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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Springer, Jaro: Die internationale Kunstausstellung zu Berlin, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0420

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Die Internationale Kunstausstellung zu Berlin, von Iaro Springer

Z2g


Das Himmelsahrissest im ^abinergrbirgr. von Enrique Serra

Münchener Hahres-Ansstellung 1891

Die Internationale Aunftau^stellunr! zu Berlin

von Iaro Springer (Berlin)

enn die fremden Malerschulen, die der Ausstellung
erst den internationalen Charakter geben, so gut
abschneiden, so darf man bei Aufstellung einer günstigen
Bilanz nicht vergessen, daß die auswärtigen Malerschulen
uns nur einen kleinen Teil ihrer Kunstproduktion vor-
führen, der schon in der Heimat mit Bedacht ausgewählt
wurde. Aber auch wenn wir davon absehen und wenn
von technischen Vorzügen, von einheitlichem Schulcharakter,
von besonnenem Vorwärtsschreiten auf richtig erwählter
Bahn zunächst nicht gesprochen werden soll, so haben die
fremden Bilder vor den deutschen, namentlich vor den
Berlinern, etwas voraus, was ich nicht anders bezeichnen
kann, als daß sie gebildeter erscheinen. Der englische,
italienische, spanische Maler nimmt unter seinen Volks-
genossen kulturell eine höhere Stufe ein, als der deut-
sche Künstler. Die Gründe liegen so tief, daß dem Ein-
zelnen ein Vorwurf natürlich nicht zu machen ist. Wir
müssen aber ehrlich genug sein, es auszusprechen.

Nicht über alle außerdeutschen Kunstschulen gewährt
uns die Ausstellung einen genügenden Überblick. So ist
die französische kaum, die englische nur ungenügend ver-
treten. Bouguereaus' auf Wolken stehende Madonna
und die Marien am Grabe sind öde Bilder von akade-
mischer Langweiligkeit, die nichts von den Eigenschaften
haben, die der modernen französischen Kunst nachgerühmt
werden. Der Festtag von Gaston La Touche zeigt sie

*) II. siehe Heft 18.

Di- Nllnst für Alle VI.

schon etwas. Das besondere Wesen der heutigen fran-
zösischen Kunst lernen wir hier nur durch die Vermitt-
lung fremder, namentlich amerikanischer Künstler, die in
Paris arbeiten, kennen. Von der englischen Kunst be-
kommen wir hier auch nur eine unvollkommene Vor-
stellung. Zahlreiche Bilder hat Herkomer eingeschickt,
die Porträts, unter ihnen die berühmte Dame in Schwarz,
kommen mir alle etwas posiert vor, als ob der Künstler
ängstlich verhüten möchte, daß unter dem glatten engli-
schen Firniß ein Stückchen vom Berchtesgadener Bild-
schnitzer sichtbar werden könnte. Die eigentümliche Schön-
heit vornehmer englischer Damen, welche die englische
Kunst seit Gainsboroughs Zeit so treffend wiederzugeben
versteht, wird uns hier nun in wenig markanten Bei-
spielen vorgeführt. Ich erwähne die Damenporträts von
Richmond und Shannon. Die letzte Rose im Sommer
von Millais, wohl auch ein Porträt, zeichnet sich durch
eine sehr angenehme Farbenzusammenstellung aus. Die
phantastischen, hellbunten Bilder von Richmond „Venus
und Anchises" und Leighons „Sibylle" sind gute Bei-
spiele der excentrischen Kunstauffassung der kuriosen Sekte
der Prüraphaeliten. An dem Bilde von L. Alma Ta-
dema wird das Publikum, dessen Bildungsbedürfnis durch
Ebersche Romane gedeckt wird, unstreitig großen Gefallen
finden. Der Buchenwald mit spielenden Kindern von
I. Aumonier ist flott gemalt. Von den wenigen

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