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II. Planetenkinder, Weise und
Narren als Schatzfinder

1. Planetenkinderbilder im Salone zu Padua
Der Paduaner Salone enthält den ersten bekannten Freskenzyklus von Planetenkinder-
bildern in einer oberitalienischen Stadt.181 Schatzgräber, Weisheitssucher und Dä-
monenbeschwörer treten hier als »Planetenkinder« unter verschiedenen Sternzeichen
auf.
Die Sala Ragione wurde den Urkunden zufolge zu Beginn des 14. Jahrhunderts
vollendet, während des Stadtbrandes von 1420 schwer beschädigt und mehrfach
übermalt. Riccobaldo Ferrarese bezeichnet in seiner Chronik 1313 Giotto als den
Maler des »Palatio (Comitis) Communis Paduae«182 und auch Giovanni da Nono
erwähnt 1340 Giotto als den Maler der »zwölf himmlischen Zeichen und sieben
Planeten mit ihren Berufen«.183 Bei Restaurierungsarbeiten in den fünfziger Jahren
erwies sich, daß die Wiederherstellung der Fresken nach dem Stadtbrand in großen
Teilen einer völligen Neuausmalung gleichkam. Die Freskenabschnitte der einzelnen
Arbeitstage greifen so ineinander, daß keinerlei Fragmente der ursprünglichen Giotto-
fresken dazwischen erhalten sind.184 So bleibt unklar, ob Schatzgräber als Plane-
tenkinder bereits in der ersten Fassung der Fresken vorkamen. Giovanni da Nono
spricht nur von »professiones« der Planeten und Tierkreiszeichen, ohne die einzelnen

181 Zur Ikonographie des Paduaner Salone und zur Bestimmung der einzelnen Planeten- und Stern-
bilder und ihrer »Kinder« ist nach wie vor Barzons Untersuchung (1924) richtungsweisend. Die
alphanumerische Bezeichnung der Fresken ist von Barzon übernommen. Vgl. auch die umfang-
reiche Untersuchung des Salone aus den sechziger Jahren: Mor, Semenzato, Grossato, Ivanoff,
1964. Vgl. zur Zuschreibung des Programms an Pietro von Abano auch Panofsky, Saxl, 1923,
S. 126ff und Saxl, 1927, S.49-68. V. Astrologische Genrebilder des späten Mittelalters. Der
Salone zu Padua. Vgl. zum Paduaner Salone neuerlich auch Prinz, Beyer 1987.
182 »Zothus pictor florentinus agnoscitur quelis in artis fuerit, testantur opera facta per eum in
Ecclesiis Minorum Assisii, Armini. Paduae, ac per ea quae pinxit in palatio Comunis Paduae«.
Riccobaldo Ferrarese, in: Muratori, 1902, vgl. auch Grossato, 1964, S.52, 53.
183 »duodecim coelestia signa et septem planetae cum suis proprietativus in hac cohopertura fulge-
bant a Zotho summo pictorum mirifice laborata, et aliae figurationes similiter fulgebant interius.«
Giovanni da Nono, 1939, S.20, vgl. auch Grossato, 1964, S. 52, Anm. 27. Vgl. Hartlaub, 1950,
S.19-33, besonders S. 24ff.
184 Die Restaurierung Zannonis von 1756 ist dagegen deutlich erkennbar. Vgl. Grossato, 1964, S.
54, 55. Ivanoff betont, daß die obere Freskenzone, wo Saxl die meisten Übereinstimmungen mit
dem »Astrolabium Planum« feststellen konnte, fast vollständig aus dem Settecento stammt.
Ivanoff, 1964, S. 74, 75. Vgl. Saxl, 1927, Einleitung S. 49ff.
 
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