Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Freihofer, Alfred: Die internationale Gemäldeausstellung in Stuttgart, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0275

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von Alfred Freihofer

2U

Das liebe Enkrlchrn. Von F. Fagerlin

Jose Benllinre y Gil nach Stuttgart gesandt, eine brillant gemalte Kirchenszene; energischer noch ist ein
neues Bild von Jose Villegas, das einen gefallenen Stierkämpfer zum Mittelpunkt hat. Die ganze fpanische
Künstlerkolonie in Rom ist so ziemlich vollständig und in vorzüglicher Weise vertreten; von den Italienern
haben sich besonders die Venetianer sehr zahlreich eingestellt; wir weisen nur auf einen prachtvollen Passini
und zwei reizende Genrebilder von Milesi hin. Eine höchst interessante Künstlerindividualität ist der Mai-
länder Segantini; seine Bilder sehen auf den ersten Anblick aus wie Gobelins, sie sind aber dabei von einer
wunderbaren Klarheit und Energie der Darstellung; das größere, Thauwetter im Hochgebirg, „An der Trünke"
betitelt, ist von solch markiger Eigenart, daß es der Erinnerung nicht leicht entschwindet, und sein kleineres ist
das beste Schneebild der ganzen Ausstellung.

IV.

Und nun noch ein Wort über die Stuttgarter. Wir hätten gewünscht, daß sie bei dieser Gelegenheit
sich einmütig zusammengethan und eine Probe ans ihre gemeinsame Leistungsfähigkeit abgelegt Hütten. Das
wäre um so wirksamer gewesen, als sie auf den großen Ausstellungen der letzten Jahrzehnte immer nur ver-
einzelt oder in verschwindender Zahl auftraten. Sei es, daß manche durch den unberufen in die Öffentlichkeit
geworfenen Namen „Eliteausstellnng" sich abschrecken ließen oder daß andre Gründe obwalteten, eine solche Voll-
ständigkeit ist nicht erreicht worden, und die einheimischen Aussteller haben es darum auch mit Recht vorgezogen,
auf einen gesonderten Raum zu verzichten und sich zwanglos unter die internationale Gesellschaft zu mischen.
In dieser Weise ist nun zwar eine durchaus ehrenvolle Vertretung der schwäbischen Kunst zu stände gekommen,
die auch dem fremden Besucher in vorteilhafter Weise sich bemerklich machen wird; allein wir glauben, die
Stuttgarter hätten bei zielbewußtem Vorgehen die Welt überraschen und ihr bisheriges bescheidenes Renommee

27*
 
Annotationen