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8§>Feuilleton.^M

Damit un'cre lieben Sächsischen Brüder sehen, wie fern wir jedem @efüM
de- Hasse- stehen, haben wir die fd'cne Proclamation, welcbe von Prag, den
23. Juni, dalirl ist, in wohlgesetzte Reim lein gebracht, aus daß sie kenne ge-
sungen werden von Kind und Kintestind, von Männlein und Weibsen:
O Volk von Sachsenland, dir sei mein Gruß gesandt!
Denn weil' ich fern auch hier, mein Herz ist stets bei dir
Zm großen Garten. — Nur still abwarten!
Daß du in Fcindeö Hand, ist schmerzlich mir bekannt;
Dcch ist'- nicht meine Schuld. Trum harre mit Geduld
In stummer Klage auf bessre Tage.
Im rechten Augenblick kehr' ich zu dir zurück.
.Die Hilfe bleibt nickst au- für mich und für mein Haus:
Le st re ich wird helfen mir und den Welfen!
Ich hüte deinen Schaß an tief verborgnem Platz;
Drum hüt' auch d u die Treu' und schaar' dich chne Scheu
Zu meinen Füßen. — Herr Beust läßt grüßen!
O herrlich schone Zeit nach kurzer Trennung Leid,
Wann uns vereint voll Lust daun traulich Brust an Brust
Auf der Terrasse — die Blümchen-Taffe!

Man schreibt aus Wien: Die Absicht, das Preußische Heer bis Wien
zu locken, um cS zwischen Lber- und Unter-Döbling gänzlich aufzureiben, ist
nun wohl unverkennbar. An die Stelle des Haffes tritt jetzt das tiefste Mitleid
mit dcrn armen Preußenvolk, das, getäuscht durch elende und alberne Lügen-
Telegramme, von Siegen träumt, indeß schon in wenigen Tagen, wie so eben
von München verkündet wird, das Bairische Heer Berlin einnehmen
und dem Treiben der „Burggrafen von Nürnberg" ein für alle Mal
rin Ende machen wird. „Das dicht stehende (siras ist besser zu mähen, als
das dünne!" — sagte schon un''er alter Alarich.

Tie Lesterreichiichcn Blätter fahren fort, die Erfolge der Preußischen
Waffen als unerheblich zu bezeichnen. Es gibt nur eine Erklärung für
diese sonst ganz unbegreifliche Haltung: die der Lesterreilbischen Regierung
stets heimlich feindlich gesinnte Preffe bofft durch eine plötzliche und möglichst
große Enttäuschung in Wien — eine Revolte zu erzeugen.

Wie man auch über die Siege der Preußischen Waffen denken mag:
einen großen Erfolg wird man ihnen nicht länger bestreiten dürfen. Frank-
furter Blätter nämlich melden, daß der Prinz von Augusten bürg nunmehr
nicht ganz abgeneigt sein dürfte, sich Preußen versöhnlicher zu zeigen. Denn
die „assenähnliche Beweglichkeit" selbst „Friedrich dein Sachten"
imponirt, dann dürste uns nicht nur ein zweites Llmütz und Jena erspart,
sondern sogar „die Improvisation Friedrichs deS Großen" noch für
einige Zeit gesichert sein. Difficile est satirain non scribere!

Graf Meusdorfs erklärte bekanntlich noch vor ackck Wochen, daß die
Truppenansammlungen in Böhmen lediglich den Judenverfolgungen
gelten. Die Ungläubigen, die immer geneigt sind, Erklärungen Lothringistber
Minister mißtrauisch aufzunebmeu. werden nach den neuesten Vorgängen dcch
wohl endlich belehrt sein, daß die Truppenansammlungen in Böhmen allerdings
nicht der Verfolgung der Preußischen Armee gegolten haben können.
Difficile est satiram non scribere!

fleffenltidje Danksagung.

Schon seit dem siebenjährigen Kriege litt ich an Verdauung-schwäche,
Appetitlosigkeit, belegter Zunge, Gliederschmerzen. Lhrenzwang und Wachs-
thumbeschwerden. Mein Zustand wurde immer beängstigender. In dic'er
traurigen Lage wandte ich mich an Herrn Dr. Dreiste in Sömmerda, und
— Dank seinem vortrefflichen
Ziindnadel-Decoct
fühle ich mich vollständig wiederhergestellt, kann nicht nur auf eigenen Füßen
stehen und geben, sondern habe mit meinem Mittel auch Andere schon zum
Laufen gebracht, was ich hiermit öffentlich bekannt zu machen mich gedrungen
fühle. Borussia.

Zur Beruhigung an meine CicGeii berliner.
—K4--
Berlin, kannst wieder ruhig sein
Von Kroll bis an den Frietrichshain!
Die Statt wird nicht sobald verbrannt,
Das Geld ist sicher vor der Hand.
Bring', Rieke, nur die Löffel her —
Der Benedek kommt nun nicht mehr!
Der Feldzeugmeister Beuedek.
Der war ein Reiter stolz und teck,
Setzt' sich aus einen hoben Gaul
Und hatte ein gar großes Maul;
Doch subr die Karr' er in den-Sumpf,
Ter Feldzeugmeister Benedek.
Er halt' geschworen hoch und behr
Bei seiner Waffen Glück und Ehr'.
Er raste nicht, bis an der Spree.
Am Kreuzberg steh' Habsburgs Armee.
Jetzt ist, wo man ihn sucht, ganz weg
Der große Marschall Benedek.
Denn an der Spree aus hohem Sitz
Da stand ein Herr, der alte Fritz,
Der santt' zwei Enkelneffen aus,
Zu bieten Jenen, einen Strauß;
Doch Der — der roch sogleich den Speck;
Denn schlau ist der Herr Benedek.
Er trieb — daS ward ihm nicht gar schwer -
Tie Preußen hinter sich daher.
Biö Josephstadt das CorpS Steinmetz,
. Die Garde gar bis M ü n ch en grä tz;
Dcch weit davon vor lauter Schreck
Blieb der Herr Marschall Benedek.
Da. auf dem Brandenburger Thor
Tritt Frau Victoria hervor:
Die Flammen züngeln ringsum schon,
Doch zur — Illumination!
Brandfackeln bleiben jetzt noch weg;
Tenn weit ist ja Herr Benedek.
Ob uns auch schwöret hoch und keck
Verderben der Herr Benedek:
Wir hören ihm mit Lachen zu;
Er läßt vorläufig uns in Ruh'.
Drum, Rieke, Löffel wieder Der!
Der Benedek fomrnt wohl nicht mehr!

„Danken wir unseren Kriegern, die für Preußen gekämpft, die in das alte
dynastische Deutschland die ersten Breschen geschossen, aus daß eine neue
Sonne ihre leuchtenden und wärmenden Strahlen hineinsende!"
— sagt der Preußische Staatsanzelger!
Hoffen wir demnach recht bald die Staaten angczeigt zu sehen, deren
Reichsäpfel an den Strahlen der neuen Sonne — gebraten werden
dürften.

Herr Vilmar hat sich entschieden geweigert, dem Ecmite für Kranken-
psiege in Cassel einen Beitrag zu liefern, da die verwundeten Preußen —
ihn nichts an gehen! Wir können darin keine Hartherzigkeit des sonst so
frommen Mannes erblicken; wir vermuthen im Gegentheil, daß er für die
Preußen nichts mehr übrig hat, da fein Vermögen nicht ausreicht, um die
Wunden zu heilen, die er selbst — den Kur Hessen geschlagen hat.

Bmjirompln an Drüben.
Wü gerne Hab' üch eunst ün dür geweult!
Alleun welch Schücksal hat düch jetzt ereult!
Du schöne Stadt, denn tön!' üch nur mül Grausen,
Wo alleweule Wurm und Mülbe Hausen.

Zwickau er.
 
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