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1885

Tie „Karolinen-ivrage" (eine andere, als
diejenige aus d. I. 1864!) hatte ein paar Atonate
lang Europa in (Zrregung verseht. Der Umstand,
daß im August 1885 eine der in der Südsee gelegenen
Karolinen, die Ansel Aap, oon dem Kommandanten
eineS deutschen Kanonenbootes (IltiS) besetzt wurde,
hatte die spanische Bevölkerung in Aufregung und
Wuth verseht. Währeud man die Inseln, auf denen
nur englische nnd deutsche s>nteresseu zu vertreteu
waren, bisher als herrenlos betrachten 'niußte,
machte Spanieii jetzt ältere Besitzrechte gelteud. Ta
Madrid in Aufruhr war und das Wappen am
deutschen Konsulat zertriimmert ivurde, erwachte
auch in der sranzösischen Nation die vosfiiiiiig eines

KriegeS gegen Deutschland, obwohl die sranzösische
Regieruug sich vorsichtig zurückhielt und eine ab-
wartende Haltung bewahrte. Fürst Bismarck be-
handelte die Sache sehr kühl, und da er den
Fall keineSwegs als eine Ehrensache sür Deutsch-
land betrachtete, so nahm er die Vermittelung
des Papstes an, dem die Rolle eines Schieds-
richterS überlassen wurde, und welcher sich, wie zu
erwarten war, zu Gunsten Spaniens aussprach. —
Die durch die Besonnenheit der deutschen Regierung
so friedlich beigelegte Streitsache hatte noch zur
Folge, daß deni Fürsten Bismarck vom Papste
Leo XIII. der Ehristusorden in Brillanten (der
höchste püpstliche Orden) verliehen wurde.

Papst §eo XIII. als Schiedsrichtee in dcr Uarolinenfrage
zwischen Deutschland und Spanien fällt ein wahrbaft Salomonisches
Urtheil über die Tbeiluug des Schmerzenskindes, so daß beide
parteien befriedigt ausrufen: Kchneiden 5ie zu!
 
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