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Müller. Wceßt de schonst, Schnitze, best die janze JeschiLüe mil
Malmöne» jar nischt »ich sind soll?
Schnitze. Wo so denn?
Müller. Der Keller, wo der Junge jesesse» baden soll, war man
bloß der düstre Keller.
Schnitze. Na, und die Kette?
Müller. Nischt Wien reener Joldberger jcjen Ziehen und
Reißen in de Beenc.
Schnitze. Denn waren die Ruthen wohl ooch man bloß als Cur?
Müller. Ja wol, bloß'ne Russische Dampf-Cur. So iS cs!

Der Dordogne-PrLfect, Mr. de Clivemont hatte am 15. August ein
Transparent mil folgender Inschrift auSgehängt: .Gott schuf Napoleon
und ruhete aus!"
Ein vorübergehender Mann aus dem Volke soll, als er die Inschrift
gelesen, auSgerufen haben: .Das glaub' ich! Wenn wir erst mit
Napoleon fertig wären, dann wollten wir auch auSruhen!"

Erklärung.
Um irrthümlichcn Ansichten und möglichen Verwechselungen vorzubeugcn,
sehe ich mich durch das Tranöparcnt des Herrn von Clivemont zu der
Bemerkung veranlaßt, daß ich nicht Napoleon sondern Adam heiße, und
daß ich alle meine Bedürfnisse baar bezahle.
Der erste Mensch.
Nachdem mich Vater Zeus in seinen Himmel ausgenommen hat, bin ich
zur Einsicht gelangt, daß es hier oben ganz anders aussieht, als ich früher
allmonatlich vermut het habe. Ich kann aufs Feierlichste versichern, daß ich
rein wie auS den Wolken gefallen war, als ich hier ankam, und bitte daher
meine lieben Mitunterihanen auf Erden, doch ja keinem Propheten zu trauen,
da Niemand weiß, waS der Himmel vorhat. Die einzige Weisheit die dem
Sterblichen zugänglich, die einzige Klugheit, um eine ohngesähre Witterung
zu erhalten, ist die, genau darauf zu achten, was Onkel Spener und Tante
Voß schreiben, welche stets genau wissen, wo der Wind herkommt.
Der selige Stieffel.

Die Vossische Zeitung vom 24. August berichtet aus Nantes über
die im dortigen Theater veranstaltete Feier des 15. August wörtlich Folgendes:
.Das war natürlich ein Jcst für das Volk und die Stoffe waren gut
gewählt. Voran ging der „Pariser Taugenichts" >c. ic.
Wir glauben die Nachricht hiesiger Blätter von einer „aus Veranlassung
des Herrn von Varennes unsrer Redaktion crlheilten Verwar
n»ng" nicht besser widerlegen und den Beweis, daß unsre gutgesinnte
Redaction eine solche Verwarnung gewiß niemals verdient, nicht besser
führen zu können, als indem wir, übereinstimmend mit der Vossischcn Zeitung,
die von der französischen Theatercensur officicll genehmigte Wahl
der zu Nantes zur Napoleonsseier aufgeführten Stücke eine
viristerhast getroffene uud treffend« zu nennen uns gedrun-
gen fühlen.

Unsere Mitlbcilung über die deutsche Fahne am BundeSpalaste ist dahin
berichtigt worden, daß dieselbe nur während der Vertagung des Bundestags
tingezogen bleiben wird.
Ob die deutschen Farben in Frankfurt eingczogcn oder aufgezogen werden
— es bleibt derselbe Witz, und wir bleiben der Ansicht der Frankfurter Post,
welche meint, man werde die Ferien dazu benutzen, um die alte zerrissene
Fahne höchstens wieder mit neuen Flecken zu versetzen.

Hr. Has> enpflug hat die Gefängnisse KurhesscnS auf seiner Rundreise durch
die Provinzen besucht und ist von allen Herren Verbrechern, mit Ausnahme
der politischen, wahrhaft enthusiastisch empfangen worden. Alle sehen in ihm
ihren Obere», der sich der gefallenen Creaturcn so gern annimmt und sie zu sich
empor zieht. Auf die Bitte Vieler, der Herr Minister möge doch recht lange
unter ihnen verweilen, soll derselbe geantwortet haben, daß ihn höhere Bcrufs-
pflichten davon abhicltcn, daß er jedoch nie vergessen werde, welchen Fond von
Gemütblichkcii, Liebe und Vertrauen er in diesen traulichen Kreisen gesunden
habe.

Die Dänische Polizei warnt die Holsteiner vor . willkürlichen Brüchen",
als ob es auf ein Paar Brüche mehr oder minder ankommen könnte, wo so
viel willkürlich gebrochen worden ist und nur die Willkür ungebrochen
dasteht.

Warum wohl der Kurfürst von Hessen am Tage der Illumination Kassel
verlassen hat?
Man sagt, die erleuchtete Stadt sei ihm zuwider; Andre meinen, die
Kurhessischc Regierung könne überhaupt keine Beleuchtung vertragen.
Warum wird bei der Erhebung Rothschilds in den Grafenstand nicht
genauer nach den Ahnen geforscht?
Weil man von ihm nur den wirklichen Beweis darüber verlangt, daß er
von den Erz-Vätern abstammt.

Wie hcußt Ahnen? Oestcrreuch denkt: Ahnen wüll ich nücht, ich wüll
bekommen, und ün Rothschülb seunen Adern flüßt das ödelste Blut: jöder
Tropfen sin Lujidor. ^ Z w i ck a u e r.

Am 15. August hat sich der Präsident im Sträußchen-Werfen, trotz
dem Magier Hermann, producirt.
Das bekannte Kunststück mit der Flasche ist ihm schon früher herrlich
gelungen.
AIS die chinesische Familie, welche vom nächsten Sonntag ab im
Kroll'schen Locale sich produciren wird, aus ihrer Reise nach Berlin durch
Frankfurt am Main kam und dort in die Eschenheimer Gasse geführt
wurde, soll sie entzückt auSgerufen haben: ,,0'e»t tout oumw« clier nou»!
Also auch die Deutschen haben eine chinesische Mauer!"

Die Liste der 1200 Amnestirten ist noch immer nicht erschienen.
Amnestie heißt Vergessen, und der Gnadenact sollte wahrscheinlich nur
darin bestehen, daß 1200 politische Verbrecher der Vergessenheit übergeben
wurden.
Welche Kühnheit, zu behaupten, wir seien wegen unserer Angriffe auf
den Prinz-Präsidenten verwarnt worden!
Angrcisen kann nur der Feind, wir aber sind dankerfüllte Freunde, wohl
erwägend, wie viel wir dem Reiter auch der humoristischen Gesellschaft ver-
danken. Auch machen wir Niemanden lächerlich, sondern überlassen ei
Jedermann, sich selbst lächerlich zu machen.
Die Gelehrten des Kladderadatsch.

Briefkasten.
E. F. K. in Weimar: Besten Dank für das Uebcrsandte. Wenn der Freiherr von Biedenfcld sich die Mühe und uns die Ehre gegeben hätte
unser Blatt zu lesen, so hätte er e,n>ehcn müssen, daß unser Spott nicht dem Volk der kleineren Staaten, sondern nur drn ILchcilichcn Fanfaronnaden der
großmäcktigen Helden von Darmstadt und der Eroberer von Liechtenstein galt. — A. in Frankfurt a. d. O und N. zu Heidelberg: Zu
local. — Vesp»«i»nu«: O, wie unsiiilich! — U. G. in Landeshut: Was ist dabei, wenn ein Sächsilcher wirklicher Gehcimcrrath den Rübezahl befragt?
Ein Narr kann bekanntlich mehr fragen, als zehn Kluge antworten! — W T. in Dresden: Mindestens schon im .Meidinger" enthalten. — H. in Halle:
Viel zu lang sür unlcr Blatt. — R. in Dresden: Nicht recht verstanden. — E. B.: Viel zu ernst! — F. T-: Als Privotiachc nicht geeignet für unser Blatt.
— In Sachen Malmöne: .8>-ßt. Vater, genug sein des grausamen Spiels", denn .Mein ist der Mann, und mir gehört er zu!" Kladderadatsch.
 
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