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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Springer, Jaro: Die internationale Kunstausstellung zu Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0353

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von Jaro Springer

2?s

Angenehmer Brsuch. von F. Pacher

Daß in der preußischen Hauptstadt die Militärmalerei sich einer besonderen Pflege erfreut, ist selbst-
verständlich. Röchlings glückliche Schilderungen des Soldatenlebens im Frieden sind schon erwähnt worden.
G. Kochs Kaisermanöver in Müncheberg ist gut beobachtet und hat genaues Detail. Ausgezeichnet ist die dicke Staub-
wolke gemalt. Das Bild zerfällt aber in zu viel Einzelscenen und scheint im Format auch etwas zu groß gewählt.

Immerhin noch von größerer Selbständigkeit als die Berliner erweisen sich die kleineren deutschen
Malerschulen. In Düsseldorf zehrt man immer noch etwas vom alten Ruhm, der geschlossene Charakter der
Düsseldorfer Kunst wurzelt zu fest im rheinischen Wesen und Volksleben, als daß eine leichte Lösung von der
überkommenen Auflassung möglich wäre, sie ist vielleicht vorläufig nicht einmal erwünscht. Diese Abhängigkeit
von den vergangenen harmlosen, romantischen Tagen scheint sich schon jetzt nur auf das Gegenständliche zu
beschränken, technisch ist man aber auch in Düsseldorf weiter gekommen, wenn man auch nur zaghaft vorwärts
schreitet. Jedenfalls macht der offenbar sehr sorgfältig ausgewählte Düsseldorfer Saal den besten, anmutigsten
Eindruck. — Da sind zunächst die beiden Achenbachs in ungewöhnlich guten Bildern vertreten. Die überreiche
Fruchtbarkeit der beiden Landschaftsmaler hat uns etwas gegen ihre Vorzüge abgestumpft. Eine neue Wirkung
zu erzielen fällt ihnen schwer, zumal sie sich auf wenige Sujets beschränken. Aber sie haben sich doch beide
von flacher Manier und geistloser Wiederholung fern zu halten gewußt. Sieht man einmal einen alten
Achenbach neben einem neuen, so ist trotz des ähnlichen Vorwurfs der Unterschied erstaunlich groß, weil beide
an ihrer Entwicklung weitergearbeitet haben. Oswald Achenbach hat eine sonnige und eine Mondlandschaft
eingeschickt. Die erstere zeigt die Pyramide des Cestius an der römischen Stadtmauer unter einem tiefblauen,
wolkenlosen Sommerhimmel. Der elegische Zug, mit dem andere (und in seiner Jugend hätte ihn Achenbach
wohl auch selbst angeschlagen), diese Begräbnisstätte der Protestanten wiedergegeben haben, ist glücklich vermieden.
Besser ist die Mondscheinlandschaft, welche die Brücke zwischen Albano und Ariccia darstellt, der poetische Zauber
der italienischen Mondnacht ist trefflich gelungen und ohne jede sentimentale Übertreibung.

In der „Marine" und in der „Westphälischen Mühle" zeigt Andreas Achenbach seine Vorzüge
als Wassermaler und als Darsteller deutscher Mondnachtpoesie, die Bilder sind sehr sorgsam ausgeführt und

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