Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

DOI issue:
2. Heft (1882)
DOI article:
Erklärung der Tafeln
DOI article:
Ueber mittelalterliche Wandmalerei in Tirol
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0024
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
^ Tafel 83.

KH„-.eppich für den St. Stephansdom in Wien, gezeichnet von
Professor I. Klein daselbst. Die Erklärung dieses bilder-
reichen Altarteppichs ist auf der Rückseite der Zeichnung gedruckt.
Derselbe wnrde nach den Hauptlinien der Zeichnung in einzelne Kom-
partimente (Medaillons, Streifen u. dgl.) vertheilt, von den Damen
Wiens im Gobelinstiche ausgeführt. Ebenso wurde derselbe Teppich
von den Damen der Stadt Kelheim sür die dortige neu restaurirte
Pfarrkirche im Straminstiche geftickt, und mar dazu fast ein volles
Jahr Arbeit erforderlich. Vielleicht finden sich auch in anderen Städten
Vereine von opfersinnigen und kunstgewandten Frauen, um mit ver-
einten Kräften die Herstellung dieses großartigen Altarteppichs zu
llnternehmen. Wir verweisen für diesen Fall solche Vereine behufs
Erlangung der hiezu nothwendigen Farbenskizze, welche ebenfalls aus
der Hand des Herrn Professor Klein hervorgegangen, an Herrn
Kuratpriester Roller bei St. Stephan in Wien. Die Vorsteherin des
Marienstiftes in München, Frl. Mathilde Jörres, im Fache der kirch-
lichen Kunststickerei längst als Meisterin bekannt, würde auf Verlangen
die Vorbereitungen zur Ausführung dieses Teppichs besorgen.

Soll der Teppich kleiner werden, als er ffier angegeben ist, so
können die beiden Längsstreifen mit den 12 Thierzeichen, ohnc Störung
des Grundgedankens weggelässen werden. Die Widmungs-Umschrift
am äußeren Rande lautet: Vcl lauclkm 6t Kloriaiv 8auoti88iMi 0orcki8
Kväoinptoi'is no8tri Iloo oxv8 aou8 porloooruut piao ao clovotao
mulior68 Eivitati^ Viouusrww, guaruiu uouiiua 8oripta 8iut iu libro
Vitao. Vuuo rsp8.ratg.s Lalutm 1881.

„Zum Lobe und zur Verherrlichung des allerheiligsten Herzenß
unseres Erlösers haben dieses Nadelwerk vollbracht fromme und
andächtige Frauen der Stadt Wien, deren Namen mögen geschrieben
sein im Buche des Lebens. Jm Jahre des Heiles 1881.

Tnfcl 84.

Zeichnung zu einer Fahne sür einen Kindhcit-Jesn-Verein, oder
für Schulen, Jnstitute rc. Die Ausführung geschieht entweder in
Applikations-Manier, oder im Platt- oder auch Gobelinstich (Fahnenstich).
Als Hintergrund der Figur könnte goldgelber Seidenstoff oder solcher
von himmelblauer Farbe dienen. Der Nimbus, die beiden Buchstaben
Vlplia und OiusZa, sowie die Einfassung des Medaillons, etwa auch
die Jnschriften in den Bändern, wären mit aufgclegtem Golde aus-
zuführen. Letztere lauten:

,Is8ii, sxsuiplai' viitutuin, uii86i'si'6 uobib.

(Jesu, Du Beispiel der Tugenden, erbarme Dich nnser.)
und: ksr iutautiaiu tuam, libsra uo8 ,1s8u.

(Durch Deine heilige Kindheit, erlöse nns, o Jesu.)
und sind aus der Litanei vom heiligen Namen Jesu genommen.

Tafc? 83.

Bordüre für ein Altartuch, Albe, oder ein Antipendium mit den
Darstellungen der neun Chöre der Engel. Die Neihenfolge der 'Engel
ist dnrch die Ziffern ober den einzelnen Figuren bezeichnet. Diese
Engelssiguren wären, wenn die Stickerei auf Leinwand zu machen ist,
blos in dunkelbraunen oder schwarzen Kontnren, nnt Goldnimbus und
goldenen Stäben, Stolen u. dgl. auszuführen.

Tafcl 86.

Drei Zeichnungen zu Seiten-Altären in frühgothischem Stile,
entworfen von dem Herausgeber. Nr. 1 ist für Ausführung in Stein
profektirt, Nr. 2 und 3 haben blos steinerne Mensen, während der
Aufbau für Ausführung in Hslz sich eignet. Die beigefügten Grund-
risse veranschaulichen die Konstruktion zur Genüge. Diese Altäre werden
für die neurestaurirte frühgothische Minoritenkirche in Würzburg eben
ausgeführt.

Tafcl 87.

Hoch-Altar mit Glasgemälde für die spätgothische Pfarrkirche in
Neuötting, entworfen von P. Weiß in Landshut. Jn diesem Altare
ist die schwierige Aufgabe gelöst, einen Flügelaltar mit Tabernakelbau
(Repositionstabernakel und Aussetzungs-Thron) in liturgisch richtiger
Weise zu vereinigen. Da, wo jetzt die Monstranze gezeichnet ist, soll
für gewöhnlich das Altarkreuz stehen; für die Altarleuchter sind eigene
Leuchterstufen angebracht. Die Mensa sollte aus Stein, der Aufsatz
aus Holz mit reicher Polychromirung bestehen.

Tafcl 88.

Sieben Medaillons mit Brustbildern der vier Evangelisten, des
hl. Benediktus, Bernardus nnd eines hl. Bischoss (St. Wolfgnng),
dessen Attribut leicht geändert werden kann, um einen anderen Heiligen
zu bezeichnen. Diese Medaillons gehören zu einer reichen Alben- oder
Chorrock-Bordttre in durchbrochener Arbeit, welche im nüchsten Hefte
mitgetheilt werden wird.

m

80 M M leiter nach Norden ziehend, begegnen wir unter anderen
O OoZ von bemalten Kirchen jener von Terlan. Sie nimmt
unter den mittelgroßen Kirchen des Landes, welche im gothischen Stile
gebaut sind, wohl den ersten Platz ein, denn eine fo edle und tüchtige
Durchführung der edelsten Formen aus dieser Periode, mit einem so
kostbaren Materialaufmande und einem so großartigen Jnnenschmucke

Uon Rarl Atz, Keneficiat in Tcrlan.

(Fortsttzimg.)

durch stattliche Malereien findet man in keinem anderen Orte. Terlan
scheint innner das Glück gehabt zu haben, daß für feine Kirchenbauten
tüchtige Kräste Hand ans Werk legten, denn auch die erste Marien-
kirche an dieser Stelle, um den Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut, hatte
ohne Zweifel eine feinere Form in romanischem Stile. Dafür liefert
heute noch der crhaltene, schlank gebaute Glockenthurm mit seinen

drei Reihen Schallsenfter über einander den besten Beweis. Für die
alte Kirche, welche wahrscheinlich nur von geringem Umfange war, führte
man ein praktisch angelegtes Nebenschiff auf, nämlich bei Gelegenheit
als sich auf der Südseite ein umfangreicherer Neubau mit kräftigen
Strebepfeilern und Kreuzgewölben erhoben hatte, von 1380—1400.
Also um die schönste Zeit für die Entwicklung der Gothik erstand eine
 
Annotationen