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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Brandes, Otto: Die beiden Pariser Salons
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0364

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von Mtto Brandes — Unsre Bilder, vom Herausgeber

285

^DÜnson. voll Leon Bonnat

pariser Salon der Champs Llysees ^89^

karren leistet, erregte Bewunderung. Sehr bedeutend
ist selbst unter dieser großen Reihe vortrefflicher Porträts
Koners Bildnis des Kollegen Pietsch. Ganz hervor-
ragend in beiden Salons ist dieses Mal die Landschaft
vertreten. Es geht mir wie mit den Porträts, ich weiß
nicht recht, wo beginnen. Renoufs Brücke von Broklyn
erregt durch das geschickt gelöste Problem eine lange
Eisenkonstrnktion malerisch zu gestalten allgemeines In-
teresse. Die Landschaft mit der Brücke, unter der sich
das Treiben auf dem Wasser einer Seestadt abspielt, ist
in schöner Abendstimmung gehalten und wird die Ein-
tönigkeit des weitgespannten Eisenwerkes durch das schräg
darauffallende, die Mitte wie glühend erscheinen lassende
letzte Sonnengold unterbrochen. Tie Behandlung des
Wassers kennzeichnet Renonf gleichzeitig als tüchtigen
Marinemaler. Die hervorragenden Seestücke haben

Künstler wie Meiffren, Normand und im Salon
MeissonierMesdag und Moore zu Urhebern. Gagli-
ardini im alten Salon und Montünard im Salon
Meissonier sind Virtuosen in Behandlung des grellen
Sonnenlichtes des Südens, während Tanzi die Lauschig-
keit des Walddunkels, Busson die Regenstimmung und
Cazin die schwere drückende Luft mit einzelnen auf
die Architektur fallenden grellen Lichtstreifen meisterhaft
zu malen weiß. Im Blumen- und Fruchtbilde gebührt
Madame Lemaire im Salon Meissonier die Palme,
während im Stillleben Fräulein de Hem in einem
live o' eloelr ton (Salon der Champs Elysoes), welches
durch feine koloristische Behandlung glänzt, und Du-
randeau mit einer durch das sanfte Licht einer
Petroleumlampe erhellten Ecke seines Ateliers unsre Be-
wunderung erregt.

Unsre wilder

vom Herausgeber

nter den vielerlei Arten, die heilige Mutter mit ihrem
Kinde darzustellen, sind zwei große Haupttypen zu
unterscheiden: die naive und die pathetische. Wie jene
den Hauptaccent auf die Mutterliebe legt, so diese auf
die Göttlichkeit des Kindes, die Würde und Hoheit seiner
Mutter. Im Ganzen haben die Künstler germanischer
Rasse mehr der ersteren Auffassung zugeneigt, während
die der romanischen öfter der streng kirchlichen Darstellung
huldigten. Rafael suchte beide Arten zu vereinigen, was
ihm denn auch bekanntlich oft wunderbar gelang, während

Correggio sich die heilige Mutter fast kindlich naiv dachte.
Holbein behandelt sie dagegen in seinem berühmten Bilde
ganz als Himmelskönigin, mindestens als vornehme Pa-
trizierin, während sie Dürer als eine brave Zimmer-
mannsfrau und Rembrandt gar als ein Proletariersweib
darstellt. Nach beiden Seiten hin hat die Kunst dieser
schönsten Aufgabe der Welt unsterbliche Werke in Fülle
verdankt. Offenbar neigt sich auch Hermann Kaulbach
in seinem lieblichen Bilde der gemütlichen deutschen Auf-
fassung zu, wie fast alle Neueren, und verstärkt dieselbe

ss*
 
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