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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Fitger, Arthur: Neue Meisterwerke von Rullfink
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0320

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Neue Meisterwerke von Nullsink, von Artbur Fitger — Unsre Bilder, vom Herausgeber

24:

nur um so meisterhafter. Tie Hauptsache jedoch ist das Wie viel sicherer man aber fährt, wenn man die

Gewühl der alten aufgetrennten Bettsäcke; wir riechen Tradition respektiert und bei denen in die Schule geht,

förmlich den Tunst, und die Nase ist bekanntlich in der die lange vor unsrer Zeit Ewiggültiges geschaffen, das

Malerei die oberste Instanz; es ist auch eines der vielen sehen wir heute in wahrhaft glänzender Weise an dem

fallenden Vorurteile, daß die Malerei sich um das Auge Meisterwerk bethätigt, welches der neue Leiter unsrer

und dessen Befriedigung zu kümmern habe.

Und die rührende Weise, in der das Bild gemalt
ist! In dieser linkischen Hilflosigkeit schreit das
ganze unselige, von der freien Schnapsflasche
gewaltsam getrennte, zum Arbeitshaus ver-
dammte Proletariat zum Himmel ans. Ta
es bekanntlich die erste, wo nicht die einzige
Aufgabe der Kunst ist, die soziale Frage
zu lösen, so verdient dies Werk dereinst
einen Ehrenplatz in der pietistisch-sozial-
demokratischen Tribnna der internationalen
Zukunfts-Uffizien. Nur eines ist an ihm
auszusetzen; es ahmt nicht genug die Fran-
zosen nach; man wolle doch nie vergessen,
daß ohne den Vortritt der Franzosen für
die deutsche Kunst kein Heil ersichtlich ist.

Aber des starken Zuges der Zeit wird auch
ein Genius wie Nullfink sich nicht lange er-
wehren können; die tausend und abertausend
Mitgenies werden ihn binnen kurzem auf
den richtigen Weg mitgerissen haben. Dem
Künstler wurde von der Jury zunächst nur
die kleine diamantene Medaille zuerkannt;
die große mit Kartoffelkraut wird ohne
Zweifel demnächst folgen.

Rnsre Bilder

vom Herausgeber

HUnterschätzen Sie ja nicht die Tradition
"Iph. pxr Knust, sie ist außerordentlich
wichtig," sagte mir vor vierzig Jahren ein-
mal der greise Overbeck bei einer seiner be-
rühmten Sonntagmorgen - Unterhaltungen im
Palazzo Cenci in Rom, wo wir junge Künstler
ihn besuchen und seine neuesten Arbeiten
sehen dursten. Ziemlich ans dem Standpunkt
der heutigen Naturalisten stehend, wollte mir
dieser Rat nicht sonderlich munden, während
ich später oft genug Gelegenheit erhielt an
denselben znrückzudcnkcn. Vorweg in Tentsch-
land, in welchem jede neue Generation ge-
neigt ist, die Malerei, die doch eine längst
ausgebildete Kunst ist, erst erfinden zu
wollen, wo dann die bodenlose Stümperei
allemal aufs neue angeht und man bald grau,
bald blau oder grün zu experimentieren an-
fängt. Natürlich bis man zuletzt einsieht, daß,
da man die Gesetze des Kolorits einmal
nicht ändern kann, es doch .vielleicht nicht so
übel wäre, sich bei denen Rats zu erholen, die cs
schon vor Jahrhunderten zur Meisterschaft gebracht,
statt bei solchen, die auch nicht weiter sind als wir und
nur für ihre Talentlosigkeit ein System zurecht gemacht,
sie mit wohlklingenden Namen aufgeputzt haben. —-

Der Handel, von Ludwig Lesker

Akademie, Direktor v. Löfftz, vor zwei Jahren in seiner
„Himmelfahrt Mariä" für den Freisinger Tom gemalt.
Taß keiner unsrer Künstler so tief in die geheimnisvolle
Kunst der Alten eingedrungen sei als er, das hat er
uns zwar schon oft, aber nie so glänzend bewiesen, als
 
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