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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.8036#0037
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XI.III. Icchrgang. '.Nünchen, den ^5. Mai 1894- Nr. Z.

Bezug dee „Zeirschrift" sammr der „'Runftgewerdlichen Rrlndschau": Durch den
Buchbandel, die^Dost^oder die^Geschäftsstelle^M. Schorß verla^, München^ Aöniginstr. 55,

wenn dieselben spätestens vieuzehn ^age nact) Eesct)einen der folgenden L^ummev
auf dem vereinssekretariat angemeldet werden.

^eeauSgebee: Bayer. Aunstgewerbe-Verein, (j)sandhausstraße 7). — Aedaktidn:
^rof. L. Gmelin, Luisenstraße ^8). — Druck: Rnorr <L Hirth; sämmtliche in München.
Verlag: M. Schorß, München, Aöniginstraße 55.

K WkleWtimgsksrpK fük clcktrisKS GlWW

asch zugreifen, jede neue Lrfindung schnell ausnutzen, dieser
liezeichnende Grnndzug anicrikanischen Arbeitens liat
auch deni clektrischen Belcuchtungswesen Nordamcrikas
in wcnigon Iahren eine hohe Entwickelung gebracht,
namentlich in Bezug auf den Umfang dcsselben. In den meiften amerika-
nischen Städten gilt die Gasbcleuchtung auf Straßen nnd in Gcschäfts-
häusern schon als ein überwundcner Standpunkt; in New-k)ork allein
bestelien ;y50 elektrische Lentral- und Blockstationcn, welche 280,ooo
Bogenlampen und Z,soo,ooo Glühlamxen speisen. (Nach einer Nit-
theilung dcs patentbureaus von Dedreux, München.)

Lntsprechcn die Glühlampen in ihrer technisch einfachsten Gestalt
als faustgroße Glasbirnen allcn Anforderungen bei Geschäftshänscrn,
so mußte man bei Räumen, welche auf künstlerisch-dekorative Aus-
stattung Anspruch machen solltcn, darauf denkeu, diese Glasbirncn
selbst mit der Raum-Dekoration in ongere Fühlung zu bringen. Dies
geschah auf schr vcrschicdene Meise, indeni man seine Anfnicrksamkeit
hauptsächlich auf drei Dinge richtete: die Träger der Lampen, die Um-
hüllung oder Ukaskirung der einzelncn Glasbirnen und die Gruppirung
derselben im Raum. Nach allen drei Richtungen, sowohl einzeln wie
kombinirt lassen sich Neuerungen verzeichncn, welche, so viele derselben
auch keineswegs als gelungenc Leistungen angesehen werdcn dürfen,
doch geeignet sind, Aiiregungcn zu schöncn Neubildungen zu geben.
In diesem Sinne sollen auch die folgenden Anscinandersetznngen wic
die beigegobenen Abbildungen aufgcfaßt werden. —

Die Lichtträgcr für cloktrische Glühlampen^ehören zweifcllos zu den
interessanteston Aufgabcn, welchc dcm modcruen Runsthandwerk gcstellt
werden. Beim Uebergang aus der Acrzen- oder Gellampen-Belencht-
ung zum Gaslicht konntc man die Mandarme und Aronlcuchter älterer
Zeitcn fast uncingcschränkt als vorbilder heranziehen, wenn es auch
ein sonderbares Zugcstäudniß an das kjerkommeii war, an die bis-
herigen weißcn Lerzen durch porzellancne Brennerhülsen zu erinnern.
Nit dcr Nothwcndigkeit, das Lcuchtgas dprch Röhrc» in die Aron-
leuchter zu leitcn, bckam die Aufhängevorrichtung der letztercn durch
Prcisgeben dcr vielglicdrigcn, oft recht malorischcn Aettcn zwar etwas
Stcifes; man hat sich indefsen allmälig so daran gewöhnt, daß man
gar nichts Auffallendes mchr darin findet, einen Lichterkranz nicht
durch leichtgebogene Aetten an der Decke befestigt zu sehen, sondorn
durch einen senkrechtcii, ftarren Stab und einigc wagrcchte Guerstäbe.

Diel tiefer grcifen die Ulandlungen, welchen dic Belenchtungs-
körper untcrworfen werden iiiußteu oder durften beim llebergang zuni
elektrischcn Gliihlicht. war man früher gezwungen, die Brenner stets
scnkrecht mit dem freien Lnde nach oben zu stcllen, so war nian jctzt
an kcine bestimmte Stellung mehr gebundcn, — niußte nian früher
mit Rücksicht auf die starkc kDärmecntwickelung cincn beträchtlichen
Abstand von der Decke einhalten und bei Lüstern mit mchrercn Aerzen-
reihen die obern Ringe stets enger halten als die nntcrn, so besteht
jetzt keine Gcfahr mchr, die Lichter dicht unter der Deckc, ja selbst in
derselben anznbringcn odcr bci Lüstern die obern Ringe weiter zu
machen als die iintern, — lauter durch die Tcchnik bezw. durch die
physikalischen Ligenschasten des clektrischen Glühlichts dargebotene
Motive, für deren künstlerisch-dekorative verarbeitung wir unter den
alten Arbcitcn vergebens nach vorbildcrn suchen.

In Amerika, wo man sich nicht um vorurtheile und lherkominen
schert, sondern mehr dcm Grundsatz hnldigt: „frisch gcwagt ist halb
gewonnen", hat man bci der dckorativen Durchbildung der elektrischen
Lichtträger jene durch die Tcchnik gcbotenen Aiotive künstlerisch zu ver-
arbeiten gcsucht. Namentlich hat man von der kliöglichkeit, dio Glüh-
lämpchen an Drähtcn anfzuhängcn, oder dieselbcn in die Wand- oder
Dcckciistächen zu lcgen, nmfassenden Gebrauch gemacht, wobei nian zu
ganz eigenartigen Lrgebnissen gclangt. A)ie die boi Festlichkeitcn ge-
bräuchlichen Gelegenheitsdekorationen von jeher die Vorbilder für die
schmückeiiden Zuthaten dcr INonnmcntalknnst geliefert habcn, so hat
die sonst nur bei voriibergchenden Illuminationeii gebräuchliche An-
ordnung der Leuchtkörper den Amerikanern vielfach die Nkotive zur
Gruppirung der Glühlichter gegeben: sowohl die Lichterreihen, wie die
hängendcn Ballons, die wir bei den sogenannten „Venetianischen
Nächtcn" zu sehen gewohnt sind, treten hier auf.

Als Beispiel für die erstere Art geben wir in Abbildung ; eine
Ansicht des großen Theatcrsaals im Auditoriuin zu Lhirago; hier sind
die Laibungsflächcn dcr Gurtcn- und Gewölbfriese in regclmäßigen
Abständen mit Glühlämpchen besctzt und in den vergoldoten Grna-
mcnten der Archivoltenstächen bilden die Lämpchcn die leuchtenden
Mittelpunkte von Blumen (an den Archivolten sind je vier Lämpchen
in einer Füllung gruxpirt) — die Lichtpunkte sind zu Bestandtheilen
des Brnainents geworden. So wenig nachahmensrverth die hier ge-
wählto Durchführung des Gedankens, Bogen und Gewölbc mit Lichtcrn
 
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