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Magische, hermetisch-alchemistische und cabalistische Schatzsuche

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Gelübd getan, der lasse sich so hören und spüren, und kann der Zeit kaum erwarten,
wollte gern, daß sie naus wären. Etliche haben gemeint, es sei im selben Haus ein
Mensch heimlich ermordet und daselbst vergraben worden. Andere haben gemeint,
es sei im selben Haus ein Mensch übel gestorben und gehe jetzt so um, oder sein
Geist, und dergleichen wird viel mehr vermeint. Aber solches ist alles nicht wahr,
sondern das allein die Ursach, daß da ein Schatz verborgen liegt, oder auch manch-
mal, daß der Teufel von einem Menschen ausgetrieben worden ist und ihm vergönnt
wird, an ein solches Ort zu fahren. Da ists viel ungestümer als bei einem Schatz.
Der Schätze sind zweierlei. Einer kann gefunden und erlangt werden, der andere
aber nit. Das ist aber nun der Unterschied: der eine, welcher gefunden und bekom-
men werden kann, ist ein Schatz aus dem Gelde, das wir selbst machten und von uns
Menschen herkommt. Der andere aber, welcher nit gefunden, bekommen oder
herausgebracht werden kann, ist ein Schatz des Goldes, welches von den sylphis und
pygmaeis herkommt, das sie selber machen und münzen. Das selbige, wenn es schon
unter die Menschen kommt, so bald es aber wieder eingegraben wird, kann es dann
nimmer leicht überkommen werden. Das soll und muß nun ein jeglicher Schatzgräber
wissen und auf die Zeichen, wie gemeldet, Achtung geben. Denn die Wünschelrute
ist betrüglich, sie geht zu gern etwa nur auf einen Pfennig, der entfiel oder verloren
worden. Es sind auch die anderen visiones in Spiegeln, Kristallen usw. und derglei-
chen, wenn sie die nigromantischen Schatzgräber gebrauchen, auch falsch und
betrüglich, deswegen ist sich auf solches nicht zu verlassen.
Nun aber vom Graben zu reden, wie man die Sachen angreifen soll, und nach dem
rechten Proceß glücklich und vorsichtiglich handeln, das geschieht auf diese Weis:
anfänglich heb in der Influenz lunae oder saturni an zu graben und zu suchen wann
der Mond in Stier, Steinbock und virginem steht. Und brauch sonst keine Ceremo-
nien, darfst auch keinen Cirkel machen oder eine beschwörung darüber tun, allein
grab fröhlich hinein und hab der Geister halben keine bösen seltsamen Gedanken
noch imaginationes, sonst erscheinen dir von stuntan wunderbarliche Phantasien, und
ist doch nichts Leibliches da, sondern es ist nur ein Gesicht und Erscheinung, die
nicht zur fürchten ist. Darum sollen die Gräber miteinander reden, singen und
fröhlich sein, unverzagt und guten Muts, und keineswegs soll das Reden verboten
sein, wie den die unerfahrenen dieser Dinge sagen. Und wenn man nun schon auf
den Schatz kommt, und sich viel Ungestimmigkeit hören und grausame Ding sehen
lassen, wie denn oft geschieht, ist es ein Zeichen, daß der Hüter hat und von sylphis
und pygmaeis bewahrt und gehütet wird, und daß sie dem Menschen den Schatz nicht
gönnen noch ihn von sich lassen wollen, und vor allem wenn das Geld ihr oder durch
sie dahin gekommen ist. Solcher Schätz muß sich der Mensch verzeihen und von
 
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