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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rr. — Preisausschreiben — Ausstellungen, Sammlungen re.

207

langen Leiden sanft entschlafen. O. Winkler hat sich um den
Verein Berliner Künstler durch seine um- und weitfichtige treue
Geschäftsleitung außerordentlich verdient gemacht. Bei seiner vor
zwei Jahren erfolgten Amtsniederlegung ehrte ihn der Verein
durch Schenkung eines silbernen Pokals und durch die Ernennung
zum außerordentlichen Mitglieds. Während der Dauer der von
der Akademie der Künste veranstalteten großen akademischen Kunst-
ausstellungen war der Verstorbene von 1876 ab bis zu seiner
im Herbst v. I. erfolgten Erkrankung als geschäftsleitender Vor-
steher des Ausstellungsbureau mit gleichein Eifer thätig. Bei
Gelegenheit der Jubiläumsausstellung erwirkte die Akademie der
Künste für ihn den Kronenorden.

Gestorben. Am 1. März verstarb zu Mailand der ita-
lienische Kunstgelehrte Giovanni Battista Mvrel! i. Ter Ver-
storbene, bekannter unter dem Pseudonym Iwan Lermolieff, war
ein geborener Schweizer, studierte in München Medizin und
wurde, als der italienische Zweig seiner Familie ausstarb, in
Italien begütert und ansässig. Er widmete sich der Kunstfvrschung
und sammelte eine bedeutende Galerie italienischer Meister. Die
Ergebnisse seiner Kunslforschungen, bei denen er eine ganz neue
Methode anwandte, teilte er in eine Artikelserie, die in der Liitzow-
schen „Zeitschrift sür bildende Kunst" erschien, bereits 1875 mit.
Er veröffentlichte später seine Studien in Buchform, und sie hätten
besser gewirkt, wenn sie nicht durch die Ausfälle und persönlichen
Angriffe auf seine Vorgänger und alle, die nicht zu seinen An-
hängern sich bekannte», verunstaltet gewesen wären.

tr. Düsseldorf. Am 21. Februar starb nach längerem
Leiden der ausgezeichnete Porträt- und Genremaler Eduard
schulz-Briejen, geboren II. Mai 1831 aus Schloß Amstel
bei Neuß. Zueifft für die militärische Laufbahn bestimmt und im
Kadettenhaus in Bensberg und Berlin erzogen, dann im Alter
von 17 Jahren sich sür die Künstlerlansbahn entscheidend, kam
er nach Düsseldorf, wo er Schüler von Karl Sohn und Theodor
.Hildebrandt wurde, und setzte seine Studien in Antwerpen unter
Dhkmanns und Wappers, sowie in Paris und Berlin fort. Im
Jahre 1871 nahm er seinen bleibenden Aufenthalt in Düsseldorf
und malte hier seine besten Bildnisse und viele hervorragende Genre-
bilder, von denen „Verlorene Ehre", „Zur Untersuchung", „Gefan-
gene Zigeuner" und „Im Herrenstübchen" die bedeutendsten sind.

Gestorben. In Karlsruhe im Alter von 82 Jahren der Maler
H. Winterhalter, Bruder des berühmten F. 2. Winterhalter.

Drnkmslrr rkr.

* Dresden. Wie wir erwähnt haben, hatten die zur Be-
werbung um daS Kaiser Wilhelm-Denkmal aufgcforderten Künstler
den Reichskanzler v. Eaprivi gebeten, er möge über die Zu-
sammensetzung des Preisgerichts und sonstige Punkte des Preis-
ausschreibens Genaueres bekannt geben, auch den Ehrensold für
die Beteiligung von 4600 auf 8000 M. erhöhen. Ta das Gesuch
in der Hauptsache abgelehnt worden ist und unter den Künstlern
die Ansicht vorwaltet, das Preisausschreiben sei überhaupt nur
der Form wegen veranstaltet, so haben sich fünf der aufgcforderten
Künstler entschlossen, sich überhaupt nicht an der Bewerbung zu
beteiligen, nämlich die Architekten Rettich in Dresden, Pfann in
Berlin, die Bildhauer Schaper und Siemering in Berlin und
Rümann in München. Dagegen beteiligen sich sicher an der Be-
werbung der Architekt Schmitz, die Bildhauer Begas und Hilgers.
Uber die Absichten .Hildebrands in Florenz, Schillings in Dresden
und Donndorfs in Stuttgart ist noch nichts Genaues bekannt.

— Dem unermüdlichen Archäologen Heinrich Schlic-
mann, dem uneigennützigen selbstlosen Forscher, soll in seiner
Heimat ein Denkmal errichtet werden. Der Denkmal-AuSschuß
bat sich unter dem Protektorat des Grvßherzogs von Mecklenburg-
Schwerin bereits konstituiert und wendet sich mit seinem Aufruf
an das deutsche Volk. Gaben nimmt die Centralstelle, Bank-
direktvr Steiner in Schwerin, entgegen.

Preisausschreiben

— Zwickaü Auf das Preisausschreiben für den Bau der
neuen Moritzkirche in Zwickau haben 03 deutsche Architekten Ent-
würfe gesandt. Den ersten Preis von 2400 M. erhielten die
Architekten Abesser und Kroger in Berlin, den zweiten Preis
von 1400 M. der Architekt Walmer in Berlin, den dritten Preis
von 800 M. der Architekt Scherzer in Tresden-Blasewitz. Tie
Entwürfe von Karl Voß in Hamburg und Georg Wcidenbach
in Leipzig wurden zum Ankauf empfohlen.

* Dresden. Ter akademische Rat zu Dresden hat aus
der Munckeltschen Stiftung, die unter seiner Verwaltung steht,
Ende Juni d. I. ein Stipendium zu vergeben. Es sollen nach
den Bestimmungen des Stifters die jährlichen Zinsen des 75,000
Mark betragenden Stiftungskapitals an drei aus dem Königreich
Sachsen gebürtige talentvolle und hilfsbedürftige Maler zu
gleichen Teilen auf drei Jahre hintereinander vergeben werden.
Bewerber, welche diese Bedingungen erfüllen und ihr Talent
durch selbständige Leistungen bekundet haben, müssen ihre Ge-
suche nebst Geburtsurkunde (Taufzeugnis) bis spätestens 27. Juni
mittags 2 Ilhr beim Akademiefekretariat im kgl. Ministerium
des Innern in Dresden einreichen.

Ausstellungen, Sammlungen rlr.

st.?t. München. Es findet hier gegenwärtig eine Ausstellung
von Werken des berühmten Maler-Radierers Klinger statt, in
welcher man Gelegenheit hat, diesen so durchaus eigenartigen
Künstler in einer größeren Reihe seiner merkwürdigen Schöpfun-
gen kennen zu lernen, als sie uns bisher je vereinigt geboten
wurden. Man sagt schwerlich zu viel, wenn man ihn den her-
vorragendsten Komponisten mit der 'Nadel nennt, den wir seit
Dürer und Rembrandt hervorgebracht. Und dabei ist er als
Landschafter ebenso bedeutend, ja jedenfalls noch erquicklicher denn
als Schilderet' menschlichen Lebens. Nach dieser letzteren Be-
ziehung hin ist das Dämonische in der Menschennatur wie in
der des Schicksals seine eigentliche Sphäre, wie man schon aus seinen
Bilder-Cpklen von Berlin 1848, einer Frau aus dem Volke, dem
Leben einer Buhlerin u. a. m. schließen muß. An Schärfe in
dividueller Charakteristik hinter einem Hogarth entschieden zurück-
stehend, übertrifft er diesen weit an malerisch-phantastischem Reiz.
Cben deshalb sind auch seine mythologischen, an Böcklin erinnern-
den Kompositionen in ihrer Vereinigung von Landschaft mit
Figuren und Tieren das Erquicklichste in ihrem barocken und
oft wilden Humor, während seine Bilder aus dem heutigen
Leben gewöhnlich gar zu schauerlich, wenn auch immer durchaus
künstlerisch gedacht und malerisch reizvoll genannt werden müssen.
Von Modernen haben offenbar fast nur Menzel und Böcklin auf
ihn gewirkt, denen er vielfach kongenial „genannt werden muß.
Ilm wenigsten befriedigen seine großen Ölbilder, die seltsamer-
weise sein stupendes malerisches Talent ganz vermissen lassen,
noch mehr selbst als die des ihm verwandten Tore, der freilich
überhaupt nicht seine Genialität besitzt. Tenn ohne Zweifel wird
Klinger dereinst den merkwürdigsten Künstlern unsrer Zeit zuge-
zählt werden, da er bis jetzt noch fortwährend gewachsen ist.

— Mailand, Im kommenden Mai wird in Mai-
land die erste italienische Triennial-Kunstausstellung statt-
finden, und zwar in der Akademie der schönen Künste;
bisher hatte man Jahresausstellungen abgehalten, welche aber
mehr und mehr zurückgingen, so daß man sich entschloß, nur alle
drei Jahre eine Kunstausstellung zu machen und auf dieselbe so-
wohl die innerhalb dreier Jahre geschaffenen Kunstwerke als die
dafür bestimmten Prämien zu vereinigen. Eine solche Ausstel-
lung wird dieses Jahr zum erstenmal abgehalten, und man
hofft auf ein glänzendes Ergebnis.

7.8. Berlin. Ein plastisches Modell des Raschdorfschen
Dombauprojektes, das während der letzten Wochen im Lichthof
des Kunstgewerbemuseums ausgestellt war, brachte uns die Ber-
liner Dombaufrage wieder in Erinnerung. Zur Veranschaulichung
des Eindruckes, den der Lustgarten nach Ausführung dieses
Projektes machen würde, waren Modelle des Königlichen Schlosses
und des alten Museums im gleichen Maßstab wie das des
Domes in entsprechender Entfernung aufgestellt worden. Schon
bei diesen unvollkommenen Hilfsmitteln wurde klar, daß der
Tom, wenn er nach dem Raschdorfschen Projekt ausgeführt würde,
die beiden zunächststehenden Gebäude stark beeinträchtigen, das
Museum sogar ganz erdrücken würde. Ter Berliner Dom soll
mehreren Zwecken dienen. Er soll zunächst eine Predigtkirche für
eine umfangreiche Gemeinde vorstellen, dann soll er eine Gruft
für die Königliche Familie enthalten. Füst Trauungen u. j. w.
bedarf man außer der Predigtkirche noch eines weiteren kleineren
Raumes. Die Gruft, wie sonst üblich, unter der Kirche als
Krypta anzulegen, gestatteten die Boden- und Wasserverhältnisse
nicht, sie mußte also neben die Hauptkirche gelegt werden.
Raschdorfs Entwurf zeigt daher einen sehr klaren dreiteiligen
Grundriß: in der Mitte die große von einer Kuppel überwölbte
Predigtkirche, zu beiden Seiten die Gruft und der kapellenartige
Nebcnraum. In der äußeren Erscheinung aber ist diese Drei-
 
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