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Dir. 40. Berlin, den 2. September 1806. XIX. Jahrgang.


'Uiocfjenftafenöer.
Montag, den 3. September.
Herr von Beust soll von Wien aus
auf^förtert 'ein, in O e st erreich isch e
Staatsdienste zu treten.
Dienstag, den 4. September.
Die Regierungen von Würtemberg
und Baiern sollen entschlossen sein, ihre
Minister von der Pfordten und Varn-
büler unter einander auszutauschen.
Mittwoch, den 5. September.
Die Türkei, welche einer schweren Zeit
entgegensieht, soll sich von Oesterreich den
General Benedek zum Anführer erbeten
haben.


Wochenkalender.
Donnerstag, den 6. September.
Einige S ü d a m e r i k a n i s ch e Staaten,
die augenblictlick im Kriege sind, sotten Vor-
haben, den Prinzen Karl von Baiern
und Alexander von Hessen die Anfüh-
rungen ihrer Armeen zu übertragen.
Freitag, den 7. September.
Herr von Dalwigk soll einige Aussicht
haben, die Rettung deS Mexicairischen
Kaiserstaats zu übernehmen.
Sonnabend, den 8. September.
Nur der verflosiene B und es ta g ist noch
immer ohne Anstellung. Bewerber um den-
selben mögen sich unverzüglich melden in der
Expedition des — Kladderadatsch.

A)ui 11 n rill ifcfj=sali) ri sch es Wochenblatt.
Ein slülhtigcr Beitrag zur Romantik des Jahres 1866.

-Ich bin ein Fürst! Ich bin verbannt,
verstoßen von Haus und Hof und Land.
Den Thron zerbrach des Feindes Faust,
In meinem Palast der Fremdling haust;
(kr mästet sich von meinem Fett.
Er wähl sich Nachts in meinem Hell,
Er -echt von meines Kellers Naß
And trinkt aus meinem Römerglas!
Ich bin ein Fürst! Die Krone trug
Ich stol- wie der, der sie -erschlug.
Es stand geschmückt mit Kren; nnd Stern
Um mich der Kreis der Kammerherrn.
Wie beugte tief sich ihr Genick!
Wie lech-ten ste mit gierigem Klick
Nach meiner Gnadenfülle Dorn!
Wie bebten sie vor meinem Zorn!

Ich bin ein Fürst! Der Wache Nuf
Erklang bei meiner Rolfe Huf,
Nnd Trommelwirbel hinterher:
„Achtung! präfentirt das Gewehr!"
Wie standen die Kerls so ker-engrad!
Kein Muck, kein Nuck — der Herrscher naht!
Daarhäuptig stand der Pöbel rings,
Gewärtig meines gnädigen Winks.
Ich bin ein Fürst! Non Neich -u Reich
Zieh' heut ich. einem Bettler gleich,
vielleicht erbarmt sich der Fran-of* —
Er kennt ja der Verbannung Loos.
Er weiß, wie des Exils pocal
So herb' und bitter schmeckt -umal;
Er hat ver-iehn, daß seine Macht
Ich einst verspottet und verlacht.

Ich bin ein Fürst! Ln Gnaden schau*
Auf mich, du königliche Frau!
D -ieh -urück nicht deine Hand.
Din dir im -ehnten Glied verwandt.
Du bist ja den vertaffnen hold!
Ich will auch tragen der Krone Gold
Zu deinem Ruhm, o Majestät! —
Du willst es nicht? Es ist ju spät?
Ich bin rin Fürst? Ich will doch sehn,
Und sollt' ich bis -um Nordpol gehn.
Db Niemand ist, der für mich spricht!
Ja. Einer — der verstößt mich nicht!
Din legitim noch mehr als er,
Hab' der Geschlechter noch viel mehr.
Der öffnet mir des Her-ens Chor! —
Wie? Was? Er läßt mich gar nicht vor?

Ich bin ein Fürst! Db auch entsetzt,
Sin ich an Gnaden reich noch.jetzt:
Wer mir verhilft -u meinem Thron,
Den mach' ich -um Junker, -um Baron,
Zum Grasen durch meinen Ritterschlag,
Nnd geb' ihm Ahnen so viel er mag.
Dring' mir ein Deinchen des Thrones nur.
Ich mach' dich sofort -um Großcomthur!

Ich bin ein Fürst, an Land verarmt!
Ist Keiner, der sich mein erbarmt?
Erhebe du dich. Volk, für mich!
Ich will dich schützen ritterlich,
Dich führen auf der Freiheit Dahn.
Was ich vordem, ach! nie gethan! —
Du glaubst mir nicht? 0 Her-rleid!
So muß ich wandern in Ewigkeit!
kladderadatsch.
 
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