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iricfhoftcn. ÄSKS

Berlin. F. R.: Die „Vossische Zeitung"
vom 7. August schreibt: „Lr-Hung - Tschang
ist kein Mandschu, wie der Sfaifet, dem er dient,
er ist im Jahre 1823 geboren. Im Jahre 1830
focht er während des Taipung-Aufstandes Schulter
an Schulter mit dem Engländer General Gordon."
Dann muß General Gordon von ungewöhnlich
kleiner Figur gewesen sein. — G. P.: In der
„Charlottenburger Zeitung" (Nr. 211) wird
bekannt gemacht: „Suche sofort eine Frau, die
unentgeltlich wohnen und essen kann. Augs-
burger Straße 96, Portier." Da werden sich
viele melden, denn die Anforderungen sind nicht
allzu schwer zu erfüllen. — G. D.: Im
„Vorwärts" (Skr. 182) erklärt A. Bittner:
„Bin am Montag, den 30. Juli, in Sachen dcS
Boykotts kontrollirt worden durch Schctz (Vcr-
trauenSpcrson). Durch unanständiges Betragen
verweigerte ich demselben die Kontrolle, wiewohl
ich niemals aus anderen Gründen dieselbe ver-
weigern würde." Hätte Bittner nicht einen
triftigeren Grund finden können?

Bützow. R. K.: Im „Bützowcr Anzeiger"
(Nr. 182) wird bekannt gemacht: „Zu ver-
kaufen sind: 1 Schneidergeselle von Fried.
Fick-Lndwigslust, 1 Müllcrgescllc von Heinr.
Stier-Eldena, I Tischlcrgcscllc von I. Schüne-
mann-Laage, 1 Windmüllergcscllc von C. Ohff-
Sophicnholz, 1 Windmüllcr von Heinr. Detl-
inann-Petcrsdorf, > Schmicdcgcselle von Carl
Voß-Tcschow, 1 Müllergeselle von Gustav Döll-
Grcscnhorst." So offen dürste selbst in Mecklen-
burg der Menschenhandel eigentlich nicht betrieben

Capri, vr. R: Nicht verwendbar.

Cassel, vr. B.: Mit Dank abgclchnt.

Clbcrfeld. K. O.: Im „General-Anzeiger
für Elberfeld-Barmen" wird bekannt gemacht:
„Alle Sorten Jauchesässer und Weinfäßchcn
zum Einmachen billig zu kaufen. Elberfeld,
Auerslraße 89." Die meisten Hausfrauen werden
die Weinfäßchcn vorziehen.

Erlangen. E. M.:

Im „Erlanger Tage-

lederncs Portemonnaie mitInhalt wurde'
der Friedrichstraße zur neuen Kaserne verloren.
Ein armer Soldat bittet den ehrlichen Finder
gegen Belohnung in der Exped. abzugeben."
Wenn der Finder wirklich ehrlich ist, wird er doch
von selbst kommen.

Erfurt. G. G.: Die „Zeitschrift des Leip-
ziger Mcßvcrbanbcs" (Heft 7) bringt folgende Be-
richtigung: „In der letzten Nummer ist in der
Notiz über chic Verschiebung der ursprünglich für
das Jahr 1895 geplanten Industrie- und Ge-
werbe-Ausstellung in Leipzig auf das Jahr 1897
bedauerlicherweise ein sinnstörcndcr Druckfehler
unterlaufen. Statt,Lm Juli dieses Jahres" muß
es heißen: „Im Juli des Jahres 1497." Man
sicht doch den guten Willen.

Frankfurt a. M. R. B.: Der „Frankfurter
Zeitung" (Nr. 217) wird aus Wiesbaden
geschrieben: „Dem Frcmdenznstrom entsprechend
sind Mittags und Abends die Promenaden von
eleganteni Publicum dicht gefüllt. Man sicht auch
manche Modeneuheitcn. Das Neuste ist, daß
Danien, welche auf Chic Anspruch machen, hinten
etwas BlankcL haben müssen." Die Mode sorgt
eben immer für Abwechslung.

Gotha, vr. H.: Für weitere Kreise ohne
Interesse. — H. E.: Die „Gothaische Zeitung"
druckt-einen Prolog ab, mit dem eine Gala-
vorstellung im Badethcatcr zu Friedrichroda er-
öffnet worden ist. Die Schlußverse lauten:

„D-S Slütto Sott, btt Nibrlung!» Silbe,
bctncS cblfii ötrjcii» »»nicht wahr.

fcss Si&i* •s.ssLKisi


Der Dichter muß in tödlicher Verlegenheit
um einen Reim auf „lebe" gewesen sein.

Göttingen. M.: Im „Göttinger Anzeiger"
(Skr. 3630) liest man: „Das „Bayerland", eine
der Geschichte Bayerns und der Kenntniß von
Land und Leuten gewidmete, trefflich redigirte
illustrirtc Wochenschrift, erzählt in der neuesten
Nummer, daß ein noch viel schlimmerer Wirbel-
sturin, als der jüngst über einen Theil Obcr-
bayerns gegangene, am 12. Mai 1852 einen
anderen Theil Oberboyen,s verheerend heimgesucht
hat. Die Folge war nicht, daß Hülfscomitöcs
gebildet wurden, sondern 44 Weiber und 3 Männer
wurden unter der Anklage verbrannt, daß sie
durch Zaubermittel daS Unwetter bei einem

Hexenrendezvous gemacht hätten." Daß noch in
der Mitte dieses Jahrhunderts solche Scheuß-
lichkeiten in Bayern vorgckommen sind, ist
etwas stark.

Hannover. G. D.: Als irrthünilich be-
zeichnet die „Hannoversche Post" ,Nr. 186) die
Mitthcilungen, „daß Inhaber russicher Pässe
gcnöthigt worden seien, ihren Eintritt in Deutsch-
land mit 75 Kopeke» Visagcgcbühr zu bezahlen."
Eine solche Abgabe hätte manches für sich, da
aus Rußland viele unerfreuliche Physiognomien
hcrüberkommen. Allerdings wären 75 Kopeken

Hermes keil. A.F.: Die „Hochwald-Zeitung"
(Nr. 64) berichtet: „Vom Hochwalde. Anfang
voriger Woche befand sich der Königliche
RegierungS- und Forstrath Herr v. Bentheim
in den Waldungen der Königlichen Obciförsterei
Osburg, um der Pürsche obznliegcn, hierbei hatte
der hohe Herr das Glück einen starken Keiler von
125 Pfund zu erlegen." Nächstens werden
Schutzleute und Nachtwächter als „hohe Herren"
angesprochen werden.

Kahla. O. H.: Sehr hart urtheilt daS
„Kahlaer Tageblatt" (Nr. 184) über den Fürsten
Ferdinand und seine Gemahlin. Es schreibt:
„Fürst und Fürstin Ferdinand haben sich bisher
ein einziges Verdienst um Bulgarien erworben:
sie haben dem Lande einen Thronerben geschenkt.
Aber schließlich ist dies keine gerade übermensch-
liche Leistung, ctwaS, das, genau betrachtet, nicht
die Spur eines Verdienstes, vielmehr ein Privat-
vergnügen ist."

Köln. E. M.: In einem Leitartikel über
die Todesstrafe sagt die „Westdeutsche Allgemeine
Zeitung" (Nr. 195): „Was ist gegenüber dem
schlimmsten gemeinen Mörder, der eine andere
Person als die betreffende, die im Besitz von
etwas Habe ist, bestimmt nicht gemordet haben
würde, gegenüber denen, welche morden, gleichviel
wen?, wo? wann?" So wählerisch ist doch
der gemeine Raubmörder nicht. Er legt nur
Gewicht auf die „Habe", die Person ist ihm
ziemlich gleichgiltig.

Leipzig. W. I.: Das „Leipziger Tageblatt"
vom 13. August schreibt: „Am 25. August feiert
Johann Gottfried von Herder, der Verfasser
der ,Zdcen zur Phllosophie der Geschichte der
Menschheit", der „Kritischen Wälder" und der
poetische Bearbeiter des „Cid" seinen 150jährigen
Geburtstag." Hoffentlich ist der alte Herr noch
frisch und rüstig. — v. F.: Das „Leipziger'
Tageblatt" «Nr. 408) sagt von dem Professor
Grafen Baudissin: „Er rchabiliiirtc sich!874
in Leipzig." Was hat er denn vorher begangen?

München. B. K.: Die „Münchener Ralsch-
Kathl" (Nr. 62) schreibt: „Isis» est cacta1, und
nun kann er losgchcn, der Kampf ums Dasein."
Kathl. ist nicht ganz sicher im Latein, das ist
aber bei einer Dame zu entschuldigen.

Münster. I. G : Im „Münsterischcn
Anzeiger" (Nr. 209) ladet der Vorstand der
Bruderschaft Maria-Kevelaer zur Bethciligung
an einer mittelst Extrazuges zu unternehmenden
Wallfahrt nach Kevelaer mit dem Bemerken ein:
„Der erste Theil des Zuges wird von den
Frauen undJungfrauen, der zweite von den
Männern und Jünglingen besetzt, so daß in
den Wagen die Geschlechter getrennt bleiben."
Bei einer Wallfahrt sollte diese Vorsichtsmaßregel
eigentlich nicht nöthig sein.

Neustadt i. Holstein. H. L.: Im „Neu-
städter Wochenblatt" empfiehlt Joh. Grcwe
„Schwarzbrot von neuem Roggen." Wird
in Neustadt auch Weißbrot aus Roggen hcrgcstclll?

Norden. O. F: Bei der allgemeinen Stil-
verlottcrnng unserer Zeit thut cs wohl, wenigstens
hier und da noch einer gewählten AusdrnckSwcise
zu begegnen. So schreibt der „Ostsricsischc
Courier" «Nr. 89): „Unter de», Acquawr und
zwar in vorzüglich heiße» Gegenden gibt cs
nicht wenige Arten von Eulen, die thcils durch
Größe, thcils durch lebhafte Färbung als durch-
aus »ich: unvollkommene sich zu erkennen geben."
Auch der Schweincmeistcr H. Heise zu Alt-
Wallmodcn weiß sich zierlich auszudrücken In
den „Münchner Neuesten Nachrichten" dank! er
Herrn Schäfer in Braunschweig für die Ver-
ordnung eine« wirksamen Mittels gegen Drüseu-
krankheil und schließt: „Indem ich nun nicht
versäume,.Ihne» hiermit meinen wärmsten Daiik
auszusprcchen, werde ich auch keine Gelegenheit vor-
übcrgchen lassen, um Sie nicht empfohlen zu haben."

Penzig. A.: In den „Görlitzer Nachrichten
und Anzeiger" findet sich folgendes Inserat:
„Frau Baronin v. K. sucht eine treue saubere
Köchin, die nur einfach kochen kan», da mein
Mann schwerkrauk ist und meist liegt. Ebenso
suche ich ein Stubenmädchen, das mein acht-
jähriges Kind übernimmt und in allem voll-
ständig sein muß Ein solches erhält, wenn cs
so ist, 50 Thaler jährlich. Wäsche ist keine im
Hause." Sollte sich nicht doch die Anschaffung
von etwas Wäsche empfehlen?

August folgendes Telegramm an den Groß-
herzog Friedrich abgesandt: „Huldvollst lasse»
die Mitglieder des Kricgcrvereins Pforzheim
heute am Tage der Fahnenweihe Euer Kgl. Hoheit
der deutschen Treue und Vaterlandsliebe ver-
sichern." Begreiflicher Weise hat, wie das Blatt
weiter berichtet, der Großherzog sich über die
huldvolle Gesinnung des Vereins sehr gefreut.

Potsdam. R.: An Neuheiten erhielten wir:
„Bayreuth 1894. Praktisches Handbuch für
Festspielbcsucher." Herausgegeben von Con-
stankin Wilds Verlag, Leipzig und Baden-
Baden. — „Humor im Dcutichcii Reichs-
tage. Aus vcn amtlichen stenographischen Be-
richten 1871—1893 znsammengcstcllt von I.
Szafranski." Zweite durchgcsrhene Auflage.
Berlin, Verlag von Hermann Walther. —
„Volksbote. Ein gemeinnütziger Volks-Kalender
mit das Jahr 1895." Oldenburg und Leipzig,
SchulzescheHofbuch Handlung.—„Friedrich
Albert Lange. Eine Lebensbeschreibung von
O. St. Ellijsc». Wohlfeile Ausgabe." Leipzig,
Verlag von Julius Baedeker. - „Unser
Vogtland. Monatsschrift für Landsleute in
der Heimat und Fremde, hcransgcgeben von
Gottfried Dochter." Leipzig, Verlag der
Roßberg'schen Hofbuchhandlung.

O.ucrfurt. N.: Der Kritiker der „Halleschcn
Zeitung" (Skr. 3o7) sagt in dem Bericht übereine
Aufführung des „Nathan": „Bedauernswcrth
war bei Herrn Klein die Beherrschung der
Technik, der meisterhafte Vortrag, der in der
Wiedergabe der Fabel von den drei Riiizm
seinen Culminationspunlt fand." Der Kritiker
kann offenbar Herrn Klei» nicht leiden.

Rostock. Tr.: Im Beiblatt des „Rostocker
Anzeigers" «Nr. 182, finde! sich folgende Annonce:
„15 schöne, gefräßige Faselschwcinc stehen in
Molkerei Klockenhagen zum Verkauf." WaS ist
daran verwunderlich? Die Gefräßigkeit ist bei
Schweinen eine Tugend und verträgt sich sehr
wohl' mit der Schönheit.

Schwerin i. M. G.: In-der „Mecklen-
burgischen Zeitung" (Nr. 369) wird angczeigt:
„In Tieplitz bei Tarnow hat der Verkauf der
oslfricsischen Milch-Schafböcke begonnen. Preis
50 M." Ein altes Lied wundert sich, daß der
Bock, der doch allzeit Gras frißt, nicht milchen
will. ' Anscheinend ist cs endlich den Viehzüchtem
geglückt, deni Bock das Milchen beizubringen.

St. Galle». G. II.: Das „Tagcblait der
Stadt St. . Gallen" «Nr. 186) schreibt: „Der
gestrige Abend brachte uns circa 71/» Uhr starken
Regen. mit einem Gewitter von ziemlich eigen-
artigem Verlauf: ein nicht sehr bedeutender Blitz
und Schlag am Anfang, ein gleicher am Schlüße
— so ziemlich in der Mitte eine elektrische Ent-
ladung von' außerordentlicher Stärke mit einem
wahrhaft sormidabeln himmlischen Geknatter, das
Alte und Junge, Große und Kleine nicht übel aus •
argloser Ruhe anfjchreckte." Der Himmel wird
sich über diese Anerkennung freuen. Ucbrigcns
scheint man in Ihrer Stadt sehr früh zu Bett zu

Stuttgart. A. F.: Die „HcilbronnerZeitung"
(Nr. 181) meldet: „Tübingen, 4.'Augnstt) Wie
die Tüb. Kr. hört sind die Sammlungen der
automatischen Anstalt vdn jetzt ab dem Publicum
nicht mehr zugänglich." Gerade solchcSammlungcn
haben doch ii»r iür das große Publicum Wcrlh.

Zürich. H. S.: Das »Thurgaucc Tagblatt
(Nr. 183, schreibt: „Wiederum hat einer der
großen Strategen aus dem dculsch-sranzösischc»
Kriege, Geitcralseldmarschall Graf v. Blumen-
thal, nicht seine 'Augen geschlossen, wohl aber
in voller körperlicher und geistiger Frische seinen
Geburtstag, den fünfundachtzigstcn, gefeiert.
Offenbar hält das Blatt diese Albernheit sur
geistreich.

0. Red. t.W. Polftorff. - Btraitim. für bm Jn!-Thtll! ß. ». Mongolin. - Btt»

B, Sofmcnn 4 Comp., Ltlpggtrstr. 1851. — Drink Bon tztmptl 4 «Sc
 
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