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1888

1886.

m 6. ,>-ebruar kam im Reichstag der Gesetz-
entwurf über eine Anleihe für Zwecke
der Verwaltung des Reichsheeres zur
Annahme. BiSmarck hatte hierbei in einer seiner
großartigsten und inhaltvollsten Reden sich haupt-
sächlich über die Beziehungen zum Auslande ein-
gehend nnd ofsen geäußert. Auf die Kritik seines
Verhaltens in der bulgarischen Krisis bemerkte er:
Er würde verdient haben, wegen Landesverraths
vor ein Gericht gestellt zu werden, wenn er „solche

Dummheiten" unternommen hätte, wie die fort-
schrittliche und klerikale Presse sie ihm zugemuthet
habe. Gegen den Schluß dieser weltgeschichtlichen
Nede sprach er von den Drohungen der ausländischen
(französischen und russischen) Presse; das deutsche Volk
ließe sich aber nicht „durch eine gewisse bedrohliche
Gestaltnng der Druckerschwürze" einschüchtern: „Wir
Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der
Welt, und die Gottesfurcht ist es, die uns den
Frieden schon lieben und pflegen läßt."

Lin stolirs SÄort.

Lin stolzes Wort, o Deutschland, ist erklungen,
vernommen hat die ganze Welt das Wort.
wohl ziemt dem Mann es, dem das werk gelungen,
Das festgefügt bestehn wird fort und fort,

Deni Kkann, der dir, o vaterland, errungen
Dn heißen Rämpfen aller Lhren Lsort.

Lr sprach es aus, den Zubel grüßt und Freude,

Der Fremden Neid und deutscher Lserzen Weide.

Was deine chänger dir in alten Tagen,

D Deutschland, sangen, spät erst traf es ein.
bsoch darfst dein Lsaupt du vor den andern tragen,
vorangehn darfst du in der Völker Reih'n.

Za, mehr noch, als im Singen einst und Sagen
verheißen dir, viel mehr noch wurde dein.

Rein Länger sah im ahnenden Gemüthe
Dich, wie du heute prangst in voller Blüthe.

„Wir Deutsche fürchien Gott, aber sonst nichts in
der Welt."

Fürst Bismarck in der Reichstagssitzung vom 6. Februar.

Du brauchst nicht gierig Lorbeer zu erraffen,

Genug der Rränze zieren deinen Lserd;

Du brauchst nicht Rkacht und Glanz erst dir zu schaffen,
Dir ward beschieden, was dein Lserz begehrt;

Rein anderes volk bedrohen deine Waffen,

Zu deiner Rinder Bchutz führst du das chchwert.

Und freuend dich der schwererkämpften Güter,
Lrscheinst der Welt du als des Friedens ^üter.

Dir steht bereit, dein Ligen zu beschirmen,

Von deinen Rlännern eine starke Wehr.

Lrschallt der Ruf zum Streite von den Thürmen,

Zm Schmuck der Waffen schreitet sie daher
Dem Feind entgegen, kühn und fest den Stürmen
Zu trotzen, wie im aufgeregten Rkeer
Lin Damm von Stein, ein Fels, daran die Wellen
Anprallen nutzlos, stets aufs Neu' zerschellen.

D vaterland, nicht wieder möge schwächen
Dich Zwietracht, die so lang dich hielt im Bann!
Nicht mög' in Vhnmacht wieder das zerbrechen,

Was Tapferkeit und Rlugheit dir gewann,

Daß stets du wagen kannst, es nachzusprechen,

Das Wort, das jüngst aussprach dein treuster Rkann.
Das bleib' ein Uleinod kommendem Geschlechte,

Dann steht es gut um dich und deine Rechte.
 
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