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In Sumpf und Schlamm nicht fühl?' uns fein £te& und mit
alltäglichem Jammer
Nicht quäle es »ns, sondern mach' uns frei von des
Alltags Isessel unö Klammer.
Mach' bald, o kommludkL Jahr, uns frei
Van der polizeilichen Schererei,
Von den Dunkelmännern der Clerife»,
Von der Mackerer und der Pfafferei
Und von mancherlei noch, was schließt mit ei
Aott' aus der Philister verkomiunes Geschlecht,
Das den Geist mißachtet unö lirünlit das Aecht,
Zffeigherzig und schlecht.
Nnd Verderben bereite dem Mammonskiiecht,
Der schuftigen Sinns
Als Gott nur verehrt den Gott des Gewinns
Nnd nur zählt den Jins.
Noll' aus, was ehrlos ist und gemein,
Was gut ist unö edel, das Iah gedeihnl
O kommendes Jahr, so führe dich ein,
Mit Jubel begrüßt unö mit funkelndem Wein,
Erschein, erschein,
Aiisührend gesegneter Jahre Keihn
Jum fröhlichen Schluß des Jahrhunderts.
Kladderadatsch.
-ST3 „per lange Brief“„Wie schätze ich mich ein"? «Z-
L i ii K i l ö n u L dem häuslichen L e ü e n.
Der HauSvater fipl am Morgen im Eorgenfluhl. Es klingelt Ricke
ins Znnincr und bring! einen Brief von ungewöhnlich langem Format.
ES schellt. Was kan» daS sein?
Ei» langer Brief Ist's wie ich seh'.
In langen Briefen sicht nicht oft,
Was man von Herzen ivünscht
nnd hasst.
einen längeren Brief als den
Hab ich mein Lebtag nicht geschn.
(Er erbricht den Brief.)
t cs schon — das Formular
Zur Einschätzung siirS nächste Jahr!
Die Anweisung daneben liegt —
Acht Folioseiten, das genügt.
'Auch ein Muster liegt daneben,
Zeigend, wie ei» AmtsgerlchtSrath
9t. 9t., der im Orte M. wohnt,
Zu der Steuer sich veranlagt.
Seine Frau, die hier bezeichnet
Ist als 91., geborne L ,
Bracht ihm zu ein wenig Geld.
Jährlich rund 8000 Mar!
Haben 9t. N.'s zu verzehren.
Lieber Gott, viel ist cS nicht,
Wenn mit Kindern >,e gelegne!
Sind und gern ivas Gutes trinken,
Wie ich es von ihnen hoffe.
Und nach diesen Leute» soll ich
Richten mich, die ihre Namen
Mir nicht voll zu nennen ivagcn?
9tei», gefährlich scheint mir das:
Fort damit in den Papicrkorb!
(Sitzt eine Weile sinnend da.)
Hab eigentlich Einkommen ich,
Das steuerpflichtig, oder »ich?
Hab' ich ivas liegen im Depot,
Ein Grundveruiögc» irgendlvo?
Erwerb' ich Ged mit meiner Hand?
Bin ich — weh mir! — ein Speculant?
Schaff' ich durch Handel mir Gewinn?
Reicht Bergbau, mich zu nähren, hin?
Ferner noch zu erwägen bliebe,
Wie cs steht mit dem Nebenbetriebe?
Ist Kartcnipicl ein Nebcnbclrieb?
Ties zu erfahre», wäre mir lieb.
Mich zu hoch ;u schätzen, wäre
Falscher Stolz. DeS Staates Kassen
?lnzuft!llen, diese Ehre
Möcht' ich lieber andern lassen.
Wenn ich mich zu niedrig schätze,
Was ja eher könnt' geschehen,
Tressen mich die Strasgejetzc.
Also, ?lchtniig! Vorgesehen!
Mir ivird von alledem so dumm,
9lls ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum.
Indessen muß etwas geschehn,
Und da nichts nützt einsames Kopfzerbrechen
So will ich jetzt zum Schoppen gehn,
Die Sache mit den Freunden zu besprechen.
(Thut eS.)
praktische Duldsamkeit.
Bei der ..Bogischcn Zeitung" inuß der zeichnende Redacteur alle-
mal dem christlichen Glauben angehören, dem schreibenden dagegen ist cs
gestattet, ein Jude zu sein.
Dasür kann der schreibende Redaetenr bei diesem Blatt wegen Un-
sähigkeit entlassen werden; be, dem zeichnenden ist das offenbar nicht
der Fall.
In Canada hat der Minister Mcreier entlaßen werden müssen, weil
er die Unterschlagung von Slaatsgeldern In allzu großem Umfange und mit
zu wenig Vorsicht betrieben hatte.
In den Vereinigten Staaten, deren Bewohner schon lange begehrliche
Blicke aus das Nachbarland iverfe», hat die?lusdeckung dieser bedenklichen
Verhältnisse lauten Jubel erregt. Man sieht es jetzt als bewiesen an, daß
Canada völlig reis für den Eintritt in die Union ist.
Das Neuste.
Bürgermeister Spiritus ans Bonn soll in das Herrrenhaus kommen.
Welche Nencrnng!
Wie jetzt bekannt wird, hat der General Galliset das Manöver bei
Coloinbch vom Fesselballon aus geleitet. Die Klagen über die mangelhaslc
sranzösische Discipliii iverdcn allerdings hierdurch erklärlich, da die Truppen
in diesem Falle ihren Besehlshaber an der Strippe gehabt haben.
Aus Teheran Ivird gemeldet, daß Exkönig Milan Ches der persischen
Cavallerie werden ivill. Er liebt den Wechsel; warum soll er es nicht ein-
mal mit der Reiterei in Persien versuchen?
In Sumpf und Schlamm nicht fühl?' uns fein £te& und mit
alltäglichem Jammer
Nicht quäle es »ns, sondern mach' uns frei von des
Alltags Isessel unö Klammer.
Mach' bald, o kommludkL Jahr, uns frei
Van der polizeilichen Schererei,
Von den Dunkelmännern der Clerife»,
Von der Mackerer und der Pfafferei
Und von mancherlei noch, was schließt mit ei
Aott' aus der Philister verkomiunes Geschlecht,
Das den Geist mißachtet unö lirünlit das Aecht,
Zffeigherzig und schlecht.
Nnd Verderben bereite dem Mammonskiiecht,
Der schuftigen Sinns
Als Gott nur verehrt den Gott des Gewinns
Nnd nur zählt den Jins.
Noll' aus, was ehrlos ist und gemein,
Was gut ist unö edel, das Iah gedeihnl
O kommendes Jahr, so führe dich ein,
Mit Jubel begrüßt unö mit funkelndem Wein,
Erschein, erschein,
Aiisührend gesegneter Jahre Keihn
Jum fröhlichen Schluß des Jahrhunderts.
Kladderadatsch.
-ST3 „per lange Brief“„Wie schätze ich mich ein"? «Z-
L i ii K i l ö n u L dem häuslichen L e ü e n.
Der HauSvater fipl am Morgen im Eorgenfluhl. Es klingelt Ricke
ins Znnincr und bring! einen Brief von ungewöhnlich langem Format.
ES schellt. Was kan» daS sein?
Ei» langer Brief Ist's wie ich seh'.
In langen Briefen sicht nicht oft,
Was man von Herzen ivünscht
nnd hasst.
einen längeren Brief als den
Hab ich mein Lebtag nicht geschn.
(Er erbricht den Brief.)
t cs schon — das Formular
Zur Einschätzung siirS nächste Jahr!
Die Anweisung daneben liegt —
Acht Folioseiten, das genügt.
'Auch ein Muster liegt daneben,
Zeigend, wie ei» AmtsgerlchtSrath
9t. 9t., der im Orte M. wohnt,
Zu der Steuer sich veranlagt.
Seine Frau, die hier bezeichnet
Ist als 91., geborne L ,
Bracht ihm zu ein wenig Geld.
Jährlich rund 8000 Mar!
Haben 9t. N.'s zu verzehren.
Lieber Gott, viel ist cS nicht,
Wenn mit Kindern >,e gelegne!
Sind und gern ivas Gutes trinken,
Wie ich es von ihnen hoffe.
Und nach diesen Leute» soll ich
Richten mich, die ihre Namen
Mir nicht voll zu nennen ivagcn?
9tei», gefährlich scheint mir das:
Fort damit in den Papicrkorb!
(Sitzt eine Weile sinnend da.)
Hab eigentlich Einkommen ich,
Das steuerpflichtig, oder »ich?
Hab' ich ivas liegen im Depot,
Ein Grundveruiögc» irgendlvo?
Erwerb' ich Ged mit meiner Hand?
Bin ich — weh mir! — ein Speculant?
Schaff' ich durch Handel mir Gewinn?
Reicht Bergbau, mich zu nähren, hin?
Ferner noch zu erwägen bliebe,
Wie cs steht mit dem Nebenbetriebe?
Ist Kartcnipicl ein Nebcnbclrieb?
Ties zu erfahre», wäre mir lieb.
Mich zu hoch ;u schätzen, wäre
Falscher Stolz. DeS Staates Kassen
?lnzuft!llen, diese Ehre
Möcht' ich lieber andern lassen.
Wenn ich mich zu niedrig schätze,
Was ja eher könnt' geschehen,
Tressen mich die Strasgejetzc.
Also, ?lchtniig! Vorgesehen!
Mir ivird von alledem so dumm,
9lls ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum.
Indessen muß etwas geschehn,
Und da nichts nützt einsames Kopfzerbrechen
So will ich jetzt zum Schoppen gehn,
Die Sache mit den Freunden zu besprechen.
(Thut eS.)
praktische Duldsamkeit.
Bei der ..Bogischcn Zeitung" inuß der zeichnende Redacteur alle-
mal dem christlichen Glauben angehören, dem schreibenden dagegen ist cs
gestattet, ein Jude zu sein.
Dasür kann der schreibende Redaetenr bei diesem Blatt wegen Un-
sähigkeit entlassen werden; be, dem zeichnenden ist das offenbar nicht
der Fall.
In Canada hat der Minister Mcreier entlaßen werden müssen, weil
er die Unterschlagung von Slaatsgeldern In allzu großem Umfange und mit
zu wenig Vorsicht betrieben hatte.
In den Vereinigten Staaten, deren Bewohner schon lange begehrliche
Blicke aus das Nachbarland iverfe», hat die?lusdeckung dieser bedenklichen
Verhältnisse lauten Jubel erregt. Man sieht es jetzt als bewiesen an, daß
Canada völlig reis für den Eintritt in die Union ist.
Das Neuste.
Bürgermeister Spiritus ans Bonn soll in das Herrrenhaus kommen.
Welche Nencrnng!
Wie jetzt bekannt wird, hat der General Galliset das Manöver bei
Coloinbch vom Fesselballon aus geleitet. Die Klagen über die mangelhaslc
sranzösische Discipliii iverdcn allerdings hierdurch erklärlich, da die Truppen
in diesem Falle ihren Besehlshaber an der Strippe gehabt haben.
Aus Teheran Ivird gemeldet, daß Exkönig Milan Ches der persischen
Cavallerie werden ivill. Er liebt den Wechsel; warum soll er es nicht ein-
mal mit der Reiterei in Persien versuchen?