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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Rundschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Rundschau — Personal- und Ateliernachrichten

2Zg

Rundschau

nsrc Tenkiiial-Komitees treiben wunderbare Tinge!
Während das Mannheimer mit seinen Juroren
Zumbusch, v. Miller, Sicmering re. so wenig zufrieden
ist, daß cs seinen Bezirksticrarzt zu Ebcrlein nach Berlin
schickt, um dem Denkmalgaul auf die Beine zu helfen —
ein echt „mannemerisches" Stücklein — hat das Wiener
Mozart-Komitee mit seiner Hinwegsetzung über den
Jurybcschlnß sich böse in die Breunesseln gesetzt. Ter
im vorigen Heft bereits erwähnten stürmischen Protest-
Kundgebung der Jungen haben sich nun auch die Alten,
die Wiener Künstlergenossenschaft, angeschlossen, natürlich,
wie es sich sür gereifte brave Männer geziemt, nicht mit
dem Ungestüm der Jungen, sondern langsam und be-
dächtig. Sollte der Komiteebeschluß wirklich das Werk
einer Kotcrie sein, so würde man ihm allerdings nicht
energisch genug entgcgcntreten können!

Kommt von Wien den Künstlern schlimme Post, so
lauten die Nachrichten aus Magdeburg um so tröstlicher,
wenigstens für jene, leider nur kleine Künstlerschar,
deren Gemälde am 6. April schon zur demnächst zu
eröffnenden Magdeburger Kunstausstellung angelangt
waren. Zwar haben die Herren keine goldene Medaille
erhalten, cs ist ihnen aber viel Besseres geschehen —
ihre Bilder sind verbrannt, total verbrannt, und zwar
zu guten Preisen. 30,000 Mark fließen für 20 Bilder
an Versichcrungsgcldcrn in die Tasche jener Glücklichen,
die sich nach einer fidelcn Maibowle mit dem angenehmen
Bewußtsein zu Bette legen werden, daß der Direktor
der Magdeburger Fcnervcrsichcrungsgesellschaft eigentlich
doch der nobelste Bildcrküufcr ist, den sie je kennen ge-
lernt haben: er hat den vollen Preis ohne irgend einen
Versuch zum Drücken bezahlt!

Wenn die französischen Künstler die tröstliche Magde-
burger Post vernehmen, entschließen sich doch vielleicht
noch mehr zur Beschickung der Berliner Ausstellung, als
Herr Anton von Werner neulich im Berliner Künstler-
verein anführen konnte: Bougereau würde senden und
noch einige andre! Das klingt etwas dürftig, so dürftig,
daß es wohl besser gewesen wäre, gar keine Franzosen zu
nehmen, sich vielmehr etwas mehr in den Mantel des
verletzten Nationalstolzcs zu hüllen und den Beleidigten
zu spielen. Jetzt müssen wir es erleben, daß Pariser Blätter
sich über die wiederholten Anzapfungen, auch nach der be-
rühmten Absage Detailles, lustig machen, und cs muß
auch den nicht-chauvinistischen Deutschen merkwürdig be-
rühren, wenn man in offiziellen nach Paris gerichteten
deutschen Briefen trotz aller Absagen immer und immer
wieder lesen muß, „wie sehr man bcdanre", „daß man
trotzdem noch hoffe" und „daß man gute Plätze anf-
hebc". Auch die künstlerische Jnternationalität hat eine
Grenze, und ans einen groben Klotz gehört ein grober Keil!

Von der künstlerischen Jnternationalität bis zur
Schenke „Zum tapferen Spartaner" auf dem soeben er-
öffncten hannöverschcn Künstlerfest wird man umso-
weniger sür einen großen Schritt erachten können, wenn
man vernimmt, daß den dort eingekehrten Spartanern
statt schwarzer Suppe von edelweißgeschmücktcn Kell-
nerinnen bayerisches Bier kredenzt wird. Daß darunter
sich die liebenswürdige hannövcrsche Rcgicruugspräsidcntin
und Schwiegertochter Bismarcks befindet, zeigt, welche
zauberisch vereinigende Wirkung allmählich auch in unfern

sonst von Kastengeist erfüllten niedcrsächsischen Haupt-
städten das Wort Künstlerfest ausübt, noch dazu, wenn
es einem so guten Zweck gilt: der Erbauung eines
Künstlerhauses zu Hannover.

Ja, Sie haben recht gelesen, verehrter Münchener-
Freund und Kunstgeuosie, es handelt sich um ein Künstler-
Haus in Hannover, nicht etwa in München. Zwar zählt
die hannövcrsche Künstlergenossenschaft nur 51 Mit-
glieder, während in München Tausende von Künstlern
wohnen, zwar hat schon vor sechs Jahren einmal ein
Platz zu einem Münchener Künstlerhause existiert,
zwar bestehen dafür schon seit Jahren die größten Fonds,
mehr weiß man aber seit einem Lustrum von einem
Münchener Künstlerhaus nicht. Ja, ich wollte mit Ihnen
wetten, daß dieses ominöse Wort seit fünf Jahren
in einer Münchener künstlerischen Bereinigung nicht aus-
gesprochen ist. Sind wir recht berichtet, so reflektiert
man auf den demnächst zu bauenden Justizpalast, der
nach Berechnung einiger Statistiker bis zum Jahre 1970
der Münchener Justiz doch zu klein werden dürfte, den
kann mau dann billig, vielleicht sogar umsonst haben. Sie
sehen, nur etwas Geduld, dann bekommt man alles!

So hat auch der alte Kaiser Konrad I. gedacht,
dem sie jetzt in Wcilbnrg ein Denkmal setzen wollen.
Erschrecken Sie nicht, ich weiß auch nicht, wann dieser
würdige Mann regiert hat, der dafür bestimmte Bild-
hauer Cauer mit dem „ehrenvollen Aufträge" weiß auch
nicht, wie er ausgesehen hat, das Komitee weiß noch nicht
genau, wohin die Statue kommen soll, trotz dieser Häufung
von Nichtwissen wird Wcilburg sein Denkmal bekommen,
und ich kann Ihnen nur raten, sich von irgend einem
Quartaner die Regierungszahlen des glorreichen Konrad
mitteilen zu lassen, damit Ihre Bildung auch vor dem
Weilburger Denkmal-Komitee bestehen kann.

Ich aber bin gern bereit, bedürftigen Gemeinden
jederzeit kostenlos geeignete Tcnkmalssubjckte nachzuweiscn.

D »t i s.

Personal- und Mrlirrnachrichlen

IV. o. Berlin. Tie innere künstlerische Ausschmückung
des hiesigen Rathauses schreitet mehr und mehr vorwärts. Pro
scssor Hugo BogellBerlin hat kürzlich mit der Ausführung
seines dritten großen Wandgemäldes degouncn, welches „Tie
Besichtigung der Neubauten in der Friedrichstadt durch König
Friedrich Wilhelm I." zum Borwurs hat. Außer diesem Oiemüldc
hat der Künstler für denselben Raum bckanutlich noch zwei Supra-
porten, Apotheosen zweier hervorragender Berliner Künstler,
Schlüters und Schinkels, herzustellen.

K. Berlin. Die ordentlichen Mitglieder der Königlichen
Akademie der Künste haben die Maler (5. Becker, Wilhelm
Ambcrg, Fr. lÄcsclschap, den Bildhauer Erdmann Enckc
und die Architekten Raschdvrss und Schmechten aus serncrc
drei Jahre vom 1. Sktober d. I. ab in den Senat der Akademie
der Künste entsendet.

— New-Z)ork. W. Astor in New-Aort läßt sür die alte
Trinidadkirche am Broadwav in New-Pork Bronzcthürcn nach
Art derjenigen GhidertiS in Florenz errichten. Tie Herstellung
der Pläne ist dem Architekten Richard W. Hunt übertragen
und sür die Ausführung eine Summe von über 400,000 M. aus-
geworscn worden. Zur Beschaffung des plastischen Schmuckes ist
eine Konkurrenz ausgeschrieben worden, in welcher Karl Bitter
aus Wien, jetzt in New-Pork, die Ausführung dcS Hauptthores,
dem Schotten R ind die des einen kleinen ScitenthoreS und I. N i e
hau S in Eincinnati die deS andern kleinen Seitenthorcs übertragen
wurde. Karl Bitter ist Schüler der Professoren Hellmer und
König in Wien, hat dann bei Kaffsack in Berlin gearbeitet und
ist seit einem Jahre in New-Z)ork ansässig.
 
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