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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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5. Heft
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Sinnbilder der Eucharistie in den Katakomben
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Zur Geschichte der Orgel
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Praktische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0077
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Simrbilder der Eucharistie irr deu Katakomben.

Praktische Notizen.

vertrieb, mit dcssen Leber er dem alten Tobins dns Augenlicht mieder
gnb, wird von den Vätern für ein Vorbild des Messias erklärt.

Neben dem erwähnten Mittelbilde, die wunderbnre Brodvermehrung
darstellend, erblickt mnn auf der linken Seite (vom Zuschnuer ge-
rechnet), gleichsam als nähere Erklärnng desselben, eine andere sinn-
bildliche Darstellung, in dem Einer, dem Anscheine nach ein Priester,
mit dem einfnchen Pallium bekleidet, im übrigen ohne alle priester-
liche Kennzeichen, den rechten entblößten Arm segnend über zwei Fische
ansstreckt, die auf einem dreifüßige» Tische liegen, während eine

— Znr Geschichte der Orgel.

Franensperson mit ansgestrekten Armen in betender Stellung, gleichsain
in Andacht und Anbetung versunken, daneben steht. Was kann der
Fisch anders als Christum in der Encharistie, und was anders die
daneben Betende als die betende Kirche und Versammlung der
Gläubigen bezeichnen?

Jn einer anderen Kapelle der St. Callistuskatakombe findet sich
das merkwürdige Bild von zwei schwimmenden Fischen,
die auf ihrcm Rücken cin Weidenkörbchen, angefüllt mit Broden und
einem roth durchschcinenden gläsernen Gefäßchen tragen. Die Brode

sind nicht von der Form, wie sie bei den Römern gewöhnlich war.
Es sind unter der Asche gebackene Brode, die einen doppelten Ein-
schnitt in Form eines Kreuzes haben. Bei den Römern wnrden sie
PNN68 szwinai genannt und von den Juden, ja anch von den Christcn
und zwar bei der Eucharistie im Gebrauche stehend. Das gläserne
durchscheinende Gefäßchen in demselben Körbchen diente dcn ersten
Christen in der Verfolgung dazu, das heilige Blut unter dep Ge-
stalten des rothen Weines mit nach Hanse zu nehmen.

An> «ittcknchü ilcr lüi'gcl.

Jn dem für die Kenntniß des früheren Mittelalters sehr lehr-
reichen Werke von Alwin Schultz, ,,Das höfische Leben zur Zeit der
Minnesänger, Leipzig, 2 Bände mit 1l1 und 136 Holzschnitten,"
welches eine Fülle von wichtigen Kunst-Notizen enthält, sinden wir
eine interessante Abhandlung über die Orgeln des zwölften und
dreizehnten Jahrhunderts. Die betreffenden Notizen sind aus
den Dichtungen der damaligen Zeit mit großem Fleiße gesammelt,
so aus Lamprecht's ,,Alexanderliede," Konrad von Würzburg's
„Trojanerkrieg," u. m. A. Ausführliche Darstellung eines alten
Orgelwerkes bringt uns Albrecht von Scharsfenberg im „Titurel,"
wo der von Titurel gebaute Gralstempel geschildert wird. Daselbst
stand, wie dcr Dichter sagt, im Jnneren der uach Westen liegenden
Pforte ein süßtönend Orgelwerk, damit man zu hochzeitlichen Festcn

das Amt verherrlichte. Da stand ein Baum aus rathem Golde mit
Laub und Zweigen und Aesten, darauf saßen Vögelein, in welche
durch Bälge der Wind gelcitet wurde, daß jeglicher sang nach seiner
Weise, einer hoch, der andere nieder, „je nach der Schlüssel Leite;
der Wind war her und wieder in den Baum geweiset mit Arbeite;"
„swelcherlei Vogel er wollte stungen, der Meister wohl erkannte den
Schlüssel, je darnach die Vögel sungen;" auf den Aesten standen außen
vier Engel, jeglicher führte ein Horn von Golde in seiner Hand, in
das sie mit großem Schalle bliesen. Dergleichen Musikwerke, wobei
es immer heißt, daß durch Blasebälge der Wiud eingeführt wurde,
sind nicht blos ersonnen, sondern mit der jenen Dichtern eigenen
Treue thatsächlich nach damals vorhandenen Denkmälern beschrieben.
Leider scheint keines dieser Wunderwerke auf uns gekommen zu sein;

etwas Aehnliches muß chedem auch zu Ettal bestanden haben, wo
Kaiser Ludwig der Bayer eine Kirche mit Kloster für 12 Ritter und
12 Mönche, nach Art des Gralstempels und der Gralsburg erbaute.

Der letzte Nachklang davon findet sich bei der Orgel in der
St. Jakobskirche in Rothenburg. Dieselbe, von 1640—1651 erbaut,
hatte große Holzfiguren, die sich bewegten, so oft die Töne erklangen;
da war König David zu sehen, dessen Hände an den Saiten seiner
Harfe auf- uud abfuhren; Moses schlug mit seinem Stabe den Takt
und diverse pausbackige Posaunenengel bliesen. — Jm Zimmer der
Königin Josepha von Spanien sah die Prinzessin Amalia von Sachsen
noch im Jahre 1824 einen Kronleuchter, worauf eine Anzahl goldener
Vögel als Zierrath saßen, welche, sobald die Stunde schlug, zu singen
begannen. (Hist. pol. Vlätter, Bd. 93, Heft 11, x. 921.)

Ncster E-tlsteine.

(Schluß.)

n- Die Unterschiebung besteht darin, daß man für einen
werthvollen Edelstein einen minder werthvollen substituirt, z. B. für
Rubin einen Granat, für Diamant einen Topas u.'s. w. Gewöhn-
lich geschieht dieß nur bei farblosen Edelsteinen, und da spielt der
Bergkrystall eine wichtige Rolle. Die Härte läßt den Betrug
leicht entdecken.

d. Die Doublirung ist die Verkittung zweier gleicher oder
ungleicher Edelsteine, oder die Verbindung eines Edelsteines mit einem
Glasflusse. Man kittet zwei gleichartige Edelsteine aneinander, um
dem Steine eine ansehnlichere Größe zu verleihen. Man ersetzt aber

häufig den unteren Theil aus einem minder werthvollen Edelstein
oder einem Glasflusse; ja man geht so weit, daß man zwischen zwei
Glasflüssen nur eine dünne Lamelle eines echten Steines einschiebt.
Legt man so behandelte Steine in heißes Wasser, so löst sich allmälig
der Kitt oder tritt wenigstens deutlich hervor. Doch schon von der
Seite angesehen, erkennt man an der ungleichen Farbe die Schichten.

e. Die Folie besteht in der Anwendung von glänzenden Metall-
blättchen, die man entweder im Grunde oder an den Seitenwänden
der Einfassung anbringt, um das Feuer des Steines zu erhöhen. Zu
diesem Zwecke benützt man roth, grün, gelb oder blau gefärbte Gold-
und Silberblättchen, wohl auch Zinnfolie. Es hält oft schwer, den
Betrug zu entdecken. Bei verschiedenartigem Hin- und Hermenden

des Steines bemerkt man aber ganz farblose oder bedcutend hellere
und mattere Stellen, welche von der Folie kein reflektirtes Licht er-
halten. Genauere Untersuchungen sind nur mit optischen Hilfsmitteln
ausführbar.

ck. Die Jmitation endlich ist die wichtigste und verbreitetste
Methode der Fälschung, und wir müssen uns deßhalb etwas länger
dabei aufhalten. Schon bei den Römern war nach dem Zeugnisse
von Plinius die Sitte herrschend, falsche Schmucksteine zu erzeugen.
Daß man bei den modernen Fortschritten der Chemie hieriu gleich-
falls sehr viel leisten könne, ist von vornherein einleuchtend und wird
durch die Erfahrung hinlänglich bestätigt. So lange die Chemiker
durch Vereinigung der betreffenden Stosfe Edelsteine erzeugen, die
 
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