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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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5. Heft
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Zur Geschichte der Marienbilder nach Darstellungn auf alten Siegeln
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Sinnbilder der Eucharistie in den Katakomben
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0076
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Zur Geschichte der Marienbilder nach Darstellungen aus alten L)iegeln. — Sinnbilder der Eucharistie iu den Katakornben.

Das Christuskind hält bald das Kreuz, bald eine Lilie in der
Hand, manchmal trägt es auch einen Blumenzweig als Zeichen der
Unschuld. Hat dieser eine Richtung nach abwärts, so dürfte dieß
vielleicht eine Hindeutung auf die Erlösung von der Sünde sein, wie
auf Bildern des jüngsten Gerichtes Christus als Weltrichter in dem
rechten Auge einen Lilienstengel nach den Ausermählten, im linken
Auge ein Schwert nach den Verdammten gesenkt hat. Bisweilen sind
Lilie und Schwert zur rechten und zur linken Seite des Hauptes
oder sie gehen vom Munde aus, uach der Osfenb. des Joh. 19, 5, 15.
Häufiger ist die Darstellung, daß das Kind nach einem Apfel weiset,
welchen Maria in der Hand hält oder derselben einen solchen über-
gibt, als Sinnbild des Sündenfalles und der Erlösung. Wie Eva
den Apfel als, Zeichen der Schuld dem Adam darreicht, so gibt das
Christuskind, das die Sünden der Welt hinwegnimint, denselben der
Maria als Zeichen der Erlösung. Wie Adam überhaupt kirchlich
häufig auf Christus bezogen wird, so erscheint Dieser als der neue
Adam, der wiedergeborne, von Sünden freigewordene Mensch. Jn
Adam sterben, in Christo leben wir Alle. Die spätere Zeit verwandelte
den Apfel in eine Kugel mit darauf gesetztem Kreuze als Zeichen
der Weltherrschaft. Höchst interessant ist die hie und da aber
immer sehr selten vorkommende Darstellung, wo das Kind in der
Nechten eine nach abwärts fliegende Taube hat und mit der Linken
das Ohr Mariens berührt. Dieß gilt unleugbar als Zeichen, daß die
heilige Jungfrau allein durch das Wort Gottes, in welchem der
heilige Geist wirkte, Mutter geworden war, wodurch sich im Mittel-
alter die Vorstellung einer Empsängniß durch das Ohr herausbildete.
Auf griechischen Kirchenbildern kommt das Christuskind schon früh-
zeitig mit einer Art Reichsapfel in der Linken, die Rechte segnend er-
hoben, vor. Auch hat Christus in vereinzelten Bildern bereits ein Buch
in der Linken, das Evangelium als das Gesetz des neuen Bundes.
Selten erscheint das Christuskind mit der Rechten segnend und ge-
wöhnlich nur dort, wo der Gründer des Stiftes vor der Gottesmutter
mit dem Kinde kniet.

Der Verkündigung Mariens begegnen wir nur seltener.
Der Erzengel Gabriel steht mit ausgebreiteten Flügeln neben der
heiligen Jungfrau, in Albe und gewöhnlichen Mantel gekleidet wie
andere Heilige haben, das reich gelockte Haupt vom Glorienscheine
umgeben. Die Rechte hat er segnend (?) erhoben und hält in der
Linken einen senkrecht gerichteten Lilienstab, der zugleich eine Grenze
zwischen den einander sehr nahe auftretenden Figuren bildet. Maria
hat das verschleierte, nimbusverzierte Haupt leicht geneigt und beugt die
rechte Hand gegen den Engel. Es steht auch bisweilen eine Vase
mit einer Lilie in mehr oder minder stilisirter Form zwischen beiden
Figuren und der Engel hält statt des Stabes eine Schrift. Wie
überhaupt das spätere Mittelalter die heilige Jungfrau in dieser Szene
häufig knieend vor einem Pulte, worauf ein aufgeschlagenes Buch
liegt, darzustellen pflegte, so wiederholt sich Aehnliches auch auf den
Siegeln. Selbst der Engel kann knieende Stellung beobachten, und
die Hände wie zum Gebete gefaltet zeigen. Bereits iVIoIunus llmt.
8U0r. illiaZinum bezeugt, daß schon frühe, ja im 12. Jahrhunderte,
die Lilie als Abbild der Keuschheit und Jungfräulichkeit galt. Singt ja
Thomas von Cauterbury: I.aucks, guiu ckso xlona pspsrwti siuo
P06NU 6UIU puckoris lilio. Dadurch erklärt sich auch das häufige
Vorkommen dieser geheimnißvollen Blume, sowie deren Stengel selbst
statt des Botenstabes die Hand des Erzengels ziert. Besonders fein
und edel ist die Eigenthümlichkeit des zarten jungfräulichen Wesens
auf alten Darstellungen dadurch ausgedrückt, daß die Lilien sowohl
am Blüthenstengel, der in der Hand des Himmelsboten erscheint, als
auch im Blumentopfe neben der Jungfrau, einen Kelch ohne Staub-
füden haben. 11m die Verkündigung noch deutlicher zu machen, fällt
ein Sonnenstrahl auf Maria, welcher öfter vou der Hand Gottes aus-
geht und unter der göttlichen Hand beftndet sich bisweilen der heilige
Geist. Manchmal schwebt eine Kindesgestalt herab, melche als die
Seele Christi zu deuten ist.

DerTodMariens ist nach jenen Ueberlieferungen dargestellt,
welche uns beschreiben, daß die Gottesmutter umgeben von den

Aposteln starb, und Christus selbst kam, um ihre Seele in Empfang
zn nehmen. Die Leiche ruht einfach gekleidet auf einem Paradebette,
deren Decke kleine Kreuzchen und Lilien schmttcken; das Haupt ist von
zwei Kissen unterstützt. Christus steht aufrccht hinter der Bahre, Er
ist als König gekrönt, segnet den todt hingestreckten Leichnam mit der
Rechten, in der Linken hat er bereits die Seele in Empfang genommen,
und zwar in Gestalt eines bekleideten und oft auch gekrönten
Kindes. Die Apostel umgeben barhaupt mit dem Nimbus, tief in
Trauer versenkt, ihren einstigen göttlichen Meister.

Krönung Mariens. Die Gottesmutter erscheiut in weitem,
umgürteten Kleide, darüber einen Mantel gehängt und das Haupt
mit dem Nimbus umgeben. Sie kniet mit gefalteten Händen zwischen
Gott dem Vater und dem Sohne, welche sitzend sie krönen. Die
beiden göttlichen Personen sind in lange Talare mit weiten Aermeln
und darüber mit einem Mantel bekleidet, der in reichen Falten über
den Schooß gelegt ist. Von beiden sind die Gesichter bebartet, das
lange Haar schön gelockt, ihre nimbusverzierten Häupter gekrönt. Die
Form der Kronen zeigt Biegel, oben mit einem Kreuzchen, wie sie
mitunter auch bei den Fürsten wieder vorkommen. Eine Krone von
ähnlicher Form wird auch Maria aufgesetzt. Gott Vater uuterscheidet
sich fast durch nichts von dem Sohne, während sonst auf Bildern der
Erstere eine päpstliche oder eine sogenannte Kaiser-, der Letztere nur
eine Königskrone trägt. Ueber Maria schwebt der heilige Geist in
Taubeugestalt mit dem nimbusgezierten Haupte nach abwärts; dcm
Nimbus aller drei göttlichen Personen fehlt bisweilen das oben er-
wähnte charakteristische Kreuz. Oefter nimmt auch Christus allein die
feierliche Krönung seiner Mutter vor. Dabei sitzt Maria bereits mit
der Krone auf dem Haupte zur Nechten ihres göttlichen Sohnes,
die Hände hat sie gefaltet und dieser, im königlichen Ornate und
ebenfalls gekrönt, das Evangeliumbuch in der Linken haltend, be-
rührt mit der zum Segen erhobenen Rechten die Krone der heiligen
Jungfrau.


imiblllletj >le>> AuchuiMie il, llc>, HlltillMbc,,.

Jn der St. Callistuskatakombe, in der sogenannten Kapelle cksi
8avrg.lli6llti finden wir folgende interessante Wandgemälde:

Auf der dem Eingange gegenüber liegenden Rückseite erscheinen
drei Bilder. Das mittlere größere Bild stellt ein Gastmahl von sieben
Personen dar. Auf dem Tische liegen drei Brode und ein Fisch, auf
dem Boden stehen sieben Körbe mit Broden herum. Ohne Zweifel
haben wir es hier mit Sinnbildern der Eucharistie zu thun. Der
Grund dafür ist Johannes, Kap. 21, wo im zweiten Vers bei dem

wunderbaren Fischfange nach der Auferstehung sieben Jün ger ge-
nannt werden, die, sobald sie ans Land gestiegen waren, ein Kohlen-
feucr, eineu gebratenen Fisch und Brod vorfanden und vom Herrn
zum Essen eingeladen wurden. Von den Körben auf unserem Bilde
findet sich hier zwar keine Andeutung, aber die Väter haben doch in
dem genannten Berichte des Evangelisten vielfach ein Vorbild des
einstigen hiinnilischen Mahles gefunden. Dis sieben Körbe werden
aber anderwärts im Evangelium, z. B. bei Markus 8, 5 ff., in der

wunderbaren Brodvermehrung genannt und gerade diese ist auch den
Vätern das Vorbild der Eucharistie. Nicht zu übersehen ist aber,
daß an allen angeführten Stellen aus den Evangelien und bei allen
übrigen Varbildern des heiligen Sakramentes der Fisch oder einige
Fische erwähnt werden. Mit der Zeit legte sich an dieses Bild von
Fischen, wie an das griechische Wort: ioütliis eine reiche Symbolik.
Der Fisch, der dem Erzengel Raphael und dem jungen Tobias zur
Nahrung auf der Reise diente, mit' dessen Herzen er die bösen Geister


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