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KmflqeivllStiW Literatur.
Bücherschau.
Bei der Redaktion eingelaufen und der Bibliothek des Bayer.
Runstgcwerbevereins übcrgcben:
Lfirth's Formenschatz kfeft 2 bis s. Inhalt: antik-römische,
romauischo, italieuische und altdeutsche Sculptureu; Zeichuuugcn
und Bilder von Dürer, Rembrandt, Fr. ksals, Muntiuck, Bry,
kNautegna, Rafael, jderugino, Tiepolo, Franceschini, Albaui, Tizian,
Giorgione, Sarto, Zoppino, Larracci, Pollajuolo, Salv. Rosa,
Lalonde, Lauvet, Bottschildt, Lisen; — roman. Louchter, jdortal,
Grnamente, Friese, Schmucksachen, Buchbeschläg, Spitzen, Decken-
stuckaturen, vignetten, vase, Triumxhzug, Bretspiel, Schmiedeeisen-
arbeiten, Thürklopfer, Aannen, Pulverhorn.
Fü h rer durch die Sammlung des kgl. Runstgewerbemuseums, jo. Aufl.
Dekorative Vorbilder, cine Sammlung von figürlichen Darstcll-
ungen und kunstgewerblichen Oerzierungen für Zeichner, Naler,
Graphiker, Dekorateure, Bildhauer, Architekten. Jul. ksosmann,
Stuttgart. s. Iahrgang; p2 kseste, je j Mk.; jedes lheft hat s Blatt.
Mas die verlagsanstalt in diesen köcften bietet, ist eine bunte
Sammlung von allcn nur möglichen dekorativen Gcdanken, schwarz
oder farbig, alt oder neu, stilisirt oder naturalistisch, fiach oder plastisch —
Bauornament^ und Wandgemälde, Flachmuster und Landschaften, Figür-
liches und Pfianzliches. Unter den ältorn Sachon kommen so ziemlich
alle Stile vor und boi den nouern Sachen beweisen dio Ramen Döpler
d. I., Ferd. Reller, F. v. ksollaky, G. Sturm, L. Grethe, R. Rnorr,
L. Unger u. A., daß eine große Vielseitigkeit der Abbildungen erstrebt
wird; manche andere Meister — wie A. Seder, Fr. Stuck, Ford. Barth —
sind zwar nicht xorsönlich vertrctcn, abcr ihr Gcist und ihre Arbeits-
weise spricht deutlich aus manchen Blättcrn ihrer Lpigonen. Bei dor
erstrobten großen vielsoitigkeit kann man nicht erwarten, daß Alles
befriedigt; aber man wird stets erstaunt und erfreut sein dürfen, wie
viel Gutes um den billigen jdreis in mehrfarbigen Darstellungen — sür
deren Trefflichkeit Stuttgart bekannt ist — geboten werden kann. 6.
Der deutschejdatent-RaleNder, zugleich internationales Patent-
Aalendarinm j8Z-j. Lin khand- und Nachschlagebuch über inter-
nationales Patentwesen, Nluster- und Markenschntz. Ulit einem
Anhaug, verwerthung von patontcn. bscransgeber nnd verlag
von Jngcuieur G. Dedreux, patentanwalt in Uliinchen.
So viel Fachkalender schon erschienen sind, bisher hatten wir doch
noch keinen deutschen „Patentkalender". Jeder Lrfinder und Patent-
inhaber wird deshalb das Lrscheinen eines solchen begrüßen, weil der
Aalender thatsächlich ein längst gefühltes Bedürfniß befriedigt, —
mit geringou Anschafiungskosteu (Frankozuscndung, bübsch gebundcn
Nlk. j.2v) ein lverkchen zu erhaltcn, das in gedrängter Aürze alles
Mssenswerthe über den internationalcn Patcntschutz, übor Ularken und
Ulusterschutz bringt. Besonders sind hcrvorzuheben die Ausführungen
über die Nachsuchung von deutschen Patenten und Gebrauchsmusterschutz,
über die verwerthung von Lrfindungen, die am Schlusse des Aalenders
beigegebene patenttabelle u. A.
Thierlcben im Vrnament. Lntworsen von Prof. G. Sturm;
verlag von Jul. lsofmann, Stuttgart. Zo Lichtdrucktafcln imFolio,
— 6 Lieferungen zu 6 Nlk.
Noch in frischer Lrinnerung ist der Lindruck, den das bei Gerlach
und Schenk in lvien erschienene lverk „Die Pflanze" allerwärts ge-
macht, und gewiß wird Jeder, der das obengenannte neue lverk unter
die Augen bekommt, sofort an jenes ältere erinnert, das in mancher
ksinsicht dem neuen als Vorläufer und Vorbild gedient hat. Und doch
unterscheidet sich das „Thierleben" in einem Punkte ganz wesentlich
von seinem vorgänger. lvährend dieser neben den naturalistischen
Darstellungen auch die stilistische verwerthung der Pflanzen darzustellen
suchte, beschränkt sich dieses „Thierleben" fast ganz auf naturalistische
Darstellung der Thierwelt, nur allerdings auf ornamentalen lsinter-
grund. Jn letzterem sind zumeist pfianzen unserer Zone in mehr oder
weniger streng geordneter Zusammenstellung verwendet; sehnsüchtig
schaut der Fuchs nach den zu hoch hängenden Trauben oder nach
den in den Apfelbaum gefiüchteten lsühnern hinauf, während die
löasen es sich im Aohlacker wohl sein lassen und das Reh durch das
Brombeerengebüsch und unter den Lichbäumen hinweg vor dem ver-
folgenden Iagdhund fiieht; außer den genannten Thieren werden
noch in den vorliegenden boiden ersten Lieferungen behandelt: pfauen,
Fasanen u. a. vögel, Frösche, Lichkätzchen, Libellen, Aäfer, Fische,
Lidechsen, Schlangen. Die vorgeführten Gebilde sind dnrchweg sehr
charakteristisch dargestellt und zwar in gesunden, mit der Feder ge>
zeichneten Umrissen in verbindung mit wenigen ebenso bestimmten
Tuschlagen und Lichtern auf tonigem Grund. Nlag Ulancher mit der
Art, wie die heimische Pflanzenwelt dekorativ verwerthet wird, nicht
einverstanden sein, z. B. mit der symmetrischen Darstellnng von Lrd-
beerstauden, Lichbäumen, Brombeersträuchern, Aohl rc., — so wird
doch kein Unbefangener diescn Blättern seine Anerkennung versagen;
denn dieselben zeugen von einer liebevollen Beobachtung der Natur,
vou einem feinen Gefühl sür Nlassenvertheilung und Linienführung
und von dem ernsten lvillen, die reizvollen Gebilde der Natur den
schmückenden Aünsten dienstbar zu machen. 6.
Die fürstlich braunschweigische Porzellanfabrik in
Fürstenberg, von lseinrich Stegmann. Braunschweig,
verlag von Benno Goeritz.
Die vorliegende Nlonographio bietet nicht blos eine erschöpfende
Geschichte der bedeutenden porzellanfabrik Fürstenborg, sie ist auch ein
höchst werthvoller Beitrag zur Aultnrgeschichte des vergangenen Iahr-
hunderts. Line Porzellanfabrik gehörte, wie die damalige Ausfassung
war, zu den Attributen sürstlicher lserrlichkeit und so wollte denn auch
der regierende lserzog Aarl von Braunschweig seine Porzellanfabrik
habon. Zwar war die kserstellung des Porzellans schon über 30 Iahre
in Uleißen gelungen, aber die Geheimnisse der Bereitung waren doch
so wenig bekannt, daß den Schwindlern Thor und Thür geöffnet
blieb. Dazu kam noch, daß man wissenschastlich und technisch zwischen
Porzellan und Faience nicht unterschied. Ularkirte doch die Bayreuther
Faiencefabrik gerade damals mit voller Schrist: öayreurker Dorcellaa
tabrique, obgleich von dieser Ulasse kein einziges Stück daselbst gemacht
wurde. Gerade aber diese Bayrouther Faiencefabrik mit ihron höchst
gediegenen Leistungen wurde für Fürstenberg wichtig. Der Fürst be-
sahl die Lrrichtung einer Porzellanfabrik und der Gberforstrath von
Langen sollte die Sache in Grdnung bringen und nach der Sitte jener
Tage auch zunächst bezahlen. Da kam zuerst ein gewisser Glaser aus
Bayreuth und bot das Geheimniß an. Lr brachte aber nichts zu
wege, denn er war blos Faience-Nlalergehilfe; ein gewisser Uletzsch
aus Bayreuth, an den man sich dann wandte, brachte auch nichts
vorwärts und als seine aus Bayreuth entwendeten Farben zu Lnde
waren, saß er ganz auf dem Trocknen. Ls boten sich noch ver-
schiedene solche „Arkanisten" an, ein Ulcdiziner, ein Ulünzmeister, ein
lserr von Lücke, aber endlich gingen dem l^errn von Langen doch die
Augen auf und er kam zur Linsicht, daß zwischen Faience und Por-
zellan ein so wesentlicher Unterschied sei, daß keine Geschicklichkeit
des Glasirers, Brennors oder Ulalers denselben ausglcichen könne.
Ls blieb also kein anderes Ulittel übrig, als aus einer wirklichen Por-
zellanfabrik einen Alann zu gewinnen, der mit der Bereitung der
Masse und dem lvesen des Porzellans vertraut und zugleich geneigt
war, das Geheimniß zu verrathen. Line solche Persönlichkeit wurde
in Benkgraf, einem Beamten der lsöchster Porzellanmanufaktur ge-
funden, der nach verschiedenen, mitunter recht verdrießlichen Zwischen-
fällen, wirklich in die Fürstenberger Fabrik eintrat und mit lsilfe von
Porzellanerde aus der Passauergegend echtes porzellan zu Stande brachte.
Zn der weitern Geschichte dieser Fabrik ist besonders das lvirken
des Franzosen Gerverot wichtig, der die Manufaktur durch alle wirth-
schaftlichen Fährlichkeiten der napoleonischen Zeit hindurchbrachte und,
sreilich ohne besonderen Dank zu ernten, ;82g starb. Jm Jahre
;859 wurde die Fabrik vcrkanst und befindet sich jetzt, nachdem sie
öster die Besitzer gewechselt, im Besitz einer Aktiengesellschaft. Ls
werden daselbst ;so Arbeiter beschäftigt, welche mit Lrfolg die lser-
stellung von Geschirren nach den noch vorhandenen alten Ulodellen
aus der Rococozeit wieder aufgenommen haben. 8r.
KmflqeivllStiW Literatur.
Bücherschau.
Bei der Redaktion eingelaufen und der Bibliothek des Bayer.
Runstgcwerbevereins übcrgcben:
Lfirth's Formenschatz kfeft 2 bis s. Inhalt: antik-römische,
romauischo, italieuische und altdeutsche Sculptureu; Zeichuuugcn
und Bilder von Dürer, Rembrandt, Fr. ksals, Muntiuck, Bry,
kNautegna, Rafael, jderugino, Tiepolo, Franceschini, Albaui, Tizian,
Giorgione, Sarto, Zoppino, Larracci, Pollajuolo, Salv. Rosa,
Lalonde, Lauvet, Bottschildt, Lisen; — roman. Louchter, jdortal,
Grnamente, Friese, Schmucksachen, Buchbeschläg, Spitzen, Decken-
stuckaturen, vignetten, vase, Triumxhzug, Bretspiel, Schmiedeeisen-
arbeiten, Thürklopfer, Aannen, Pulverhorn.
Fü h rer durch die Sammlung des kgl. Runstgewerbemuseums, jo. Aufl.
Dekorative Vorbilder, cine Sammlung von figürlichen Darstcll-
ungen und kunstgewerblichen Oerzierungen für Zeichner, Naler,
Graphiker, Dekorateure, Bildhauer, Architekten. Jul. ksosmann,
Stuttgart. s. Iahrgang; p2 kseste, je j Mk.; jedes lheft hat s Blatt.
Mas die verlagsanstalt in diesen köcften bietet, ist eine bunte
Sammlung von allcn nur möglichen dekorativen Gcdanken, schwarz
oder farbig, alt oder neu, stilisirt oder naturalistisch, fiach oder plastisch —
Bauornament^ und Wandgemälde, Flachmuster und Landschaften, Figür-
liches und Pfianzliches. Unter den ältorn Sachon kommen so ziemlich
alle Stile vor und boi den nouern Sachen beweisen dio Ramen Döpler
d. I., Ferd. Reller, F. v. ksollaky, G. Sturm, L. Grethe, R. Rnorr,
L. Unger u. A., daß eine große Vielseitigkeit der Abbildungen erstrebt
wird; manche andere Meister — wie A. Seder, Fr. Stuck, Ford. Barth —
sind zwar nicht xorsönlich vertrctcn, abcr ihr Gcist und ihre Arbeits-
weise spricht deutlich aus manchen Blättcrn ihrer Lpigonen. Bei dor
erstrobten großen vielsoitigkeit kann man nicht erwarten, daß Alles
befriedigt; aber man wird stets erstaunt und erfreut sein dürfen, wie
viel Gutes um den billigen jdreis in mehrfarbigen Darstellungen — sür
deren Trefflichkeit Stuttgart bekannt ist — geboten werden kann. 6.
Der deutschejdatent-RaleNder, zugleich internationales Patent-
Aalendarinm j8Z-j. Lin khand- und Nachschlagebuch über inter-
nationales Patentwesen, Nluster- und Markenschntz. Ulit einem
Anhaug, verwerthung von patontcn. bscransgeber nnd verlag
von Jngcuieur G. Dedreux, patentanwalt in Uliinchen.
So viel Fachkalender schon erschienen sind, bisher hatten wir doch
noch keinen deutschen „Patentkalender". Jeder Lrfinder und Patent-
inhaber wird deshalb das Lrscheinen eines solchen begrüßen, weil der
Aalender thatsächlich ein längst gefühltes Bedürfniß befriedigt, —
mit geringou Anschafiungskosteu (Frankozuscndung, bübsch gebundcn
Nlk. j.2v) ein lverkchen zu erhaltcn, das in gedrängter Aürze alles
Mssenswerthe über den internationalcn Patcntschutz, übor Ularken und
Ulusterschutz bringt. Besonders sind hcrvorzuheben die Ausführungen
über die Nachsuchung von deutschen Patenten und Gebrauchsmusterschutz,
über die verwerthung von Lrfindungen, die am Schlusse des Aalenders
beigegebene patenttabelle u. A.
Thierlcben im Vrnament. Lntworsen von Prof. G. Sturm;
verlag von Jul. lsofmann, Stuttgart. Zo Lichtdrucktafcln imFolio,
— 6 Lieferungen zu 6 Nlk.
Noch in frischer Lrinnerung ist der Lindruck, den das bei Gerlach
und Schenk in lvien erschienene lverk „Die Pflanze" allerwärts ge-
macht, und gewiß wird Jeder, der das obengenannte neue lverk unter
die Augen bekommt, sofort an jenes ältere erinnert, das in mancher
ksinsicht dem neuen als Vorläufer und Vorbild gedient hat. Und doch
unterscheidet sich das „Thierleben" in einem Punkte ganz wesentlich
von seinem vorgänger. lvährend dieser neben den naturalistischen
Darstellungen auch die stilistische verwerthung der Pflanzen darzustellen
suchte, beschränkt sich dieses „Thierleben" fast ganz auf naturalistische
Darstellung der Thierwelt, nur allerdings auf ornamentalen lsinter-
grund. Jn letzterem sind zumeist pfianzen unserer Zone in mehr oder
weniger streng geordneter Zusammenstellung verwendet; sehnsüchtig
schaut der Fuchs nach den zu hoch hängenden Trauben oder nach
den in den Apfelbaum gefiüchteten lsühnern hinauf, während die
löasen es sich im Aohlacker wohl sein lassen und das Reh durch das
Brombeerengebüsch und unter den Lichbäumen hinweg vor dem ver-
folgenden Iagdhund fiieht; außer den genannten Thieren werden
noch in den vorliegenden boiden ersten Lieferungen behandelt: pfauen,
Fasanen u. a. vögel, Frösche, Lichkätzchen, Libellen, Aäfer, Fische,
Lidechsen, Schlangen. Die vorgeführten Gebilde sind dnrchweg sehr
charakteristisch dargestellt und zwar in gesunden, mit der Feder ge>
zeichneten Umrissen in verbindung mit wenigen ebenso bestimmten
Tuschlagen und Lichtern auf tonigem Grund. Nlag Ulancher mit der
Art, wie die heimische Pflanzenwelt dekorativ verwerthet wird, nicht
einverstanden sein, z. B. mit der symmetrischen Darstellnng von Lrd-
beerstauden, Lichbäumen, Brombeersträuchern, Aohl rc., — so wird
doch kein Unbefangener diescn Blättern seine Anerkennung versagen;
denn dieselben zeugen von einer liebevollen Beobachtung der Natur,
vou einem feinen Gefühl sür Nlassenvertheilung und Linienführung
und von dem ernsten lvillen, die reizvollen Gebilde der Natur den
schmückenden Aünsten dienstbar zu machen. 6.
Die fürstlich braunschweigische Porzellanfabrik in
Fürstenberg, von lseinrich Stegmann. Braunschweig,
verlag von Benno Goeritz.
Die vorliegende Nlonographio bietet nicht blos eine erschöpfende
Geschichte der bedeutenden porzellanfabrik Fürstenborg, sie ist auch ein
höchst werthvoller Beitrag zur Aultnrgeschichte des vergangenen Iahr-
hunderts. Line Porzellanfabrik gehörte, wie die damalige Ausfassung
war, zu den Attributen sürstlicher lserrlichkeit und so wollte denn auch
der regierende lserzog Aarl von Braunschweig seine Porzellanfabrik
habon. Zwar war die kserstellung des Porzellans schon über 30 Iahre
in Uleißen gelungen, aber die Geheimnisse der Bereitung waren doch
so wenig bekannt, daß den Schwindlern Thor und Thür geöffnet
blieb. Dazu kam noch, daß man wissenschastlich und technisch zwischen
Porzellan und Faience nicht unterschied. Ularkirte doch die Bayreuther
Faiencefabrik gerade damals mit voller Schrist: öayreurker Dorcellaa
tabrique, obgleich von dieser Ulasse kein einziges Stück daselbst gemacht
wurde. Gerade aber diese Bayrouther Faiencefabrik mit ihron höchst
gediegenen Leistungen wurde für Fürstenberg wichtig. Der Fürst be-
sahl die Lrrichtung einer Porzellanfabrik und der Gberforstrath von
Langen sollte die Sache in Grdnung bringen und nach der Sitte jener
Tage auch zunächst bezahlen. Da kam zuerst ein gewisser Glaser aus
Bayreuth und bot das Geheimniß an. Lr brachte aber nichts zu
wege, denn er war blos Faience-Nlalergehilfe; ein gewisser Uletzsch
aus Bayreuth, an den man sich dann wandte, brachte auch nichts
vorwärts und als seine aus Bayreuth entwendeten Farben zu Lnde
waren, saß er ganz auf dem Trocknen. Ls boten sich noch ver-
schiedene solche „Arkanisten" an, ein Ulcdiziner, ein Ulünzmeister, ein
lserr von Lücke, aber endlich gingen dem l^errn von Langen doch die
Augen auf und er kam zur Linsicht, daß zwischen Faience und Por-
zellan ein so wesentlicher Unterschied sei, daß keine Geschicklichkeit
des Glasirers, Brennors oder Ulalers denselben ausglcichen könne.
Ls blieb also kein anderes Ulittel übrig, als aus einer wirklichen Por-
zellanfabrik einen Alann zu gewinnen, der mit der Bereitung der
Masse und dem lvesen des Porzellans vertraut und zugleich geneigt
war, das Geheimniß zu verrathen. Line solche Persönlichkeit wurde
in Benkgraf, einem Beamten der lsöchster Porzellanmanufaktur ge-
funden, der nach verschiedenen, mitunter recht verdrießlichen Zwischen-
fällen, wirklich in die Fürstenberger Fabrik eintrat und mit lsilfe von
Porzellanerde aus der Passauergegend echtes porzellan zu Stande brachte.
Zn der weitern Geschichte dieser Fabrik ist besonders das lvirken
des Franzosen Gerverot wichtig, der die Manufaktur durch alle wirth-
schaftlichen Fährlichkeiten der napoleonischen Zeit hindurchbrachte und,
sreilich ohne besonderen Dank zu ernten, ;82g starb. Jm Jahre
;859 wurde die Fabrik vcrkanst und befindet sich jetzt, nachdem sie
öster die Besitzer gewechselt, im Besitz einer Aktiengesellschaft. Ls
werden daselbst ;so Arbeiter beschäftigt, welche mit Lrfolg die lser-
stellung von Geschirren nach den noch vorhandenen alten Ulodellen
aus der Rococozeit wieder aufgenommen haben. 8r.