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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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4. Heft (1884)
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Erklärung der Tafeln
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Zur Geschichte der kirchlichen Wandmalerei in Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0058
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Tafel 97.

1 Muster für einen Chorrock, Albe oder Altartuch, auf starker
Leinwand in Kreuzstich, oder auf feinein Filet nach Art der Filet-
Guipüre auszunähen.

2, 3 und 4 verschiedene Kreuze für Pallen, in Stielstich mit
farbiger, waschächter Seide oder in Goldfaden auszuführen.

Tafel 98.

Nr. 1 ebenso wie 1 auf Tafel 97.

2, 3, 4 und 5 sind Eck- und Randstickereien für gröberes Linnen,
als Handlücher, Lavabotüchlein, Altardecken u. dergl., in blau und
rothem Garne.

6 und 7 Pallenstickereien, wie oben auf Tafel 97.

8 Verzierung im gothischen Stple für den Fond von Meßkleidern,
Rauchmänteln, Dalmatiken rc. Dieses Muster wird rauteuförmig

versetzt auf glattem Seidenstoffe in Gold mit farbigen (rothen oder
blauen, grünen) Staubfäden gestickt und wirkt dann noch reicher als
gewobenes Golddessin.

Tafel 99.

Beichtstuhl im gothischen Stple, in einfacherer Ausführung,
Vorder- und Seitenansicht, nebst Grundriß.

Tafel 100.

Größerer Beichtstuhl in frühgothischem Style, in Eichenholz zu
schnitzen. Vordere Ansicht, Seitenansicht und Grundriß.

Tafel 101.

Flügelaltar mit Tabernakel und Expositionsnische, von Spängler-
meister Weiß in Landshut für die Pfarrkirche zu Nabburg entworfen.
Ein sehr empfehlenswerthes Muster für einfachen Hochaltarbau, be-

sonders für hohe Kirchen, in denen die Fenster des Chores nicht
durch den Altaraufsatz verdeckt werden sollen.

Tafel 102.

1 u und b Muster zu einer Stola mit Heiligenfiguren. Statt
des im unteren Felde eingezeichneten Evangelisten wäre bei der Aus-
führung ein Kreuz einzusetzen. Die betreffende Figur ist hier nur
deßwegen eingezeichnet, um alle vier Evangelisten-Bilder auf dieser
Tafel vorführen zu können.

2 und 3 Muster für Chorröcke, Alben oder Altartücher in aus-
geschnittener Arbeit. Die sämmtlichen Ränder der Zeichnung müssen
im Knopflochstiche eingefaßt, und die größereu Zwischenräume mit
Stäbchen verbunden werden, — eine sehr mühsame, aber anßerst
dankbare und dauerhafte Arbeit. Was auf der Zeichnung blauer
Grund ist, ist in Wirklichkeit durchbrochen.

(Fortsetzung.)

Bei der barbarischen Weißtüncherei über die mittelalterlichen
Wandgemälde gelang es häufig, einen so festen und dichteu Ueberzug
zu deren Unsichtbarmachung herzustellen, daß derselbe heute nicht selten
selbst den Erfahrenen irre führen kann. Man glaubt an so manchen
Flächen kein Bildwerk zu entdecken, so spurlos begraben erscheint das
meist edle Pinselwerk der guten alten Künstler. Aehnlich erging es
auch bei der ersten Untersuchung des Chorgewölbes in der gothischen
Kirche zu Terlan. Es schien nämlich durchweg nur ein reiches
Ornament mit großen, geometrisch geordneten Goldsternen über die
Gewölbekappen ausgebreitet zu sein, und man wollte sich die große
Mühe ersparen, von jeder Kappe die harte Tünchkruste abzulösen.
Doch wie die ftgurenreichen Gemälde an den Wänden von unten bis
oben ihre prächtige Wirkung wiederum entfalteten, zeigte sich das
Gewölbe doch etmas zu lcer diesem überraschenden Wandschmucke

gegenüber. Aufs Neue ging es an desto fleißigeres Untersuchen nnd
Forschen aller Flächen, und die große Mübe wurde bestens belohnt.
Jn der Mitte erschien ein großartig gedachtes und Ehrfurcht ge-
bietendes Brustbild des Erlösers. Das durchaus ernste, bis in die
Einzeltheile majestälisch gebildete Haupt des Herrn ist ruhig blickend
dem Beschaucr zugewendet, umgeben vvn lüngeren Haarlocken und
deni goldenen Nimbus, dessen Kreuz merkwürdigermeise an jedem
Balken zwei Farben zeigt: hochroth und blau. Es macht sich diese
Wahl sehr gut. Die Rechte ist zum Segnen sanft erhoben, die Linke
hat das aufgeschlagene Evangelienbnch erfaßt. Die Kleider bestehen
aus einem weißen, rosaroth gefütterten Mantel, der mit blau grundirten
Blumen besäet ist, wie wir oben am Marienkleide (Bild2 —14) ge-
sehen haben und macht hier wiederum dieselbe noble Wirkung. Das
Unterkleid ist blaugrün, und beide sind überdieß durch Goldstreifen

verbrämt. Der gestirnte Hintergrund des Bildes erscheint als ein
etivas sanfteres und helleres Blau im Vergleiche zu jenem am ganzen
Gewölbe, und die Umrahmung ist die spitzige Mandelform in drei
Farben: grün, gelb und hochroth, das mitllere mehr als doppelt
breit gedacht. Diese vielen verschiedenen Farben in Verbindung mit
dem Golde auf so kleinem Raume von ungefähr zwei bis drei Meter
macht dieses Christusbild nicht allein zu einem archäologisch merk-
würdigen, sondern spricht auch als religiöse Malerei überhaupt an.
Seine weitere figuralische Umgebung bilden die dem Mittelalter mit
Recht so lieb gewordenen und fast in keiner bemalten Kirche fehlen-
den Evangelistensymbole. Hier schließen sie sich ganz enge der groß-
artigen Auffassung ihres Herrn und Gebieters in ihrer Mitte an.
Vor Anderem sind sie verhältnißmäßig groß gehalten, stehen auf
keinem besonders angedeuteten Fußboden, sondern thronen frei in den

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