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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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6. Heft
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Die Malereien des Kreuzganges zu Brixen
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0093
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Die Malereien des Krenzganges zu Brixen. — Verschiedenes.


selben Wandfläche und ist nnr durch ein Säulchen der Halle ab-
getrennt. Um dieses zu verstehen ist nöthig, vom 3. Kapitel des
III. Buches Esdras einen Auszug dem Leser varzuführen. König
Darius, heißt es da, gab ein großes Gastmahl, nwzu alle Angesehenen
und Vornehmen seines Reiches geladen wurden. Nach demselben zog
sich der König in sein Gemach zurück, um zu schlafen. Da sagten
die drei Jünglinge, welche im Vorzimmer Wache zu halten hatten,
zu einander: Wähle sich jeder eincn Satz, begründe ihn, dann legen
wir unsere Aussprüche dem Könige vor, sobald er erwacht ist, um zu
hören, welcher von uns die weiseste Ansicht gehabt. Geiviß wird Jeder
von uns nach Gebühr geehrt werden und wird einen Wunsch aus-
sprechen dürfen. Gesagt, gethan. Der erste schrieb: Groß ist die
Macht des Weines, wie sie sich an allen Menschen jedes Standes
und Alters auf die mannigfachste Weise äußert. Der Wein verkehrt
des Menschen Sinnen ganz, verwandelt Traurigkeit in Freude, macht
alle Trübsale vergessen, kurz, bringt eine gänzliche Umwandlung im
Menschen hervor. — Noch mächtiger aber, sagte der zweite, ist der
König, denn ihm gehorchen Alle in Allem und vollbringen auf dessen
Wort wunderbare Dinge, machen Mauern und Thürme dem Erdboden
gleich, hauen Alles nieder oder schonen auch gleich, sobald der König
es nur mill.

Ueber dieß Alles geht doch die Macht des Weibes, versetzte
der dritte, Zorobabel mit Namen, und am höchsten, ganz obenan
steht die Wahrheit. Dem Weibe nämlich haben alle Helden und
Gewaltigen der Erde ihr Dasein zu verdanken und ihm zu lieb opfern

Uebcr die Girchenpatronc in altcn Zciten.

Das Mittelalter und auch die frühere christliche Zeit ging wie
in vielen anderen Dingen auch bei der Wahl der Patrone sttr die
verschiedenen Gotteshäuser nach einer geivissen, tiefer begründeten
Taktik vor. Daher ist eben die Beobachtung in dieser Beziehung von
großer, kunstgeschichtlicher Bedeutung und bei verschiedenen Versamm-
lungen angeregt worden. Wir wollen einen kleinen Versuch hierin
wagen.

St. Zeno und seine Kirchen von Verona bis Freising.
Der hl. Zeno war ein Zeitgenosse des hl. Ambrosius. Als eine Zierde
der bischöflichen Kirche von Verona, deren achter Bischof er gewesen
ist, endete er sein segensreiches Wirken am 12. April 380. Aus
Dank für seine Verdienste murde über seinem Grabe nahe bei der
Stadt eine großartige, künstlerisch reich ausgestattete Basilika gebaut,
welche noch allgemeine Bewunderung erregt. Eine andere kleinere

sie Alles, selbst Gold und Edelgestein, verlassen sogar ihrc Eltern, ja
Biele gehen selbst ins Verderben und vernichten sich. Jch sah einmal,
fuhr er fort, die wunderbare Buhlerin des Königs Darius, Apemen
mit Namcn, Tochter Bezacis, neben dem Könige zur Rechten sitzen
und mie sie ihm das Diadem vom Haupte riß irnd sich selbst anf-
sctzte, während sie mit ihrer Linken dcm Könige eine Maulschelle gab.
Da schnute sie der König gemüthlich an, ob sie wohl ihm lächle, da-
mit auch er lächeln kann, falls sie aber erzürnt wäre, so hätte er ihr
geschmeichelt, bis sie sich ihm wiederum hold zeigen wnrde. Was
mill man noch mehr? Jst somit das Weib nicht mächtig?

Doch dieß Alles ist noch nichts, viel höher, am allerhöchsten steht
die Wahrheit. Groß ist die Erde und uncrmcßlich der Himmel, aber
noch mcit darüber erscheint die Wahrheit. Diese ruft die ganze Erde
an nnd der Himmel spricht seinen Segen über sic. Des Weines,
Königs- und Frauenmacht wird vergehen, die Wahrheit allein bleibt
bestehen. Sie macht bei den Menschen keinen Unterschied, gegen alle
ist sie gerecht, gegen Gute wie gegen Böse und alle werden durch
ihre Werke gesegnet.

Dem Zorobabel wurde unter allgemeinem Händeklatschen und
Beifallsrufen der erste und höchste Preis zuerkannt und der König
erlaubte ihm, jedwelchen Wunsch anszusprechen. Dieser lautete:
Jerusalem, das zerstörte, — soll wiederum aufgebaut und die aus
dem Tcmpel entwendeten heiligen Gefäße sollen zurückgestellt werden.
Dieß soll sofort genau geschehen, lautete der strengste Befehl des
Darius.



erstand in der Stadt selbst. Nach Nerlauf von mehr als zweihnndert
Jahren kam Verona in große Wassergefahr in Folge lang anhalten-
den Regnens, wodurch die durchfließende Etsch stark angeschwollen
war. Das Volk suchte in der ihrem heiligen Bischof Zeno zu Ehren
anfgeführten großen Basilika Zuflucht und versammelte sich da, um
Gott wegen Abwendung der drohenden allgemeinen Ueberschwemmung
zu bitten. Während nun die Gläubigen im Gebete und im Ver-
trauen auf die Fürbitte des Heiligen in der Kirche ausharrten, trat
eine so große Wasserfluth ein, daß, wie Paul Warnefried (Geschichte
der Longobarden III, 23) erzählt, eine solche wohl seit Noah's Zeiten
nie mehr stattgefunden haben mochte. Ganze Besitznngen und Land-
güter gingen zu Grunde. Menschen wie Thiere kamen in großer
Menge um. Nicht das mindeste Wasser drang aber in die tief ge-
legene Kirche ein, das darin versammelte Volk blieb unversehrt. Man
schrieb diese Rettung allgemein der Fürbitte dessen zu, welcher da sein
Grab hatte; zudem war unerklärlicher Weise die Elsch innerhalb vier-

Auf unserem Bilde zn Brixen ist bcschriebene Wette der drei
königlichen Wächter folgendermaßen miedergegeben. Die persische
Majestät ruht in eincm Thronsessel mit Fußantritt und über das
Ganze wölbt sich ein schwerer Baldachin, dessen Wandflächen durch
zarte Fensterchen belebt sind, und Zinnen bilden die Bekrönung.
Darius trägt einen ausgezackten Halskragen, der sich auf bciden
Seiten in Bandsorm fortsetzt, so daß die Arme durch diese Bänder
durchgezogen erscheinen. Bart- und Haupthaar sind zierlich geordnet,
dcr Blick ist weichlich. Die schlanke Gestalt Apemens steht zu seiner
Rechten in überreich gemnstertem, engem Kleide, das stolze Haupt mit
seinem kühnen Blicke von einem leicht und weich geschwungenen Tuche
umhüllt. Jhre Linke hat socben die Kronc in Form eines mittel-
alterlichen Herzogshütchcns mit Pelzvcrbrämung am unteren Rande
dem Könige keck vom Hauptc gerissen, während ihre Rechte zum grau-
samen Schlage ins Gesicht des Auserwählten erhoben ist. Vor dem
Gemache, mo diese Sccne sich abwickelt, sieht man znr äußersten Linken
des ganzen Gemäldes die drei wachchaltenden Jünglingc mit breiten,
gebogenen Schwertern die Hüften umgürtet. Der erste im Vorder-
grunde zeigt scharfen Blickes mit dcm Finger auf der Buhlerin ver-
wegene That. Der nächste hat seine Hand nuf Zorobabel's Schultcr
fest aufgelegt, wohl als Zeichen der Anerkennung, welche sein ge-
fällter Spruch bestens vcrdient, daß über Weines-, Königs- und
Weibesmacht die Wahrheit hoch erhaben steht, wie sie gerade in
Christus, der ewigen Wahrheit, und deren Behandlung in der Ver
spottnng und Dornenkrönnng dem Veobachter so recht vor Augen steht.

(Fortsetzung folgt.)

nndzwanzig Stunden in ihr Bett zurückgekehrt. Papst Gregor der
Große selbst, ein Zcitgenosse diescr Begebenheit, crwähnt dieses Er
eigniß in seinen Dialogen 3. B. 19. K., und führt nebst der ganzen
Einwohnerschaft Verona's als Augenzeugen namentlich auf: de» König
Autharis, den Comes Pronolphus und den Patrizier Johannes, der
ihm die Nachricht hiervon überbrachte. Nach Paul Diakon trug sich
dieß den 17. Oktober 589 zu.

Diese übernatürliche Hilfe aus so großer Wassernoth und mehrere
andere Wunder, welche in der Folge geschahen, mehrten sehr die An-
dacht, welche das Volk ohnehin schon zu seinem hl. Zeno hatte. Es
ist auch begreiflich, daß eine solche Begebenheit zu Verona, in einem
der ältesten benachbarten Bisthümer, in nächster Nähe von Rätien und
Noricum von großem Belange war und auf diese Provinzen, welche
durch Ueberschwemmungen und Bergstürze mehr als andere Länder
zu leiden hatten, eine große Rückwirkung äußern mnßte. Man kann
daher annehmen, daß die Verehrung St. Zeno's als Schutzpatron
 
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