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VII. Ausblick

Eine Vorliebe für magische Szenen, die allerdings nicht als Schatzsuche oder
Schatzbeschwörung auszumachen sind, findet sich in den Radierungen Giambattista
Tiepolos (1696-1770). Ähnlich wie bei Castiglione sind Tiepolos Gestalten durch ihre
Physiognomie charakterisiert. Heilige oder Philosophen haben klassische Züge,
während die oftmals hämisch grinsenden Zauberer als Gestalten der magischen Natur
Satyrn und Tieren physiognomisch verwandter scheinen, als den sie aufsuchenden
Menschen.925
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts verbinden Guardi, Piranesi und Robert ihre
Architekturphantasien mit Schatzsucherszenen. Das eigentliche Bildthema bestimmt
bei allen dreien die Architektur. Die Personen schrumpfen zu Staffagefiguren, die
allerdings immer noch wichtig genug erscheinen, bestimmte Aspekte der Thematik
hervorzuheben, in denen sich auch die Auffassungen Guardis, Piranesis oder Roberts
unterscheiden. Exemplarisch seien hier einige Arbeiten angeführt.
Francesco Guardi (1712-1793)
<Kat. 152-158, Abb. 83, 84>
Francesco Guardi (1712-1793) fügt genrehafte Szenen mit Fischern, Bauern,
Hirten, Frauen mit Kindern oder auch mit Schatzsuchern in seine Vedutenmalerei
ein. Selten sind die Tätigkeiten seiner Figuren eindeutig zu bestimmen. Männer mit
langen Stangen graben zu Füßen der Ruinen im Boden herum. Manchmal sind die
Stangen als Spaten zu erkennen,926 <Kat. 152-154, Abb. 83 > häufig sind sie

925 Vgl. Rizzi, Venedig, Mailand 1970. Vgl. vor allem S. 18, Abb. 18, Scherzi: »Pastore con due
maghi«, 223 x 175. Sign.: Tiepolo: Die Physiognomie des Zauberers und der Widdermaske auf
der alten Vase entsprechen einander. Vgl. auch: S. 20, Abb. 20, »Scherzi, Pastorella e vecchio
con scimmia«. 226 x 173. Sign.: Tiepolo. Die Physiognomien des Alten, der Widdermaske auf
der großen Vase und schießlich des Affen sind deutlich aufeinander bezogene Abwandlungen
vom Tierischen zum Menschlichen. Vgl. S. 24, Abb. 24: »Due maghi ed un fanciullo«, 140 x
188, sign.: Tiepolo. Vgl. dagegen zu klassischeren Physiognomien: S. 71, Abb. 71: »Fuga in
Egitto. Maria sull asino parla con Giuseppe seduto sotto una palma con il Bimbo in braccio«.
190 x 250. Sign.: Do: Tiepolo inv. et fec., Linke Ecke: Nr. 6. Vgl. auch: S. 22, Abb. 22: »II
filosofo«, 228 x 172.
926 Vgl. Morassi, 1973, Kat. 734, Abb. 669: Francesco Guardi, »Capriccio Architettonico con
piramide«. Leinwand, 94 x 72,4 cm. London, Victoria and Albert Museum. Inv. Nr. 551. Vgl.
Morassi, 1973, Kat. 713, Abb. 675: Francesco Guardi, »Capriccio architettonico con rovine
romane«. Leinwand, 60 x 75 cm, Mailand, Museo Poldi Pezzoli.
 
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