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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 24.1875

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Heft 11/12
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Unsere Jubiläumsfeier
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Jagemann, Johann: Entstehung von Zeitmessern überhaupt, sowie Entstehung der ersten Räderuhren, deren Construction und Entwickelung, [2]: Vortrag gehalten im Kunstgewerbeverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7030#0049

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Zeitschrift

des

Kunst-Gewerbe-Vereins.

Fünfundzwanzigster Jahrgang.

München.

E U # M2.

1875.

Die Zeitschrift erscheint monatlich mit wenigstens zwei Seiten Text und zwei Kunstbeilagen. Die Vereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift unentgeltlich. Im Buch-
handel kostet dieselbe 4 ft- f. W. = 2 Thlr. 12 Sgr. der Jahrgang. Inserate geeigneten Inhaltes werden mit 6 kr. - 2 Sgr. für den Raum einer gespaltenen
Petitzeile berechnet. S t and ig e Inserate erhalten eine entsprechende Preisermäßigung. In- und Auswärtige wollen sich dieserhalb an die Buchhandlung von

Theodor Ackermann dahier wenden.

Unsere Jubiläumsfeier.

L. Unsere Jubiläumsfeier steht bevor. Der Einzelne wählt
mit Vorliebe bestimmte Zeitabschnitte, wie den Geburtstag, den
Neujahrstag, das Amtsjubiläum für den Rückblick in die Ver-
gangenheit, für den Vorausblick in die Zukunft. So auch ganze
Genossenschaften. Vor 25 Jahren hat sich unsere Genossenschaft
gebildet, welche sich die Aufgabe stellte, das verfallene Knustge-
werbe zu heben. Wir feierit jetzt das Geburtsjahr unseres Ver-
eins. Bei einem Rückblick auf diese 25 Jahre betrauern wir
manchen Genossen, welchen die Erde deckt; wir finden die Ver-
einsthatigkeit durch Gunst oder Ungunst der Verhältnisse bald
gefördert, bald gehemmt, doch nie unterbrochen; mit besonderer
Freude können wir auf die Reihe erfinderischer und ausführender
Männer und Jünglinge blicken, welche ohne die Anregung durch
den Kunstgewerbeoerein ihre Talente vielleicht niemals dem Kunst-
gewerbe gewidmet hätten. Und das ist ja doch eine Hauptsache,
für die Erreichung eines bedeutenden Zieles die schöpferischen
Menschen zu gewinnen.

Feiern wir also getrost einen Abschnitt unseres Vereinsle-
bens. Unser Fest hat das Schöne, daß wir durch dasselbe in gestei-
gerter Weise unseren Vereinszweck verfolgen und erfüllen.
Fassen wir nur einmal den eigentlichen Endzweck unseres Ver-
eins in's Angel Erstrebt dieser denn nicht schließlich, daß die
Wohnräume sowie die Räume öffentlicher Gebäude, welche uns
je nach ihrer Bestimmung für kürzere oder längere Zeit anfneh-
men und umgeben, durch künstlerische Ausstattung ein festlicheres
Aussehen erhalten? So springen wir durch Veranstaltung der
Ausstellung keineswegs ab von der Verfolgung unseres Haupt-
zweckes ; im Gegentheil, wir sind erst recht dabei. Das ist un-
ser Fest, daß wir im Glaspalaste einige Monate hindurch allem
Volke zeigen, wie erfindungsreich und wie geschickt die künstle-
rische Gestaltungskraft der deutscheir Nation vor Zeiten und
gegenwärtig dem Leben ein festliches Gepräge zu verleihen bestrebt
war und bestrebt ist.

Denn wahrlich, das deutsche Volk hat von jeher den Drang
gehabt, in das Alltagsleben und Werktagsleben den Goldgrund
der feiertäglichen Kunst schimmern zu lassen. Von diesem fest-
lich stimmenden Charakter der Kunst soll unsere Ausstellung ein
zur Nacheiferung verlockendes Bild geben. Dieser Zweck würde
aber großentheils verfehlt erscheinen, wenn die Proben der ver-
schiedenartigen Kunstübung, ohne harmonisch Zusammenwirken zu
können, bald da, bald dort dem Auge sich darböten. Der Blick
wird durch den Wirrwarr zerstreut; er empfängt und genießt
nicht die Schönheit in sich geschlossener Bilder. Um dieser Ge-
fahr anszuweichen, wird Vorsorge getroffen, daß verschiedene grö-
ßere und kleinere Räume die nach Form und Farbe zusammen-
passenden Erzeugnisse der Kunst und Knnstindustrie in harmoni-
scher Anordnung in sich aufnehmen.

Die ganze deutsche Natiou innerhalb und außerhalb der
Grenzen des deutschen Reiches wird sich an unserer Ausstellung

betheiligen. In Preußen und Oesterreich und auch in den an-
deren Staaten haben die betreffenden Behörden und die Vertre-
ter der Kunstindustrie mit größter Rührigkeit die Angelegenheit
in die Hand genommen, so daß die Zusendungen von außen her
nach Quantität und Qualität sehr bedeutend sein werden. Möchten
wir hier in München, in der Stadt, in welcher der Verein,
dessen Gründung gefeiert wird, seinen Sitz hat, nicht Zurückblei-
ben. Es ist in dieser Zeitschrift schon bei verschiedenen Gele-
genheiten die Mahnung ausgesprochen worden, man möge den
Werth der Ausstellungen nicht unterschätzen. Diese Unterschä-
tzung, welche hier epidemisch ist, hat dem hiesigen Kunstgewerbe
schon sehr geschadet und würde im Jahre 1876 sich am empfind-
lichsten strafen. Doch hoffentlich wirb München würdig reprä-
sentirt werden!

Entstehung von Zeitmessern überhaupt, sowie Ent-
stehung der ersten Uäderuhren, deren Construction nnd
Entwickelung.

Vortrag, gehalten im Kunstgewerbeverein.

Von I. Jagemann, Uhrmacher.

(Schluß.)

Nach Herstellung der ersten Straßburger Uhr bekameil auch
bald andere Städte ihre ersten Thurmuhren, so Augsburg 1364,
Breslau 1368, Paris 1374, Nürnberg 1462 re. Es waren
hauptsächlich deutsche Uhrmacher, die im 14. Jahrhundert in der
Uhrmacherknnst berühmt waren und nach Frankreich, Italien rc.
berufen wurden, um Thurm-, Kloster- nnd Schloßnhren auf-
zustellen. Diese Uhren blieben bis über die Mitte des 17.
Jahrhunderts sehr unvollkommen und ein Umschwung in Ver-
besserung derselben trat erst dann ein, als der berühmte nieder-
ländische Mathematiker Hupghcns 1657 zum erstenmale das
Pendel an Uhren anwendete und dadurch einen Gedanken des
großen Galilei verwirklichte.

Dieses Pendel wird zum Unterschiede von dem einfachen,
mathematischen Pendel, das nur als ein gedachtes zu betrachten
ist, das zusammengesetzte oder körperliche Pendel genannt und
find mit demselben die günstigsten Resultate erzielt worden, in-
dem es dadurch möglich gemacht wurde, die Gewichtsuhrcir auf
das Genaueste zu regulieren, was vor der Anwendung jenes
Pendels nicht der Fall war. Diesem gewöhnlichen Pendel folgte
das Sekundenpendel, welches durch seine bestimmte Länge in
jeder Sekunde eine Schwingung macht.

Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß zwei Pendel von
gleicher Länge ihre Schwingungen nicht in gleicher Zeit vollen-
den, wenn sie sich an Orten von verschiedener geographischer
Breite befinden. Es schwingen Pendel, wenn man sich dem
Aequator nähert, langsamer, gegen die Pole hin schneller, welche'
Erscheinung sich ans der Schmer- und Eentrifugalkraft der
Erde erklären läßt. Hieraus ergibt sich, daß die Pendel an
 
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