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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Architektur - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermische Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0345

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2b8

Unsre Bilder, vom Herausgeber — Personal- »nd Ateliernachrichten — Architektur

jenseitige Welt und ihre Freuden um so eifriger sest-
halten, je dürftiger ihre Existenz in dieser geblieben.
Aber dieser Glaube ist offenbar ein echter, stark genug,
um sie aufrecht zu erhalten und zu trösten, sie mit
Hoffnung zu bcsceligen, denn Heuchler ist da keiner. So
trägt sich denn auch bald die demütig fromme Stimmung
dieser einfachen, strengen und sparsamen Menschen auf
uns über und wir fühlen uns mit ihnen erbaut. —
Das Kunstwerk hat also doch seinen Zweck erreicht; indem
cs uns mit größter Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit
die Andacht andrer zeigte, hat es uns zugleich mit
Achtung und Ehrerbietung vor ihrem frommen Glauben
erfüllt, denn die Wahrheit flößt immer — und im
Kunstwerk erst recht— Respekt ein, wie die Schönheit
Begeisterung.

Personal- und Airliernachrichten

?. 8. Karlsruhe. Professor Kanoldt hat den Auftrag,
zur Schmückung des großartigen Treppenhauses eines hiesigen
Privatgebäudes vier umfangreiche Landschaften — als Füllungen
gedacht — zu malen. Die dazu verwandten Architekturmotive
sollen den Formen der Antike, der Gotik, der Renaissance und
des Barockstils entnommen werden. Die bereits vorliegenden
Skizzen zeigen, wie gerade Kanoldt für diese Aufgabe berufen
ist. — Karlos Grethe hat sein für München bestimmtes
großes Bild „Schiffbruch" (in Heft 4 des l. Jahrg. der „Kunst
für Alle" eingehend erwähnt) vollendet und im hiesigen Kunst-
verein ausgestellt, wo es allgemeine Bewunderung findet: ebenso
ein „Venedig" von Paul v. Ravenstein, welches zu den
feinsten Leistungen dieses tüchtigen Künstlers gehört. Das Bild,
das sich durch vortreffliche Behandlung der Luft und des Wassers
auszeichnet, ist auch insofern interessant, als es ganz in Tempera
ausgeführt ist. lisif

I-. 2. Königsberg i./Pr. Der Maler, Professor Emil
Neide, hat jüngst ein neues großes Seusationsbild geschaffen,
das ein „Vitriol-Attentat" zum Borwurf hat und wie seine von
der akademischen Jubiläumsausstellung bekannten „Lebensmüden"
eine Wanderung durch Deutschland antreten soll. Ein Frank-
furter Kunsthändler hat das Werk bereits erworben. libs;

v. 8. Karlsruhe. Der Maler Friedrich Kallmorgen
ist mit den: 27. April zum Professor ernannt worden. I>50f
— Weilburg. Die Ausführung des König Konrad-
Denkmals für Weilburg ist nicht Robert Cauer sondern dessen
Sohn, dem Bildhauer Ludwig Eauer, übertragen worden. UV2)
ck.Dst.8. Hamburg. Durch den Erfolg, den die Fleischmann-
sche HosK unsthandlung bei der Versteigerung der Sammlung Hebich
in Hamburg davongetrageu, ermutigt, wird dieselbe Kunsthandlung,
ebenfalls in den Sälen des Bvckschen Salons, eine Elite-Aus-
stellung, namentlich Münchener Bilder, veranstalten und damit
hoffentlich guten Erfolg haben. — Unsre Kunstgemeinde hat einen
schweren Verlust erlitten. Wilhelm Ahlander, der ihr sechs
Jahre lang angehörtc, hat uns wieder verlassen und seinen
Wohnsitz in Kopenhagen ausgeschlagen. Die Nähe des Meeres,
das ihm seit den Tagen seiner Kindheit so befreundet ist, und
das dem Marinemaler, der jede seiner Erscheinungen bei Wind
und Wetter, im Sonnenlicht und bei Mondcnschein, fortwährend
unter Augen zu haben wünscht, so unentbehrlich ist, hat ihn
dahin gezogen. Von deutschen Ellern abstammeud (sein Vater
war ein deutscher Kurländer und seine Mutter die Schwester
des bekannten MalerS Christian Morgenstern, also eine Ham-
burgerin) und viele Jahre in Deutschland ansässig, hat er seiner
Kunst mit dieser Übersiedelung ein Opfer gebracht, das sie ihm
herrlich lohnen möge. Er ist als Künstler Autodidakt im besten
Sinne des Wortes; er hat zwar fleißig die alten Meister, mit
Eifer auch die Maler der Schule von Fontainebleau studiert,
aber seine eigentliche Lehrmeisterin ist doch nur die Natur ge-
wesen. So herrliches er auch schon geleistet, wie manches seiner
Bilder auch den Werken höchster Kunst zugerechnet werden muß,
er hat sich noch nicht genug geihan, er ringt noch immer, voll-
kommener auszudrücken, was er mit Geist und Sinn ersaßt
hat. Äußere Ruhe, ein stilles sich Versenken in seine Ausgaben
ist ihm dabei ein unabweisliches Bedürfnis; und wie in dieses
einst aus der Kunststadt München nach dem einsamen Schlcißheim

trieb, so hat es ihn jetzt aus dem brausenden Geräusch der
immer mächtiger sich entfaltenden Weltstadt in eine abgelegenere
Vorstadt Kopenhagens geführt, wo er den Meeresstrand in
wenigen Minuten erreichen kann. Aber wie er lange Jahre in
Deutschland und namentlich die letzten Jahre für Deutschland ge-
arbeitet, so wird auch bei seinem künftigen Schaffen sein Blick
fortwährend auf Deutschland gerichtet sein; möge er hier immer
mehr die Anerkennung finden, die er so reichlich verdient. —
Eine ungemein interessante Erwerbung hat in diesen Tagen der
hiesige Bankier Herr Ed. Behrens für seine von allen deutschen
Kunstfreunden hochgeschätzte Galerie gemacht, indem er durch Be-
stellung seinen beiden Gemälden des berühmten spanischen Malers
Francesko Pradilla ein drittes hinzugefügt hat, das selbst
das vortreffliche Bild des großen Meisters „Markt an dem Ufer
des Vigo" in einer Beziehung zu verdunkeln imstande ist.
Es ist ein wenig kleiner als dieses (ca. 45 ein breit und 25 ein.
hoch), enthält allerdings bedeutend weniger Figuren und ist nicht
so reich an Motiven, aber von einer Tonschönheit, die kaum
übertroffen werden kann. Im Hellen dusligen Morgcnlicht ent
faltet sich ein Lebensbild von hohem Reiz- „Italienische Wäsche-
rinnen", unweit der Küste des adriatischen Meeres, sind an beiden
Ufern eines kleinen Baches bei der Arbeit und entwickeln dabei
die ganze Beweglichkeit und anmutige Geschmeidigkeit, die diesen
Frauen eigen ist. Hochgeschürzt sind sie in verschiedener Art
beschäftigt und überraschen oft durch die gefälligen Stellungen,
die sie hier gehend, dort knieend, bald sich anlehnend und auf
einmal, so wie zwei Männer durch Musik dazu ausfordern, zum
Tanze antretend ungezwungen einnehmen. Auf einer etwas höher
gelegenen Fläche haben sich die Kinder zusammengefunden, die sich,
ohne die lästige Kleidung, nach dem Bade bei Scherz und Spiel er-
götzen. Ein allmählich ansteigender Hügel schließt das Bild gegen
den Himmel ab, an welchem leichte Morgenwolkcn leuchten. Und
wie ist alles dieses gemalt! Mcissoniers Feinheit und Delikatesse
der Behandlung, Menzels Wahrheit und Lebendigkeit der Auffassung
scheinen Daubegnys Tonschönheit zu Hülfe genommen zu haben,
um diese Harmonie des Ganzen in Verbindung des Figürlichen
niit dem Landschaftlichen zu erreichen. Die klare Morgenstimmung
wird nicht dadurch gestört, daß der Künstler hier und dort ganze
Farben eingesetzt hat, um ein kraftvolles Kolorit zu erreichen.
Man merkt dem Bilde an, daß es in freier Luft gemalt worden
ist; aber von jenen nebelhaften Tönen, die mancher unsrer Frei-
lichtmalcr für unerläßlich hält, um dies zu dokumentieren, ist
hier keine Spur: das ganze Werk eine erquickende Schöpfung. l"A

* Dresden. Prof. Ernst Julius Hähnel, der Alt-
meister der deutschen Bildhauer, hat nun nach den andern Jubiläen
auch die fünfzigjährige Jubelfeier der Erwerbung des Tredner
Bürgerrechtes gefeiert. Aus diesem Anlaß überreichte ihm Bürger-
meister Bönisch am 6. Mai d. I. den Jubelbürgerbrief. U?2!

^ Dresden. Am Geburtstage Sr. Majestät des Königs
wurde den Lehrern au der Akademie der bildenden Künste zu
Dresden, Professor Or. Theodor Große und Hofrat Professor
Ferdinand Pauwels, das Komturkreuz II. Klaffe des
Albrechtsordens verliehen. Das Ritterkreuz 1. Klasse desselben
Ordens erhielt Professor Rade au der Künstgewerbeschule zu
Dresden, Zu Professoren wurden ernannt Herr Kumsch,
Bibliothekar und Lehrer an derselben Schule, Herr Maler Sturm
und Herr Bildhauer Andrescn an der kgl. Porzellanmanufaktur
in Meißen. leb«;

>V. 0. Berlin. Am 26. April d. I. starb Hierselbst der
Kupferstecher Carl Becker, am ZI. August 1827 zu Berlin
geboren, ein Schüler der akademischen Kupferstechcrschule von
Carl Ludwig Buchhorn und Eduard Mandel. Der Künstler hat
sich, wie sein Bruder Alexander, durch zahlreiche Arbeiten in
Linienstich und jn Mezzotintomanier bekannt gemacht. Bon
seinen Hauptblättern sind „Leos lxawO nach Teschner; „Die
beiden Marien am Grabe Christi" nach A. Schleh: „Tie Dauben-
verkäuferin" nach I. Röder; „Italien" nach W. v. Kaulbach und
die Bildnisse „Franz Mieris" und „Andrea del Sarto" die be-
deutendsten. l>631

U . 0. Berlin. Am 25. April d. I. ist hier der Land-
schaftsmaler Carl Seifert gestorben, am 6. September 1809
zu Grüneberg i./Schlesien geboren, Schüler der hiesigen Akademie
und von Eduard Biermann. Eins seiner bedeutendsten Werke
„Die blaue Grotte auf Capri" (1860) besitzt die hiesige National-
Galerie. _ l>est

Architektur

I.. 2. Hamburg. Für die äußere künstlerische Aus-
schmückung des neuen Rathausbaues Hierselbst werden weitere
 
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