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o^DvDcr Invalide in Men.^T-^o

Xl'eiß nicht, woher das kommen mag:
Stets um dieselbe Stunde
Und just am ersten Ntuj ahrStag
Eckinerzt mich die alte Wunde!
Und Sckauder fährt durch mein Gebein
Am ersten Jänner wieder;
Bis in den Stelzfuß tief hinein
Zieht mir's durch alle Glieder.
Bald sieben Z'ahr — doch es ist curics —
Sind doch nunmehr verflossen.
Daß mir der Racker von FranzoS
Mein rechtes Bein zerschossen.
Potz Benedek! — und nimmer läßt
Mir's Ruh im alten Stumpfe,
Als iäß' das Bein noch stramm und fest
Leibhaftig mir am Rumpfe!
Bald sieben Jahr — da hieß eS rings:
„Auf, aus zu Oestreichs Fahnen!" —
Und munter hin gen Süden ging'S
Auf steilen Alpendahnen.
Wir zogen lustig zum Gefecht
Durch Wälder und Gewässer;
Der Sarde schoß fürwabr nicht schlecht,
Doch der Franzos noch besser.

Wir schlugen wie die Löwen zu
Und hielten Stand den Hieben —
Wärst, heiliger Radetzki. du.
Nur du bei uns geblieben'.
Verdammt! Den Kürzern zogen wir —
's kam anders, als wir dachten —
Doch: heute mir und morgen dir,
Das ist das Loos der Schlachten.
Zum Rückzug blies — wir folgten stumm —
Zum Frieden der Trompeter.
Dir meinten knirschend: Sei es drum!
Die Rache, die kommt später!
So oft seitdem der erste Schlag
Tönt von Sanct Stephans Dache,
Da denk' ich: Heut ist NeujahrStag,
Der Jahrestag der Rache.
'S ist jährig heut, daß schreckgebannt
Der friedliche Gesandte.
Herr Hübner vor dem Kaiser stand
Als NeujahrSgratulante.
Da denk' ich: Heut aufs Reue ziebn
Mit glänzender Escorte
Die Herrn dort nach den Tuilerie'n
Zur kaiserlichen Pfcrte.

„Sir" — spricht mein braver Metternich —
„Heut nabe Deiner Tbür' ich,
Und mahn' an Villa fr an ca Dich
Und an Dein Wort von Zürich."
Heut muß — Potz. Blitz und Stelzenfuß!
DaS steht da in den Blättern?
Mir ist. als thät' ein scharfer Schuß
Mein linkes Dein zerschmettern!
Mir ist. als ob's nicht möglich sei —
Ist denn verrückt die Erde?
O heil'ger Stephan, steh' mir bei.
Daß ich nicht rasend werde!
An K indleins Rock Sanct Stephans Stern
Als Fest-Decoratiönchen?
Und Metternich stcht Hcil vom Herrn
Für Vater und für Söhnchen!
Und Sohn und Vater schau'n z.r Frist
Gerührt deS DrdenS Tressen.
Und der Vertrag von Zürich ist
Vergebens und — vergessen?
Weiß nicht, woher das kommen mag:
Stets um dieselbe Stunde
Und just am ersten NeujahrStag
Schmerzt mich die alte Wunde!

Kladderadatsch.


Einige Tllünsche,
an das neue Jahr gerichtet.
D neues Jahr, erfreu' unS
Mit deiner Gunst und Huld!
Ein Heidengeld verleih' uns
Und christliche Geduld.
Gieß' deines Segens Füllen,
O Jahr, auf unS herab
Und nimm uns ganz im Stillen
Ten — Mitbesitzer ab.
Verleih uns ernste Männer,
Bewußt deS festen Ziels;
Doch iorg' auch für die Kenner
Des heitern Wantrup Styls.
Stell' endlich ab das Hauen.
Zu Deutschlands Ruhm und Ehr'!
Stell' endlick das Vertrauen
Zum — Schweine wieder her.
Hier ist Eonflict! Bestimm' dich —
Noch hast du Zeit genug.
Mit einem Wort: benimm dich
Gewissenhaft und klug.
Daß. wenn auch du mußt wandern,
Man dir nicht nachruft gar:
Es war. io wie die andern,
Ein ganz gemeines Jahr!

Die Görlitz er Zeitung, jetzt ein amtliches Blatt, verlangt daß die-
jenigen Staatsbürger, welche sich bei Sammlungen betheiliglcn, die nilbt zu
feudalen Zwecken bestimmt sind, mit höheren Steuern belastet
werden, da sie ja so viel Geld zu unnützen Zwecken übrig hätten. Wir
fürchten, diese Andeutung in dem ofsiciellen Blatte dürfte nacksthcilig auf die
W chlthätigkeit wirken und den Sammlungen-zusilbernenEhren-
jchildcn für Pension irre Bombardiere keinen Vortheil bringen.

Zur 6(jiffe.
ES ist früher leider bäung vorgckommen. daß Leute durch das Vertrauen
der Behörden zu Aemtern beru'en und bestätigt werden stnd. welcher später dieses
Vertrauen nickst gerechtfertigt, sondern entweder fortschrittlich gewählt oder
sonst röthliche Charakterfesten entwickelt haben. Um dergleichen Uebelstänte
zu vermeiden, gibt es keinen andern Rath, alS den. sich auf directem Wege
über die politische Gesinnung deS zu Bestätigenden Auskunft zu verschaffen.
Wie wir hören, ist die'er Weg schon einige Male mir Erfolg eingcschlagen
worden. Tie Erforschung der Gesinnung geschieht in der Weste, daß dem
betreffenden Candidaten folgende drei Haupt- oder.sternfragen veraelegt werten:
1) Sind Sie mit irgend Jemandem, der die Bolkszeilung hält oder ge-
halten hat. verwandt oder verschwägert?
2) Wie hoch hinauf und wie tief hinunter können Sie für die corstcrva-
tive Gesinnung Ihrer Aicendenten und Desccndenten garantiren?
.5) Welches Resultat ergibt unter gewissen Verhältnissen 2 mit 2 mul-
tiplicirt?
Nur wer diese drei Fragen in befriedigender Weile bean'.wortet, wird
als eine zur Uebernahme eines Amts geeignete Persönlichkeit ange'ehen. Wir
dürfen wohl sicher sein, daß durch diese Institution das Einschlcichcn von
Fortschrittlern in öffentliche Aemter aus die Dauer verhindert wird.

Gras de Cito, srübcr Vertreter Franz II. von Neapel am
Bairischen Hose, hat gegen die Anerkennung Italiens durch Baicrn protestirt
und dabei ziemlich unverblümt ausgesprochen, daß auch den kleineren Deut-
schen Staaten ein ähnliches Schicksal in Aussicht sieben kennte, wie das-
jenige. welches Neapel getroffen hat. Sollten für diesen Fall bereits Samm-
lungen zu silbernen Ebrenschilden veranstaltet werden, so dürften
dieselben an den Höfen von Wien und Berlin auf namhafte Unterstützungen
zu rechnen haben.
In München herrscht große „Biercalamität". Es sind bereits über
vierzig Straferkenntnisse gegen Brauer ergangen, welche schlechtes Bier auege-
schänkt haben. Die Ultra montanen behaupten, Richard Wagner Hab 5
sich vor seiner unfreiwilligen Abreise heimlich in alle Brauereien geschlichen
und an den Braukesseln jenen Schabernack getrieben, den der jetzt Preußisch
gewordene weiland Mölln er Humorist einst an den Lüdenscheit'schen Back-
trögen verübte.

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