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L]£

Wcrrrteuffel scrß dcrkei in Muh'

And Lachte: „Kr.- vebe nur immer zu!

Wich bringt das nicht in Zorn und Grimm,
Ich Habe wohl Sitz, doch keine Stimm'.

Was auch der nervenstarke Wann

Kier vorbringt, es geht mich gar nichts an,

Zch fühle mich nicht davon berührt,

Ich werde ja nur & la suite geführt
Wei den Kerren vom fröhlichen Konritä,
Juchhe!"

Wald treten als Zeugen wir vors Gericht,
Wefangen zeigen wir uns nicht.

Wie sollten wir auch befangen fein.

Da unser Gewissen doch völlig rein!

Stramm treten wir vor: „Kerr 'Präsident,

Mormalvcstimmungen über Unfallverhütung
in der Land- und AorstwirtWaft.

1. Der auf dm Höfe» lagernde Dung ist von Bakterien zu befreien.
Allwöchentlich sind Proben an da? ReichSgcsundhcitsamt einzusenden.

2. Bei den üblichen Coininersen der Forstarbcitcr hat der Gutsherr
den Borsitz zu übemchmcn und für die Lieferung fuselsreier Getränke
Sorge zu tragen.

3. Hofhunde dürfen nur in vergitterten Hüttm gehalten werden.

4. Um Unglücksfälle beim Ueberfteigcn von Zäunen zu verhüten, find
sowohl außerhalb wie innerhalb des umfriedeten Raumes Leitern aus-
zustelleu.

5. Die Spitzen der Mistgabeln müssen mit Kugeln versehen sein.

6. Häckselmaschinen dürfen nur im Beisein des Krcisphysicus und
zweier Gemcindeältestcn in Benutzung gcnoinmen werden.

7. Sense», Sicheln, Aexte und Messer sind im Spritzenhaus auf-
zubewahren und in geschlossenen Behältnissen zur Arbeitsstelle zu lrans-
portiren.

8. Das Abpflücken des Obstes hat mit Hilfe der Feuerwehr zu ge-
schehen, die dafür nach dem ortsüblichen Tarif zu bezahlen ist.

9. Beim Dreschen sind die Flegel mit Futteralen zu versehen, die mit
Watte gefüttert sein müsse».

Seltene Wintervögel.

1. Der KreuzzeitungSschnabei, avis crucifera, auch „Vogel Hämmer-
st ein" genannt, eine Gcierart. Sein Gefieder ist grauschwarz, sein Schnabel
stark gekrümmt. Er ist eiti gar gefährlicher Bursche, der de» kleineren
Vögeln, zumal den Finken, nach dem Leben trachtet. Er ist unersättlich
und stiehlt ärger als ein Nabe. Sein Ruf lautet: „Flora! Flora!" Zuweilen
pfeift er leise die Melodie: „Ich Hab' mein Sach' auf nichts gestellt".

2. Der Volksdonipfaff, avis pfiffica, vom gemeinen Manne auch
„Schlauberger" genannt, vcrtvandl mit dem Raben. Sein Gefieder ist grau,
fein Schnabel erinnert an den der Löffclgans. Sein Fleisch ist giftig; er
ist deshalb ebenso ungenießbar wie der Kreuzzeitungsschnabel, dessen Gesell-
schaft er liebt. Er ist ein ebenso frecher wie falscher Geselle, dem inan
niemals trauen darf. Dem.Hause, in dem er nistet, bringt er Hader und
allerlei Unglück.

3. Der Feldhahn, gallns agrarius, ist eigentlich ein Huhn; denn er
legt Eier, die aber sehr schnell faulen. So viel und so laut er kräht, ist
er doch ungefährlich. Sein Gefieder schillert ins Grünliche, sein Kamm ist
klein und von blaßblaner Färbung, den Sporn vermißt man an dem Feld-
hahn. Er läßt sich sehr leicht zähmen und gewöhnt sich sehr bald barn»,
aus der Hand zu fressen.

4. Die Landente, anas alb'ina orientalis, auch „Landerpcl" genannt,
ist verwandt mit der Wildente, aber gieriger als diese. Sic zählt zum
großen Geschlecht- der Spaßvögel und neckt mit ihrem Rufe „Mehr Moo«!
Mehr Moos!" alle Thoren, die es unter Bauern und Handwerkern gibt. '
Sie versteht cs, sehr traurig drcinzuschauen, als ob sie sagen ivolltc: „Nehmt's !
nicht übel, daß ich auf der Welt bin". Ihr Aussehen täuscht aber. Sic
nährt fich am liebsten von Muschelthiercn, trinkt aber zu ihrer Kost niemals
Wasser. Sie neigt zur Fettleibigkeit.

Wir sind's, die im gcrnzen Lund man kennt;
Sind Kavaliere gar frisch und flott
Hlnö pfeifen auf der Philister Spott.

Wir sind das fröhliche Komitö,

Juchhe!"

Der Präsident drauf: „Mitte sehr,

Es ist mir eine große Khr'.

Kcrb' mich schon lange darauf gefreut.
Kennen zu lernen so nette Leut'.

Wir sehen leider nur selteir hier
Wal einen richtigen Kavalier.

Kin Kavalier, auch ich seh' es ein»

Kann niemals ein Mhilister sein.
Willkommen, du fröhliches Konnte,

Juchhe!" Kladderadatsch.

Für die Jubelfeier im Berliner Schloß sind, ivie nachträglich bekannt
tvird, 150 Personen als Hilsslakaicn in Dienst genommen worden. Ein
jeder hat für den Tag 9 Mark erhalten, sodaß der Kasse des Hofmarschall-
amts durch diese Verstärkung des Aufwartepersonals 2500 Mark Kosten
entstanden sind.

Mindestens die Hälfte dieser Summe wäre zu ersparen gewesen, wenn
man Frcilvillige aus den Reihen der officiöscn Preßmenschen genommen
hätte. Rach Ausscheidung der X-Bcine und Plattfüße wäre immcr noch
eine nette Anzahl von stattlichen Leuten übrig geblieben. Diese wären aus
Kosten ihrer Prinzipale schnell im eleganten Scrviren ausgebildet worden
und hätten dann die Aufwartung im Schloß ebenso gut besorgt wie die
anderen Lakaicndicnste, an die sic gewöhnt sind. Dann hätte auch die
Tagespresse sich nicht darüber beschtveren könilen, daß sie am 18. und
19. Januar im Schlosse nicht vertreten gewesen ist.

Ferdinand soll im Vatica» versucht haben, dem Kirchenbann vorzu-
bcugcn, mit dem er beim Ucbertritt von Boris bedroht ist. Wenn ihm
nur nicht die Puste ausgehtI

Die „Volkszeitung" schrieb vor kurzem: „Die Herren Friedrich Hanse
und Fürst Bismarck veröffentlichen Danksagungen für die zahlreichen ihnen
aus Anlaß der Jubelfeier voni 15., rcsp. 18. Januar zugcgangcncn Be-
grüßungen."

Das ist nicht schön. Bismarck macht cs nichts auS, mit Friedrich
Haa>e zusammen genannt zu werden, er bleibt darum, was er ist. Dagegen
muß es Friedrich Haasc aber wie Hohn klingen, wenn er mit dem
Gründer deS deutschen Reiches zusammen genannt wird. Was hat der
verdienstvolle Schauspieler der Berliner „Volkszcilung" zu Leide gethan?

Lieber College!

Mit Bedauern habe ich gehört, daß Sic eine ganze Stunde lang ohne
Ucbcrrock in einem kalten Zimmer habe» warten müssen, bis Ihnen der
Sultan Audienz ertheilte. Kein Wunder, lvcnn Sic.jetzt verschnupft sind.
Ich würde Ihnen gerne meinen bewährten Paletot zur Verfügung stellen,
wenn er mir nicht bei meincni letzten Domicilwechscl abhanden gekommen wäre.
Orcus, Asphodcloswicsc Nr. 8, im Januar 1896.

Ihr

JUesanöer Mensckilroff,

den Herrn englischen Botschafter
in Constantinopel.
 
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