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Berlin, den 3. Januar Z8<»4.



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Mochellsinilchkaseildel.

Ullichi'nsiiilichkasl'ndl'r.

Donaerslag, den 7. Januar 1861.
Man muß nicht Alles für baare
Münze nehmen! - sa-zle Jemand, unk
— nahm für Alles baare Münze.
^ Freitag, den 8. Januar 1861-
"Ich la!'c alle Deutschen kalt
inarben! — sagte ein Franzoie an der
Spitze seiner Kroaten. Aber das sind
wir ja schon! — antworteten 10 Millio
nen, die — nie warm werken konnten.
. Sonnabend, den S. Januar 1861.
Ich verspreche euch die Einheit! —
sagte einit Jemand in Frankfurt am
Main. Aber er gab sie nicht, denn — das
Versprochene muß man sest halten.
Kladderadatsch.

Montag, den 1. Januar 1861.
Wer uns am meisten bietet, der
bat's weg! — 'aglen die bamburgcr Klein
bändler. Da ließ «Fontrecoürt schie-
nen.
Dienstag, den 5. Januar 1861.
Laßt uns den längeren Weg zie-
bcn! — iaglc ein dcnlicber (General zu
seinen Erecutionslruppcn. Da zogen sic
den Kürzeren.
Mittwoch, den 6. Jannar 1861.
DaS Volk lzäblt die Tage bis zu
seiner Ankunft! — iagte ein begeisterter
Redner. Aber sonst zäblt es nicht.

FMMoristisch<alyrische5 WocheiMatl.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man Abonnements-Preis für Berlin und die preußischen Staaten 21 Sgr.
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neuen

cn Festgruß liiet' ich zum Neujahr euch: Wohlauf! die Bahnen
sind offen
Für den Kühnen zur Thal, für den Weisen zum Rath, für den
Narren zum Harren und Hoffen.
Als der letzte schlag von dem Thurm her klang, als der Wächter
Zwölf hat gepfiffen,
Hatt' ich heimlich schon für das kommende Jahr die spitzigen
Pfeile geschliffen.
Den Bogen gefaßt mit der nervigen Faust, aus der Schulter den
klirrenden Köcher,
So trat ich bewehrt und zum Kampfe bereit in den Kreis froh
trinkender Zecher:
'Was sitzt ihr müßig? Was säumet ihr noch? Erhebt euch, Brüder
, - und Freunde!
Sagt mir, wo wüthct der heißeste Kamps? Wo stehn am engsten
- die Feinde?
Mich erfreut nicht Wein, mich erfreut nicht Lied, noch lockt mich
Küssen und Kosen;
Denn die Zeit ist rauh, und mit Schnee bedeckt hat der Winter
' die schlafenden Rosen.
Wir durch Urwalduacht ein entschlossener Mann mit der Axt in
- ' . der Hand sich den Pfad bricht,

Unbeugsamen Muths, und er ärndtct doch selbst den Lohn mühseli-
ger That nicht.
Doch im Herzen gedenkt er der kommenden Zeit, des Fortschritts
rüstiger Fechter,
So bahnt er den Weg, so bestellt er das Land für glücklicher Enkel
Geschlechter:
So kämpfen auch wir unablässigen Kampf in des Tages Last und
Beschwerde;
Doch Keiner ziehet den Fuß zurück, den er setzt auf eroberte Erde.
So sehn auch wir schon im Geiste die Saat dem geackerten Boden
entsteigen,
Wie vom Winde geküßt, ein wogendes Meer, goldhäuptige Aehre»
sich neigen.
Wenn ihr einst dann windet den Acrndtekranz, mit des Herbstes
Blumen durchstochten.
Dann denket auch Derer, die tapfer einst um den Fuß breit Erde
gesuchten!
Wenn einst das heute begonnene Werl von glücklichen Händen
vollendet.
Dann wccd' auch uns aus des Lorbeers Füll' ein duftendes Zweig-
lein gespendet.
HtadderadaLsch.
 
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