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Schultze. Sage mal, wer is eijentlich Hahnkc?

Müller. I,' so'ne Art Militär-Luc anus. So'n Prophet ins Wetter-
häuschen for die höheren Chargen.

Schultze. Ach so, ick verstehe: sobald er äußern, Häuschen is, ver-
schwindet eener auf die Jcjenseitc. Und wat is 'ne jehcimc Ncbenrejierung,
wovon die „Freisinnige" schreibt?

Müller. Del is doch klar: eene, die daneben rejiert.

Schultze. IS et wahr, deß se Bcrlcpschen zur Strecke jebracht haben?

Müller. Ick weeß nich. Jagd is ja jewesen, aber den Strecken-
rapport habe ick noch nich zu Jesichte gekriegt.

Schultze. Donnerwetter! 21000 Mark hat Eulenburgs Umzug
nach Wien jckostet. Det iS happig.

Müller. Na, reje dir man nich uf! Det iS janz jut, deß wir nu
wissen, wie bitte er Werth is.

Schultze. Woso denn?

Müller. Schafskopp! Hat ihn die Rejierung nich sor 21000 Mark

Schultze. Nee, diese Aufrejung in die höchsten RejierungSkreise!
AllenS scheint ja drunter und drüber zu jehn.

Müller. Na, jetzt urtheilcn se schonst nüchterner.

Schultze. Natirlich, nu, wo se ihren Spitz loSjewordcn sind.

Müller. Und die Reibungen haben ooch ufjehört?

Schultze. Na ja, bei btt Bitte Reiben iis ja der Fleck ranSjegangen.

Müller. Der iS sich in sein janzes Leben wahrscheinlich nie so
jerieben vorjekommcn wie jetzt.

?0» ßof.

„Der Portier ist schulb'daran", sagte Jette zu Ricke. „Er paßt nicht
genug aus."

„Er sieht schon jeden", sagte Ricke, „aber ordentliche Leute werden
zurückgcwiesen, und wenn einer kommt, der nichts taugt, dem steht das
Haus offen. Keinen armen Leierkastcmnann läßt er auf den Hof, aber
wenn Ohrenbläser kommen, die läßt er passiren und macht ihnen noch einen
Bückling. So hält et'S mit den Musikanten und so mit andern. Als
neulich die alte Frau Wahrheit kam, um unsern Herrn zu sprechen —
sie sah allerdings sehr mitg-nominen und gar nicht sein aus — wie ist er
mit der abgefahren!"

„Das Schlimmste aber", bemerkte Jette, „ist cs doch, daß die kleine
Eamarilla hier frei aus und cingcht. Meinst du nicht auch?"

„O dieses greuliche Frauenzimmer!" erwiderte Riekc. „Ich traute ihr
gleich nicht über den Weg. und nun sieht man ja, wohin es durch sie
gekommen ist. Alles ist in Verwirrung gebracht, keiner weiß mehr, wer
Koch und wer Kellner ist. Mädchen ist gegen Mädchen und Herrschaft gegen
Herrschast. Wenn das so weiter geht, kommt cs zuletzt zu einer Kata —

„Katharine," ergänzte Jette.

„Nee", sagte Ricke, „cs ist was mit o. Schadet nicht's, ich meine
einen Zustand, wo alles bei cntzwcigeht. Das gibt dann einen Krach wie
neulich, als ich mit dem ganzen Kaffeeservice —"

„Pst!" unterbrach sie Jette, „da kommt sie eben. Sieh mal blos dies
greuliche Postür! Geschminkt hat sie sich, salschc Haare hat sie und falsche
Zähne und alles falsch von unten bis oben und inwendig erst recht. Daß
einer nicht merkt, wie ihr die Spitzbüberei aus dem Gesicht sieht! Komm,
Ricke, wir wollen sie von oben beobachten."

Und beide stoben die Hintertreppe hinauf.

f om Ylocksöerg.

Die Walpurgisnachtfeier fiel diesmal besonders glänzend aus. Die
Hauptnummer des Programms bildete eine theatralische Aufführung. Man
gab ein Stück „Die Ceremonicnmeister", das rauschenden Beifall fand.
Darauf folgte daS beliebte Gabel- und Besenreiten.

Ifür das £>u«rr.

DaS „Militär-Wochenblatt" tritt entschieden für daS Duell ein als
für eine nothwcndige organische Einrichtung des Heeres und eines der
Erziehungsmittel für das deutsche Officicrcorps. Das Blatt sucht nach-
zuweiscn, daß die Bibel durchaus nicht den Zweikampf verbietet.

Spielt das Duell wirklich eine so wichtige Rolle bei der Erziehung
des Osficiers, so muß mehr für seine Pflege und Verallgemeinerung ge-
schehen. Vor allem müssen für die jüngeren Herren BestimmungS-Duelle
eingcführt werden, wie die Corps unserer Hochschulen ja ihre Bestimmungs-
Mcnsurcn haben. Diese Duelle sollen natürlich nur zur Uebung
dienen und brauchen deshalb das kameradschaftliche Zusammenleben der
Osficicre durchaus nicht zu stören oder eine Verschlechterung des TonS
hcrbeizuführen. Die Lücken, die durch diese ritterlichen Hebungen gerissen
werden, kommen dem Avancement zu gut

Wenn ferner die Bibel den Zweikunpf gestattet, so sollte auch der
Militär-Pfarrer bei den Duellen eine Rolle spielen. Nach jedem Kugel-
wechsel muß er einige anscucrnde Worte an die Paukanten richten. Stoch
besser überläßt mau ihm das Commando, sodaß er seine Ansprache mit
den Worten schließen kann: „Und so denn in Gottes Name» eins —
zwei — drei!"

Natürlich darf das Duell, das für die Erziehung des Officicrs un-
entbehrlich ist, nicht bestraft werden. Schon in seiner nächsten Stummer
wird das „Militär-Wochenblatt" energisch für die Aufhebung der jetzt
geltenden Bestimmungen das Wort ergreifen.

Denkwürdige Aussprüche großer Männer.

Die Börse hat keinen bessern Freund im hohen Hause als mich.

Graf Kanitz
in der Reichstagssitzung vom 29. April 1896.

Auch ich habe mein ganzes Leben dem Studium der Börsen geiveiht.

Fra Diavolo.

Min Kälbcrwagen ist mit neuen Federn versehen worden.

August Reumann,

Fleischerineister und Mitglied des ThierschutzvercinS.

Solinger Stahl ist der beste.

Reindel, Scharfrichter.

Das Kaninchen ist der liebste Gespiele der Loa coustriotor.

Hermes vom Aquarium.

Ein festes Band muß den Neger mit unserer Cultur verbinden.

C. Peters,

Blutsbnider und Reisender in Seilerwaaren.

Bei Cigarren darf man ja dem Neger de» Preis sagen.

Derselbe.

An der Berliner Börse war vor kurzen! das Gerücht verbreitet, der
verstorbene Baron Hirsch habe der Stadt Berlin eine Milliarde Mark
vermacht, unter der Bedingung, daß ihm auf verschiedenen Plätzen Berlins
und der Vororte Berlins Standbilder von Erz (im Ganzen hundert,
ivovon die Hälfte Reiterstandbilder) errichtet würde. Der Berliner Magistrat,
hieß es, wolle die Erbschaft annehmcn in der Erwägung, daß Hirsch zwar
ein großer Räubcrhauptmann, aber doch stets zum Wohlthun geneigt und
edelmülhig gewesen sei, wie Karl Moor, für den man ja immer noch
schwärme.

Auf dieses Gerücht hin stiegen fast sämmtliche Kurse, um dann, als
cs durch Wiener Telegramme für unbegründet erklärt wurde, noch etwas
unter das frühere Niveau zu fallen.

Durch das Aufhören der Duelle würde mancher Arme, an dm bis jetzt
noch niemand gedacht zu haben scheint, um sein bischen Brot kommen. Ein
Freund unseres Blattes schreibt uns darüber:

„Nicht alle Kugeln, die in Duellen verschossen werden, treflen, von denen
aber,"die treffen, geht ein Theil durch die Duellanten hindurch. Die Fehl-
gänger sowohl >vic die Durchgänger bleiben schließlich in Bäumen stecken
oder fallen, wenn sic sich müde geflogen haben, zu Boden.

Viele arme Leute, besonders Frauen und Kinder, beschäftigen sich damit,
im Gruncwald solche Ducllkugcln aufzusuchen und in Körbchen zu sammeln.
Sie verkaufen sic dann an Trödler, und man sagt, daß sie für den Centner
ein ganz hübsches Sümmchen bekommen.

Dadurch tvird nianchc Thräne getrocknet, manche Unschuld erhalten,
manchem Großvater ein heiterer Lebensabend bereitet."

Eugene Mayer, der ehemalige Director der „Lanteme", ist au« Paris
verschwunden. Daß dieses Licht nicht mehr in der „Lanterne" leuchtet, ist
zwar bedauerlich, aber erklärlich: es ist gänzlich abgebrannt.

_ Hierzu zwei Beilagen.

nk a-«Slgl»g; -II u-«,q
 
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