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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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1. Heft (1881)
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Erklärung der Tafeln
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Ueber mittelalterliche Wandmalerei in Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0007
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Tcifcl /o.

I^--I-ochaltar init Tabernakelaufsatz fttr kleinere Kirchen oder
Kapellen. Dieser Altar ist fttr Ausführung in Holz —
am besten Eichenholz — projektirt. Das Tabernakelthttrchen ist für
Metallarbeit, nüt Emailmittelschilden und farbigen Steinen berechnet.
Zwei Leuchterstufen rechts und links vom uuteren Tabernakel, sowie der
doppelt abgestufte Aufsatz ttber denselben bieten Raum zur Aufstellung
von Leuchtern und Blnmen, während die von einer Säule zur anderen
aufzuhängenden Teppiche Gelegenheit geben, den Altar je nach den
verschiedenen Festzeiten in den entsprechenden liturgischen Farben, mit
oder ohne Stickereien, zu verzieren. Das Altarkreuz, welches in dem
oberen Baldachine steht, wäre in Metallguß auszuführen. Bei Ge-
legenheit der Aussetzung des Allerheiligsten in der Monstranz, wird
das Kreuz einfach weiter an den Hintergrund gerückt, um fttr die
Monstranz Platz zu lassen.

Wegen seiner bescheidenen räumlichen Verhältnisse dttrfte sich
dieses Altärchen besonders für solchc kleiuere Kirchen eignen, in welchen
sich hinter dem Hochaltare ein Fenster beftndet, welches mit Glas-
malereien zu verzieren würe.

Der Grundriß zeigt in seiner linken Hälfte den Durchschnitt
durch den unteren Tabernakelbau, in seiner rechten dagegen den Bau
des oberen Baldachines an.

ArtMrmig ller Tilsellj.

Tnfc, 7li.

Muster uach alten Stickmusterbüchern fttr Filet-Guipure- oder
auch für Straminstickerei, besonders für kleinere Altarteppiche. Für
letztere Art der Anwendung müßte Figur u als Bordüre verwendet
werden, jedoch so, daß an jeder Ecke des Teppichs ein eigenes Quadrat
sich bildet, von der Breite der Bordttre selbst, in welches als Stern
eine ähnliche Figur eingesetzt wird, wie in Figur d die drei mittleren
Quadrate enthalten. Figur d wttrde dann je nach Bedarf als Fond
zu vergrößern ssin.

Bei der Wahl der Farben hüte man sich vor grellen Nuancen
— die stumpfen Farben der ächt persischen und türkischen Teppiche,
besonders die Schattirung'en von Rothbraun, Moosgrün und Schmutzig-
gelb sind hierzu die wohlthuendsten.

Lnscl 77 mid 7S.

Verschiedene Muster fttr Häkel-, Filet-Guipure- oder Stramin-
arbeit. Da die meisten dieser Muster aus einfacheu geometrischen
Verschlingungen bestehen, so können sie ohne Bedenken sowohl für
romanische als gothische, ebenso auch fttr Renaissancekirchen benützt
werden, ohne mit dem Charakter der Kirche in Disharmonie zu ge-
rathen. Figur b auf Tafel 77 hat jedoch entschieden spätgothische

Stylisirung, während die beiden Streifenmuster auf Tafel 78 sich
mehr für Renaissancekirchen eignen.

Tnfel 79.

Gothisches Rauchfaß iu getriebener und ciselirter Arbeit. Das-
selbe ist nach alten Mustern so gehalten, daß keine vorspringenden
Zacken beim Jncensiren sich in die Kettenglieder einhängen können.
Nr. 2 zeigt den Grundriß des Deckels, Nr. 3 den des Fußes, 4 den
Theil, wo die Ketten zusammenlaufen, mit dem Grundrisse in Nr. 5.
Die Verzierungen in der unteren Hülfte dieses Rauchgefäßes sind fttr
kräftige Gravirung mit mattirteni Hintergrunde berechnet.

Tnfcl SO.

Fortlaufende Verzierung in gothischem Style fttr Alben, Chor-
röcke, Altartttcher u. dgl., kann sowohl einfärbig in Stielstich und
Tambourstich, oder verschiedenfarbig mit Anbringung von Gold in
den Trauben und Aehren, je nach der Beschaffenheit des Unter-
grundes uttd je nach der Bestimmung des Paramentes behandelt
j werden. Auf farbigem Tuche in gelber Seide oder Gold gestickt,
Zvürde es auch für Kanzelbehänge passen.

Rebel' miüelillterllthe DiuulMllleeei ilj d irol

-evor wir weiter nach Norden rücken, muß noch die Be-!
schreibung von höchst interessanten Wandbildern aus dem
tieferen italienischen Tirol eingeschalten werden, zum Beweise, wie
auch dort einstens kirchliche Kunst im edelsten Sinne gepflegt wurde.
Wir meinen den Wändeschmuck in der Kapelle der alten Hurg in
Avio, der letzten Bahnstation Tirols gegen Verona hin und die
St. Vigiliuskirche zu Pinzolo im Rendenathale, ebenfalls nicht gar
ferne von der Landesgrenze im Südwesten.

Erstere liegt in einem mächtigen Thurme und die Bilder sind
in drei Reihen ttbereinander gleichmäßig angebracht; nur das Haupt-

(Fortsehimg.)

bild reicht mit seinem decorativen Obertheile auch in die zweite hinein
und St. Christof in seiner Rieseugestalt benöthigt noch einen guten
Theil der zweiteu Folge. Als Hauptbild erscheint die gekrönte Gottes-
mutter mit dem Jesuskinde unter einem verzierten Rundbogen, in
reich wallender Gewandung, eine stattliche Figur. Vor ihr kniet ein
zarter Jüngling, wohl eiu junger Ritter edler Abkunft, in sehr engen
Beinkleidern und kurzeni Röckchen, welches ihm ebenfalls enge anliegt.
Er liest voll der Aufmerksamkeit in einem Buche, eine Darstellung,
welche seltener vorkommen dürfte. Rechts und links wird dieses
Madonnabild von breiten Borduren eingefaßt, der decorative Theil

darttber ist bis auf einen wagrechten Stengel über die ganze Breite
des Bildes, in zwei großen Blumen endend, ganz zerstört. Welche
Namen man den beiden Nebengestalten geben follte, die eben so groß
wie Maria sind, läßt sich nicht leicht bestimmen; an der einen steigt
ein Thier herauf, welches ein Löwe zu sein scheint und es würde
dann wohl der hl. Hieronymus angedeutet werden. Eine kleine und
wegen eines Fensters bedeutend höher stehende Figur, mit auf den
Rücken gelegten Händen an einen Baumstamm gebunden, stellt einen
schönen Mann edlen Wuchses dar, auf den ein Bogenschütze soebeu
eineu Pfeil loslaßt. Es ist dieß wohl das Bild des hl. Sebastiaus.
 
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