der sehen kann, Gelegenheit zu
staunen und zu genießen. Aber wie viele werden sehen können?
Wie viele, werden sehen wollen? Die mit ihrer erstarrten, land-
läufigen Ästhetik herantreteu, werden schreien und zetern über
den Naturalisten, den Realisten, den Maler des Häßlichen und
wie die hergebrachten Phrasen heißen mögen. Tie aber keinen
ästhetischen Dolch im Gewände haben, die der Ansicht sind, daß die
Kunst die ästhetischen Gesetze gebe, und kein Gesetz Kunst erzeugen
könne, die werden ihre Helle, reine Freude haben. Ta ist wieder
einmal eines jener großen Talente, das sich nicht vom Strome
mit sorttreiben läßt, das, wiewohl den Anregungen der Zeit zu-
gänglich, doch mit urwüchsiger Kraft seine Eigenheit bewahrt und
zur Geltung bringt. Es füllt schwer, unter der Fülle des Aus-
gezeichneten das eine oder andere herauszugreifen. Diese intimen
kleinen Szenen: das Mädchen im geblümten Kleide auf dem
altmodischen Sopha vor der altmodischen Tapete, das Liebes-
paar, der Bursche am Schrank, der Neger, sie sind so kühn und
sicher gemalt, so vornehm gesehen, von so köstlichem Farbenreiz,
daß sie ganz gefangen nehmen. Auf gleicher Höhe stehen die
Porträts. Besonders gelungen erscheint das Bildnis der Dame
mit rotem Haar. Es ist von merkwürdigem Ausdruck, von
jenem Großen und Herben liegt etwas darin, das die Frauen-
bilder der italienischen Frührenaissance aufweisen. In noch
böherem Grade trifft das zu bei dem Bild eines halbwüchsigen
Mädchens. Sie ist keine Schönheit, eher das Gegenteil; unge-
lenk und verlegen steckt sie in ihrem schlecht sitzenden, ungeschickt
gemachten Kleidchen, lind gerade hier hat der Maler eine seiner
besten und sichersten Leistungen geboten. Es scheint, als habe
er so recht zeigen wollen, es komme nicht darauf an, waS mau
malt, sondern wie man malt. Und der Beweis ist aufs glän-
zendste gelungen. Mit einer an Keckheit grenzenden Sicher-
beit, mit einem zum Raffinierten gesteigerten Farbensinn
ist das scheinbar reizlose Motiv zu einem hohen Kunstwerk ge-
staltet. Wie gleichgültig das Motiv übcrbaupt für Trübncr ist,
zeigen am besten seine Landschaften. Ein Kartoffelacker, ein
paar Birkenstämme, ein Stück Buschwerk, das ist Alles, was er
braucht, um ein Naturbild zu geben. Er läßt sich nicht viel mit
dem Detail ein. In wuchtigen, großen Zügen gibt er die
schlagenden Töne, die beherrschenden Formen. Aber er versteht
es jedesmal aufs glücklichste, die Stimmung zu treffen. Jene
Landschaft mit dem weißen Schloß, das sich inmitten mächtiger
Ulmen auf der Höhe eines grünen Hügels erhebt, ist von be-
rückender Schönheit. Von den historischen Gemälden ist mir die
Grablegung am liebsten, mit den anderen habe ich mich weniger
befreunden können. Alles in allem, ein starkes, höchst eigen-
artiges Talent, das unbekümmert um den Geschmack der Menge
in vollem und gerechtem Selbstvertrauen seine eigenen Wege
geht. Mögen die deutschen Galeriedirektoren, die im allgemeinen
bei ihren Ankäufen keine sehr glückliche Hand verrathcu, Trübners
gedenken; wir werden uns freuen, seinen Werken in unseren
Museen zu begegnen.

ji.8. Berlin. Fritz Gurlitts Kunstsalon, in dem
sich die Ausstellungen in so schnellem Wechsel folgen, daß man
ihnen kaum nachzukommen vermag, bot in den letzten Wochen
zwei interessante Schaustellungen. Tie eine vereinigte eine Anzahl
Bilder von Hugo Vogel, der von allen jetzt in Berlin
 
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