Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1.1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8036#0053
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
53


XHII. Iabrgang.

München, den ^5. Iuli 1894.

Nr. ?.


(UnstgewerßttAe

MHm

Veiötatt zur i

AeilMist des BaM. Mnstgewerkk-Zereins. .g

!>>>>>>,1,>««>!>>> >>>>I^MI'''>»^4IA>MjI>

LerkündlgüUsklatt de§ 8eröandes deütsDek Annstgelverke-Zereine.

Bezug der „Zeirschrift" sammt der „'Runstgewerdlichen Rundschau". Durch den
Buchbandel, die s)oft oder die Geschäftsstelle M. Schorß Verlag, München, Aöniginftr. 5ö,
Mk. !s6 x». a.; die Mitglieder des Bayer. Aunftgewerbe-Vereins (Iahresbeitrag Mk.)
erhalter: die Zeitschrift sammt Aunstgewerbliche Rundschau unentgeltlich. — Die ^Zeit»

wenn dieselben späteftens vicrzehn Tage nach Erscheinen der folgenden L-Iummer
auf dem vereinssekretariat angemeldet werden.

HerauSgeder: Bayer. Kunftgewerbe-Verein, (j)fandhausstraße 7). — Redaktion:
prof. L. Gmelin, Luisenftraße (8). — Druck: Rnorr L Hirth; sämmtliche in München.
Verlag: rn. Schorß, München, Aöniginstraße 55.

unstgmkrßliIe MettöMKliungm in

Nachdruck verboten.

tie tlnion centrals äss grts ääcorLtifs in Paris bildet den Ans-
gangsxunkt aller neuen kunstgewerblichen Bestrebungen in
Paris; neben der Vervollständigung seines Museums sucht
dieser Berein seine lsauptaufgabe darin, in jeder Wcise das
französische Aunstgcwerbe zu heben und dcmselbcn eine gesunde Zukunft
zu sichern. Namentlich in nenester Zeit, vielleicht infolge des imponirenden
Auftretcns des deutschcn Aunsthandwcrks in Lhicago, ist man sehr eifrig
bemüht. dem aufstrebenden, als gefahrdrohend erkannten Nebenbuhler
zuvorzukommen; vielleicht auch war — wie andere Stimmen sich äußerten —
die Antwerxener Ausstellung nicht ohne Linsluß, insoferne als bei deren
Vorbcreitung dic Befürchtung auftauchte, daß bci diescm Anlaß der kunst-
gewerbliche Alarkt in Belgien theilwcise den Franzosen von dcn Deutschen
entrissen werden könne. Die lVettbewerbungen, von welchen wir heutc
sprechcn wollen, lasson sich allcrdings nicht anf die gonanuten Linflüsse
zurückführen, da dcren Acimo schon im Frühjahr gclegt wurdcn;
viclmchr reihen dieselbcn sich an frühere ähnlicher Art an. Zur Auf-
mnntcrung der französischen Uunsthandwerker und Musterzeichner erließ
nun die Nnion cenlrale das Preisausschreiben und bewilligte — mit
Unterstützung durch einige Gönner dieser Bestrebungen — dafür ins-
gesammt die resxektable Summe von lO,l25 Frs. Eingeladen waren
nicht nur die selbständigen Aunsthandwerker, sondern auch die Schüler
der kunstgewerblichen Lehranstalten; für erstere war die Summe von
7Z25 Frs., für letztere (dic das 25. Lebensjahr noch nicht überschritten
habcn durften) sooo Frs. ausgeworfen. — Ntit ein ksanptzweck war,
Ncucs zu fchaffen, unter möglichster Befolgung des Grundsatzcs: die
Zierformcn nach den natürlichen Vorbildern zu studircn und dieselben,
dcm besonderen Iweck der Aufgaben entsprechend, umzugestalten.

Ls wurden drei Aufgaben gestcllt, bei deren Zluswahl man davon
ausging, dem xraktischen Leben zu dienen, und den Grundsatz der Union
— das Schöne im Nützlichen zu vcrwirklichen — zur Geltung zu bringen:
z. für Bronzeguß: ein Lüster für elektrisches Licht; — 2. für Edel-
schmiedekunst: ein Trinkbecher aus Metall; — s.fürBuchbinderei:
Bucheinbände für drei bestimmte Bücher. Nicht unwichtig ist es, zu
vernehmen, daß den Theilnehmern an der Preisbewerbung volle sechs
Mouate zur Bearbeitung ihrcr Lntwürfe zur Verfügung standen. Im
Ganzen liefen ZHO Arbeiten — Zeichnungen und Modelle — cin. —
Unter den durch die Uevue äes arls äöcorsliss veröffentlichten Ar-
beiten beffndet sich kaum eine, welche sich mit Bewußtsein und Folge-
richtigkeit an ältere Stilarten anlehnt; wie entschieden man ffch von den

alten Traditionen freimachen will, geht auch daraus hervor, daß das
Preisgericht für dio Bucheinbände der Ukeister von vornherein Alles
ausschied, was als Imitation oder Lopio erscheinen konnte. Die meisten
Lntwürfe bewegen sich daher völlig im Fahrwasser jener modernen
Stilrichtung, welche das kseil des Aunsthandwerks in möglichst um-
sassender Beiziehung der heimischen Pflanzenwelt gefunden zu haben
glaubt. An allen Lntwürfcn beobachtet man ein gcwaltsames Ringcn
nach Neuem, Griginellem; dieser Grundzug ihres Lharakters führte
natürlich in vieler lhinsicht auf Abwege, wenn man auch anerkennen
muß, daß selbst die unerfreulichsten unter den von der rUevue< veröffent-
lichten Arbeiten immer noch eine gewisse Lleganz in der Durchführung
und im vortrag der Grundideen bekunden.

Der offizielle Bericht über das Lrgcbniß bci der ersten Aufgabe

— elektrischer Lüster —, an welcher sich 26 Meister, thcils mit
zwei und drei Lntwürfcn, betheiligt hatten, bedauert zunächst die große
Unsicherhcit im Geschmack, welche sich in der Schwerfälligkeit und Zer-
fahrenheit der mcistcn Lntwürfe kundgibt. Außerdem wird gerügt,
daß die Preisbewerber sich nicht hinreichend mit den technischen Lrforder-
nissen vertraut gemacht hatten. Das jdrogramm hatte den Aonkur-
renten ausdrücklich emxfohlen, mit einem jdraktiker Fühlung zu nehmen,
uur die beleuchtungs-technischen Bedingungen vollständig zu erfüllen,

— ein Nath, welcher offenbar zu wenig befolgt worden war.

Dio Aommission sah sich deshalb veranlaßt, den ersten Preis
(tsoo Frs.) überhauxt nicht zu ertheilen und nur drei Lntwürfen zur
„Aufmunterung" ihrcr Vcrfasser je 200 Frs. zuzusprechen, zugleich aber
eine erneute Wettbewerbung vorzuschlagen. In erste Linie stellte die
Aommission den Lntwurf von R. Areyenbielh (?) und zwar deshalb,
weil demselben cine durchaus neue Idee zu Grunde liegt: eine krystallene,
im Innern mit Glühlichtern versehene Lrdkugel zwischen lVolken; aus
letzteren brcchen Strahlen hervor, welche in Glühlampen endigen. —
Dcr in zweiter Linie kommende Lüster (von Flament) besteht aus einer
zwölftheiligen weiten Schale aus geschliffenem Arystallglas, die von
Zweigen und Blumen umrankt wird; im Innern dieser Schale erhebt
sich eine Arystallvase, welche durch zierliche Bronzefassungen mit dem
Aufhängerohr verbunden ist. Die Glühlamxen sind theils innerhalb
der Arystallgefäße, theils in den Blumen und Zweigen angebracht.
Anch der dritte Lüster (von lhenry) verwendet Glasflüsse innerhalb eincs
im Linzelnen der Natur nachgebildeten, aber im Ganzen symmetrisch
angeordneten Gezweiges, in welchem Vögel die Glühlichter umschwirren.

X
 
Annotationen