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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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2. Heft (1882)
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Praktische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0028
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Ueber Gold mrd Zilber im Äienste der Litnrgie

schreibt ?. Resch in der vorzüglichen „Theologisch-praktischen Quartal-
schrift" (Heft 2, S. 298): Unter diesem Titel treten rvir in das
Eldorado der Schwindelei. Es ist selbstverständlich, daß man so werth-
volle Gegenstände mit großem Vortheile verfälschen kann, und darum
bleibt es auch eine selbstverständliche Maxime, nie von Händlern,
melcher Art immer, derlei Dinge zu kaufen. Jst man doch, besonders
in größeren Städten keineswegs immer sicher, reell bedient zu werden.
Es wird deßhalb von einigem Jnteresse und Nutzen sein, die einfachsten
Untersuchungsmethoden kennen zu lernen, die uns gegebenen Falles
vor Betrug schützen können.

1. Reines Gold kann seiner Weichheit wegen nicht zu Geräth-
schaften und Münzen verwendet werden; es wird deßhalb mit Kupfer
oder Silber oder beiden zugleich legirt. Nur eine Vergoldung kann
aus reinem Golde bestehen; ob sie aber daraus besteht, ist eine andere
Frage. Wir haben nun drei Fälle zu unterscheiden: Ob reines Gold
(bezw. Vergoldung), oder eine Goldlegirung oder eine Gold-
imitation vorliege.

u) Reines Gold, also auch üchte Vergoldung darf durch
einfache Säuren nicht angegriffen werden. Nur eine Mischung von
Salzsäure und Salpetersäure, das sog. Königswasser, löst Gold auf.
Ebenso erzeugt eine verdünnte Lösung von Kupferchlorid auf ächter
Vergoldung keinen Niederschlag, während auf unächter Vergoldung
schwarze Flecken entstehen. Um aber leicht' entscheiden zu können, ob
ächtes Gold vorhanden, streicht man den Gegenstand über einen
schwärzlichen oder dunklen Wetzstein und tropft dann etwas Scheide-
wasser (Salpetersäure) darauf; ächtes Gold bleibt unverändert, legirtes
oder imitirtes verschwindet theilweise oder gänzlich.

An dieser Stelle ist dann zu erinnern, daß die Goldarbeiter die
Kunst verstehen, einem legirten Golde die Farbe des Feingoldes auch
ohne ächte Vergoldung zu geben; dies geschieht indeß nur bei
Legirungen, die auf 24 Karat (16 Loth) wenigstens 14 Karat ent-
halten. Zunächst wird.der Gegenstand „blankgesotten", d. h. nach
vorherigem Glühen in eine stark verdünnte Mischung von Schwefel-
säure und Salpetersäure getaucht, dann in eine Lösung von Salpeter,
Kochsalz und Alaun gehalten, hierauf in heißem und endlich in kaltem
Wasser gewaschen; damit fährt man so lange fort, bis die gewünschte
Feingoldfarbe hervortritt. Auf diese Weise bildet sich eine oberflächliche
Schichte von fast reinem Golde, indem die beigemengten Metalle
daraus entsernt werden; aber diese Schichte ist äußerst dünn.

b) Goldlegirungen sind theils kupfer- theils siiberhaltig,

Praktische Noiizcit.

oder gemischte Legirungen; die ersteren sind mehr minder röthlich,
die anderen hellgelb bis fast weißlich. So ist eine Le'girung von
12 Theilen Gold tlnd 7 Theilen Silber fast ganz weiß, und heißt
„weißes Gold". Gerade diese Legirungen sind es, die durch ächte
oder falsche Vergoldung (vergl. unter u Gesagtes) am meisten zu
Täuschungen Anlaß geben; aber der Nachweis der Menge des ver-
wendeten Silbers oder Kupfers ist ohne chemische Untersuchung nicht
möglich. Es bleibt für unseren Zweck nur folgende Methode übrig.
Zunächst wird die etwaige Bergoldung untersucht; zeigt sich diese ächt,
so muß man eine kleine Stelle von derselben entblößen, was durch
einen Tropfen Königswasser geschieht. Nachdem man diese Stelle mit
Wasser abgewaschen, tropft man etivas Kupferchlorid darauf; ivird die
Stelle schwärzlich, so liegt eine Legirung vor. Um zu wissen, ob
Kupfer oder Silber in der Legirung, wäscht man die Stelle wieder
mit Wasser, und tropft Königswasser darauf, wird die Spitze einer
in den Tropfen gehaltenen Nähnadel kupferroth, so ist Kupfer auf
jeden Fall vorhanden; beim Eintrocknen des Tropfens scheidet sich
Silber als graulicher Beschlag aus.

Sollte „vergoldetes Weißgold" angeboten werden, so würde
diese Methode sicher entscheiden, ob wirklich Weißgold oder nur
eine Zinn- oder Zinklegirung vorhanden wäre; in letzterem Falle
würde nämlich schon jede einfache Säure die Legirung angreifen.
Thatsächlich werden solche Goldwaaren in neuerer Zeit von England
aus verbreitet, die aus 12 Theilen Gold und 5 Theilen Silber
bestehen sollen, aber statt des Silbers Zink enthalten und hiibsch
vergoldet sind.

o) Nicht weniger häufig sind die Goldimitationen. Wir
erinnern zunächst nur an die „Uhren mit einer ächten Talmi-
Gold-Kette;" was der Beisatz „ächt" bei Talmigold zu bedeuten
habe, wird sofort klar, wenn man bedenkt, daß Talmig old nur eine
Legirung von Kupfer, Zinn und Eisen ist, also mit Gold gar nichts
zu thun hat. Dieses Talmigold wird besonders in Paris in
großem Maßstabe verarbeitet. Jn Marseille verfertigt man ebenfalls
eine sehr schöne goldähnliche Masse aus Kupfer, Platui und Wolfram,
die zunächst geschmolzen und dann noch mit etwas Gold vermischt wird.

Alle diese Jmitationen werden von Säuren angegriffen und
bekommen durch Kupferchlorid schwarze Flecken; außerdem sind
sie viel härter als Blei. *)

2. Reines Silber wird von Schwefelsäure und Salzsäure
nicht angegriffen; aber sobald irgend ein anderes Metall, wie Kupfer,

") Solche Jmitationcn smd,z. B. Mannhcimergold, Similo, Oreio, Pmchbeak.

Zinn, Zink, Nickel ru dgl. beigemengt ist, verliert die mit Salzsäure
befeuch.tete Stelle ihren Glanz. Mit Salpetersäure kann eine ächte
Versilberung schnell entfernt, und die darunter versteckte Legirung oder
Jmitation aufgedeckt werden. Als sehr empfindliches Reagens auf
Silber dient eine Mischung von wäfferiger Lösung von rothem chrom-
sauren Kali und Salpetersäure. Ein Tropfen auf reines Silber
gegeben erzeugt einen hochrothen Fleck, während Legirungen und
Jmitationen höchstens gelblich gefärbt werden.

Da reines Silber sür Geräthschaften zu weich ist, wird es stets
mit etwas Kupfer legirt; so lange dieses nicht über V^ der Mischung
enthalten ist, hat die Legirung noch eine sehr reine Farbe. Jn Süd-
deutschland und Oesterreich werden für Geräthschaften Theile Silber
und Va. Kupfer genommen, eine Legirung, die schon merklich gelb ist,
natürlich ist diese Färbung durch ächte oder unächte Verfilberung ver-
deckt. Letztere erreicht man leicht dadurch, daß man die Gegenstände
in Wasser und Weinstein kocht, wodurch aus der Oberfläche das Kupfer
entfernt wird; durch Poliren wird dann der nöthige Glanz hergestellt.
Oder man löst 3 Gramm Chlorsilber, 20 Gramm Weinsteinpulver und
15 Gramm Kochsalzpulver in so wenig Waffer, daß ein dünner Brei
entsteht, mit dem man die Metallfläche einreibt; durch nachheriges Ab-
reiben mittelst feinem Kreidepulver tritt ein reiner Silberglanz hervor.

Um eine ächte Versilberung von einer unächten, die gar kein
Silber enthält, zu unterscheiden, bedient man sich der Auflösung von
rothem chromsauren Kali in Salpetersäure, wie bereits oben erwähnt
worden.

Silberimitationen gibt es eine ziemliche Anzahl, und wir
machen deßhalb ausdrücklich darauf aufmerksam, weil sie — ächt ver-
silbert — leicht zu Täuschungen Anlaß geben könnten.

. Britanniametall, eine harte weiße Legirung aus 1 Theile
Kupfer, 3 Zink, 85,7 Zinn und 10,4 Antimon.

Ncusilber oder Argentan, 8 Th. Kupfer, 3,8 Zink, 2 Nickel.

Elektrum, ein Neusilber von 4 Th. Nickel.

Chinasilber, Christophlemetall, Alpaka, Alienide
u. s. w. sind nur Neusilber, das galvanisch versilbert worden; ebenso
Pewter, Queensmetall, Miuofer u. v. a.

Eine in Frankreich (von Maffre L Co. in Marseille) fabrizirte
Jmitation besteht aus 65 Th. Eisen, 23 Nickel, 4 Wolfram, 5 Alluminium
und 5 Kupfer, ist gegen Säuren ziemlich widerstandsfähig und wird
von Schwefelwasserstoff, der reines Silber bräunt (— „Anlaufen der
Silbergeschirre" —), nicht angegriffen.

Alle Silberimitationen lassen sich ohne chemische Mittel in der
Regel schon durch den Härtegrad erkennen; reines Silber ist härter
 
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