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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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ZH8

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

Personal- und Mrliernachrichlrn

— Berlin. Die königliche akademische Hochschule für die
bildenden Künste hat an neuesten Arbeiten, welche in ihren
Raumen im Entstehen begriffen oder schon fertig gestellt worden
sind, mancherlei Bemerkenswertes zu verzeichnen. Das bereits
wiederholt erwähnte Kolossalgemälde „Kaiser Wilhelm II. eröffnet
den deutschen Reichstag" von Anton von Werner ist der
Vollendung nahe. Indessen wird Herr Prof, von Werner,
obgleich er täglich an diesem Bilde beschäftigt ist, dasselbe doch
nicht mehr, wie in der Kunstakademie verlautet, noch nachträglich
der Internationalen Ausstellung überweisen, sondern es vielmehr
mittels einer Sonderausstellung im Uhrsaale der Akademie auf
einige Zeit dem Publikum zugänglich machen. Prof. Woldemar
Fr iedrich, der bekannte Illustrator, widmet der Ausführung seiner
von der indischen Reise herrühenden Studien und Skizzen, von
denen wir einige schon, als Aquarelle durchgeführt, auf der
Kunstausstellung verkäuflich ausgestellt finden, seine Zeit. Der
Bildhauer Emil Fuchs, welcher jüngst für sein Relief „Wettlauf
griechischer Jünglinge" den Preis aus der Michael Beer-Stiftung
davontrug, will, bevor er seine Studienreise nach dem Süden
antritt, noch einen interessanten lebensgroßen Rundakt vollenden,
welcher einen jener Jungen darstellt, die in den Städten Italiens
auf der Straße Blumensträuße feilbieten. MH

— Der Berliner Magistrat beauftragte den Professor
Hugo Vogel, den Geheimrat Virchow, der anläßlich seines
70. Geburtstages zum Ehrenbürger von Berlin ernannt werden
soll, sür das Rathaus in Lebensgröße zu malen. Auch die
Berliner medizinische Gesellschaft hat bekanntlich ein Bildnis
des gefeierten Gelehrten und zwar durch Franz von Lenbach
anfertigen lassen, welches zur Zeit in der Münchener Jahres-
ausstellung sich befindet. MH

kl. Berlin. Der Bildhauer Robert Bärwald Hier-
selbst hat das Ritterkreuz 2. Klasse des Sachseu-Ernestinischen
Hausordens erhalten. MH

n Rom. Der Maler Giovanni Timenes, dessen
Kolossalbild „Die letzten Augenblicke Viktor Emanuels" vor
Jahren auch in Wien großes Aufsehen erregt hatte, ist plötzlich
tobsüchtig geworden, ä'imenes hatte gehofft, der König werde
sein Bild ankaufen. Die Nichterfüllung dieser Hoffnung versetzte
ihn seit Jahren in einen Zustand der Melancholie, so daß er
dem Irrenhaus übergeben werden mußte. MH

n Berlin. Dem kürzlich verstorbenen Wilhelm Gcntz
ist jetzt an seinem Grabe auf dem Matthäikirchhof ein würdiges
Denkmal errichtet worden. Den hohen Granitsockel schmückt das
Bronzereliefbild des Verewigten, das ein Freund des Künstlers,
der verstorbene Bildhauer C. Bläser, bereits 1862 modelliert hat.

ll. München. Am 8. Juli schied, wie schon im
vorigen Hefte kurz berichtet, eine Künstlernatur von reicher
und vielseitiger Begabung aus dem Leben: Heinrich Lang,
der bekannte Pferde- und Schachtenmaler. Lang wurde gebo-
ren am 24. April 1838 zu Regensburg als der Sohn eines
Kaufmanns. Schon als Kind von vier Jahren begann er
zu zeichnen, doch wurde aus dieses „Talent" kein eigentliches
Gewicht gelegt, und Lang mußte nach der Volksschule in
das Gymnasium. Nach dessen Absolvierung ging er auf die
Universität nach Berlin, um dort Medizin zu studieren. Doch
sein Drang zur Kunst, den er ja schon imnier in seiner Brust
fühlte und Pflegte, kam immer mehr und inehr zum Durchbruch,
besonders als er in Berlin C. Steffeck kennen lernte und den-
selben regelmäßig besuchen durste. So legte denn Lang nach
nicht ganz einjähriger Universitätszeit seinen „Mediziner" nieder
und griff zu Skizzenbuch und Palette für immer. Er mußte
Familienverhältnisse halber nach München, wo er den berühmten
Fried. Bolz aussuchte, dessen Schüler er nun wurde. Doch schon
nach einem Jahre brachte ihn das Schicksal nach Stuttgart. Dort
lernte er Louis Braun kennen, nrit dem er, dieselben Ideale an-
strebend, zusammenarbeitete — viel Militär zeichnete und nialte,
viel Pferdeanatomie studierte und das herrliche Gestüt in Weil
cifrigst besuchte. Von der württembergischen Residenz gings
wieder nach München. Doch hieß es jetzt den Waffenrock an-
legen, und wir sehen nun Lang als Regimentskadettcn des dritten
Feldartillerieregiments, von welchem Dienste er schon nach einem
halben Jahre seiner Kurzsichtigkeit wegen befreit wurde. 1859
brach der Krieg Österreichs mit Italien aus, an dem er, sich
Österreich anschließend, als Künstler sich beteiligte. Nachdem er
einige Skizzen, die er da gesammelt, verarbeitet, zog es ihn
1860—1864 nach Ungarn und Serbien auf die Studienreise,
aus welcher zahlreiche vorzügliche Werke, darunter seine

„Pußtabilder" hervorgingen. 1867 besuchte er die Welt- und
Kunstausstellung zu Paris mit Rob. Beyschlag, worauf er, in
die Heimat zurückgekehrt, auf dem Lager-Lechfeld bei Augsburg
seine Arbeiten fortjctzte. Als die Kriegstrompele von 1870 rief,
ließ es Lang nimmer ruhen, er mußte mit in den Krieg, um
jene gewaltigen, poetischen, furchtbaren Massenszenen wiederzu-
geben, die eine große Schlacht bietet. Wir kennen aus seinem
zweibändigen Merkchen „Erinnerungen eines Schlachtenbummlers",
in dem sich Lang als ein ganz vorzüglicher Schriftsteller zeigt,
wie es ihm während dieses bedeutungsvollen Jahres ergangen.
Nach der Beendigung des Krieges ging Lang daran, diese seine
wichtigsten Skizzen auf die Leinwand zu bringen. Da entstanden
die bekannten Bilder: „Angriff bei Floing", „Reichshofen am
6. August" rc., die er mit seiner großen Kompositionsgabe ent-
warf. Nach einer Studienreise in die Türkei folgten Aus-
führungen dieser Orientskizzen zu Bildern, sowie weitere Be-
arbeitungen der Stoffe aus dem 70er Kriege und Pferdeporträts
sür verschiedene Fürsten. Schon von früher Jugend auf hatte
Lang eine große Liebe für den Zirkus und das elegante Pferd
der runden Manege. Es ziehen sich seine Zirkusstudien, die er
hauptsächlich bei Herzog und Wulff machte, und in denen er seine
Spezialität, „das Zeichnen", kultivierte, durch sein ganzes Leben
und in seinen „Cirkusbildern" trat er damit glänzend vor die
Öffentlichkeit. Ebenso arbeitete Lang beständig an Pferde-
porträts, in welchen er wohl einer der besten Meister war, welche
wir überhaupt kennen. Längs künstlerischer Schwerpunkt liegt
in der Zeichnung und Komposition seiner Werke. Seine Zeich-
nung, besonders der Pferde, war eine klassische. Da sitzt alles
am rechten Flecke — wir finden ein verblüffendes Verständnis
der Form in den denkbar schwierigsten Stellungen, die er stets
ohne den heute so oft mißbrauchten Momentapparat machte und
eine Kenntnis der Pferdeanatomie, wie sie jetzt kaum mehr ge-
funden wird. Es sind seine Skizzenbücher und ausge-
sührten Bleistift- und Federzeichnungen wohl mit das Wertvollste
von seinen Arbeiten. In den Skizzenbüchern finden wir Aus-
nahmen, welche eine unglaubliche Virtuosität bekunden — sie
sind bekannt aus den Ausstellungen und den vielen Reproduk-
tionen — so daß Worte hier kaum nötig sind. So sehen wir
in Lang einen Zeichner allerersten Ranges, einen lebens-
vollen Komponisten nnd einen tüchtigen Maler. Längs viel-
seitige Begabung besaß noch das schon erwähnte hohe Talent
für Schriststellerei und eine beachtenswerte Begabung sür Musik.
Aber Lang hatte noch mehr — er hatte ein einfaches, schlichtes,
goldreines Herz. Zweimal war Lang verheiratet. Das erstemal
(1876—1877) mit Antonie Meggendorfer, die ihm der Tod nach
nicht ganz einem Jahr glücklicher Ehe entriß; das zweite Mal
(1883) mit der vorzüglichen Wiener Malerin Tina Blau, die
eine lebensfrische Zeit von reichen Erfolgen eines Künstlertums
mit ihm verlebte. -

Grstorbrn. Historienmaler Professor Albert Kretschmer
in Berlin, 11. Juli. — In Antwerpen starb am 7. Juli, 68 Jahre
alt, der Bildhauer Joses Ducaju, welcher eine große Anzahl
tüchtiger Werke geschaffen hat. Am bekanntesten sind seine für
die öffentlichen Plätze Antwerpens gelieferten Bildwerke: die
Statuen des Malers David Teniers und Leys und die Kvlossal-
statue des Bclqierhäuptlings Boduognatus in den Kriegen
gegen Cäsar. MN

Denkmäler

— Berlin. Die Entwürfe für das Denkmal Kaiser
Wilhelm I. in Berlin sollen zunächst in dem Hofe des Zeug-
hauses zur Ausstellung gelangen, wo ihre Besichtigung durch
den Kaiser am 15. August in Aussicht genommen ist. Falls
weitere Meldungen nicht eingehen, wird die Ausstellung aus
die Modelle und Zeichnungen der Bildhauer R. Begas,
Schilling und Hilgers, sowie des Architekten Bruno
Schmitz beschränkt bleiben. Die Mehrzahl der Bewerber hat
die Umgestaltung der Schloßfreiheit in der Weise ausgefaßt, daß
dem Eosanderschen Portal gegenüber ein größerer Platz an der
Spree geschaffen wird, in dessen Mittelpunkt Kaiser Wilhelm,
dem Schlosse zugewendet, aufgcstelltt ist. -zzs;

Ir. Königsberg i. Pr. Der Lehrer an der hiesigen
Kunstakademie, Professor Friedrich Reusch, hat den ehrenvollen
Auftrag erhalten, die Ausführung des bei Siegen zu errichtenden
„Kaiser Wilhelm-Denkmal" zu übernehmen. Johann Friedrich
Reusch wurde am 5. September 1843 zu Siegen geboren; er er-
lernte seine Kunst 1863—67 auf der Kunstakademie zu Berlin,
wo er besonders Schüler von Albert Wolfs war, als dessen
 
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