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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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5. Heft
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Die Malerien des Kreuzganges zu Brixen
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Zur Geschichte der Marienbilder nach Darstellungn auf alten Siegeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0075
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Nr. 17.

Die Malereien des Kreuzganges zu Briren. — Zur Geschichte dcr Marienbilder unch Darstellungen auf alten Siegeln.

wegung und heftigeu Geberden, gegen Festus und Paulus und auch
gegcn einander. Das Bild ist nach unten, in den Zwickeln durch
rothe quadrirte Mauern abgeschlossen, welche Zinnen tragen.

3. Der Schisfbruch bei Malta. (Apostelgesch. oax>. 27.) Wie
die Erzählung in der Schrift ungemein spannend, so ist auch das
Bild lebendig und drastisch genug. Die Mitte des Bildes (südliche
Kappe über dem zuerst beschriebenen Gemälde) nimmt ein Schiff mit
hohem Vorder- und Hinterdecke ein, von Wellen geschüttelt — das
Segel zerrissen. Am Vordertheile sieht man den Heiligen ruhig beten,
am Hintertheile den Steuermann in heller Verzweiflung; zwischen
beideu das Schiffsvolk in verschiedenen Geberden, Einer ruft seinen
Gott an, zwei Andere iverfen Ballen ins Meer. Auf der rechten Seite
des Schiffes, das von Klippen und Untiefen umgeben ist, schwimmen

ruhig zwei Schwäne, links dagegen am Vordertheile sind schon Schiff-
brüchige im Wasser, schreiend und die Hände ringcnd. Die Rettung
ist auf demselben Bilde angebracht und reicht ins nächste hinüber.
Paulus mit noch Einem fahrt in einem Boote nach der Küste, ein
Anderer schisft mit einiger Habe auf einenr Brette.

Endlich 4. Bild: Die Viper an der Hand des Apostels. Rechts
das Meer, der nuf dem Brette landet eben, ein zweiter steigt aus
dem Wasser ans Ufcr. Die Hauptdarstellung hat drei Gruppen. Jn
der Mitte Paulus neben dein Feuer, die Viper hängt sich ringelnd an
seiner Hand, ruhig läßt er sie in das Feuer falleu. Rechts eine Gruppe
Schiffsleute, staunend und auf den Apostel zeigend, links die Einwohner
der Jnsel, welche die Verunglückten liebevoll anfgenommen hatten.
Diese sind etwas entfernt, wohl aus Schreckcn über das neue Unglück.

Von diesen Bildern sind Predigt nnd Schiffbruch am meisten ver-
blaßt, nber noch immer so, daß eine Restauration nicht viele Mühe
machen würde. Jni Schlußsteine treffen wir ebenfalls das Wappen
der Fünger; ob aber derselbe Maler alle fünf Bilder fertigte? Der
Nimbus und das röthliche Carnat spricht dngegen. Eine Meisterhaud
vom Ausgange dcs 15. Jahrhundcrts verrathen auch die Gewölbe-
bilder. Am Stirnbogen der inneren Kreuzgangmaucr sieht man
braune Tünche nber keine Spur von Malerei. War vielleicht dort
des hl. Petrus gedacht, wie der Saumspruch gegenüber nahelegt?

Ob diese Vilder, die zu dcn nächstfolgenden in keinem Bezuge
stehen, Familien- oder Licblingsheilige des Stifters darstcllcn und
aus welchem Grunde sie gcwählt wurden, ist nicht zu entscheiden.

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Auf den mit Figuren gezierten Siegeln der Alten erscheinen die
Patrone der Stifte und Kirchen mit ihren Abzeichen und Unterscheidungen
odcr Darstellungen aus deren Leben. Außerdem kommen noch Engel
vor. Sehr oft find es auch Marienbilder. Diese lassen sich nach
dem Gegenstande folgendermaßen eintheilen: 1: Die Gottesmutter mit
dem Jesuskinde; 2. die Verkündigung; 3. der Tod Mariens und
4. die Krönung der seligsten Znngfrau.

Seltener tritt Maria allein auf, z. B. anf einem Siegel von
1226 abgebildet im dritten Jahrbuche der k. k. Zentralkommission für !
Erhaltung der Kunstdenkmäler iu Wien S. 229. Das Brustbild der
hl. Jungfrau ist vom Nimbus umgeben in einen Schleier gehüllt,
hält die Rechte leicht empor und zwar so, daß man dieselbe flach
nach innen sieht, was Einige für ein Zeichen des Segnens erkennen
wollen; die Linke trägt ein geschlossenes, sanft gegen die Brust ge-
neigtes Buch. Es ist dieß ein sehr erhabenes Bild.

Gewöhnlich kommt Maria stehend oder als Kniestück, meistens
jedoch auf einem Throne sitzend vor. Das Kind trägt sie bald auf
dem rechten, bald auf dem linken Arme, oder sie hat es auf ihrem
Schooße sitzen. Oefters steht auch dasselbe auf der Sitzfläche des Thrones
neben der Mutter, schmiegt sich auch mehr oder minder an diese an
oder wird von deren einem Arme nmschlungen und nur hie und da
mit beiden Händen von ihr gehalten.

Das Haupt Mariens ist in der Regel gekrönt oder geschleiert,
hie und da setzen ihr zwei Engel die Krone auf. Wo der Schleier
fehlt, wallt entweder das reiche Haar ungeflochten hcrab oder es ist
zu Seiten des Hauptes in einfache Locken gelegt; gegen Ende des
15. Jahrhunderts wohl auch reich gekrullt. Seltener erscheint Maria
ungekrönt und in diesem Falle trägt sie immer den Schleier, welcher

sich auch, aber selten, ähnlich dem Gebende, wie es die Frauen im
Mittelalter trugen, an Wangen und Haupt knapp anschließt. Der
Nimbus kann auch fehlen, abcr wo er vorkommt, besteht er aus einer
runden Scheibe, welche gegen das Haupt zu vertieft ist. Selten füllen
Strahlen den inneren Rand der Scheibe aus, öfter begegnen wir
größeren Punkten gleich Perlen in einem Kreise geordnet. Auch steht
Maria als Himmelskönigin da, ningeben von Chören der Heiligen,
den ganzen Körper von einer Strahlenglorie umfangen, auf einem
Halbmonde, wohl mit Bezug auf die Offenbarung Johannis: Und
es erschien ein großcs Zeichen am Himmel, ein Weib mit der
Sonne bekleidet und den Mond zu ihren Füßen. Mond und Sternc
oder Sonnen begleiten sie ebenfalls, ebenso wie zwei das Nauchfaß
schwingende Engel.

Die Kleidung Mariens besteht in einem langen bis zum Halse
reichenden Kleide, das oben entweder rund, häufiger aber gegen abwärts
in eine Spitze ausgeschnitten und am Halssaume verbrämt ist, meist mit
Perlen besetzt. Um die Mitte des Leibes ist das Kleid bald gegürtet, bald
ungegürtet; ebenso kommen bald enge, bald weite Aermel vor. Ueber !
dem Kleide trägt sie einen Mantel, welcher sehr selten fehlt. Dieser
ist lang und faltenreich, entweder frei um die Schultern gelegt oder
durch ein über die Brust laufendes Band oder eine Spange zusammen-
gehalten. Bei sitzender Stellung küßt er die Brust frei und wird
unter einem Arme durchzogen und in reichen Draperien über den
Schooß gelegt; selten ziert ihn eine Verbrämung. Jn jener Hand,
welche nicht mit dem Jesuskinde beschäftigt ist, hält Maria einen
Blumenzweig oder ein Lilienszepter, beides als Sinnbild der Jung-
fräulichkeit; manchmal hat sie die freie Hand auf die Brust gelegt,
oder sie hält einen Apfel, welchen ihr das Kind darreicht.

Das Christuskind ist immer ungekrönt und hat das Haupthaar
entweder geschcitclt oder in schlichte Lockcn gclegt oder kurz gckrüusclt.
Dessen Haupt erscheint bald vom Heiligenscheine umgeben, bald ohne
dcnselben, wobei es geschieht, daß Mutter und Kind zugleich mit oder
ohne Nimbus auftreten, oder daß er nur der Mutter oder nur dem
Kinde fehlt. Auch hier wiederum besteht dieser Nimbus in der Negel
aus cincr runden Scheibe, welche bisweilen mit Strahlen ansgcfüllt
ist. Häufig aber befindet sich in derselben ein Kreuz, dessen unterer
Theil durch das Hanpt des Kindes verdeckt ist, daher nur der obere
Balken oder die beiden Seitenarme sichtbar bleiben. Sowie diese
himmlische Auszeichnung in der abendländischen Kirche als das Zeichen
der Heiligkeit gilt, so ist das Kreuz im Kreise das allgemeine Sinn-
bild Gottes. Daher kommt ein mit dem Kreuze versehener Nimbus
nur den drei göttlichen Personen zu. Dadurch, daß der untcre Kreuzcs
balken durch das Haupt verdeckt wird und nur mehr drei Theile des
Kreuzes sichtbar sind, entsteht neuerdings eine Dreizahl, so daß der
Gedanke zu Grunde liegt, jcde der drei göttlichen Personen sinnbilde
ebenfalls eine ganze Dreieinigkeit.

Das Christuskind trägt meistens ein langes, umgürtetes Kleid,
an der Brust aufgeschlitzt und mit Knöpfen zu schließen. Bisweilen
hat es einen kleinen bis an die Achseln reichenden Kragen, vorne
mit einer Reihe von Knöpfen besetzt. Selten erscheint das
Kind ganz nackt, und wenn dieß der Fall ist, so
leuchtet aus dessen Stellung doch immer das Bestreben
hervor, das Anstößige zu vermeiden. Erst im 16. Jahr-
hunderte, wo sich der Einfluß der unverschämten Neuzeit geltend
zu machen begann, wird diese Darstellungsweise und in freiester
Weise allgemein.
 
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