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58

Zweites Kapitel

»Berufe* näher zu bezeichnen. Rückschlüsse auf die ursprüngliche Ausstattung des
Salone lassen sich vielleicht auf dem Umweg über den Münchener »Liber Introduc-
torius des Michael Scotus« (Clm 10268) ziehen. Ulrike Bauer vermutet, daß die
Ausmalung des Paduaner Salone durch Giotto die Entstehung der frühesten illustrier-
ten Kopie (Clm 10268) des »Liber Introductorius« des Michael Scotus, der etwa 1340
entstand, inhaltlich und stilistisch beeinflußt hat.185 Zwar sind auch in dieser Hand-
schrift keine Schatzgräber oder Dämonenbeschwörer abgebildet, aber es wird im
Text (fol. 13r und 13v)186 beschrieben, auf welche Weise Nekromanten die »ange-
los sublimiores« anrufen. In dem 1404 in Ulm entstandenen Kalender der Tübinger
Universitätsbibliothek (Cod. M.d.2) dagegen, der Sternbilder aus der böhmischen
Gruppe des »Liber Introductoris«-Handschriften aufgreift,187 ist der Schatzsucher
oder -verberger als Melancholicus den Saturnkindern zugeordnet und auch bildlich
dargestellt.
Ein direkter Verweis auf den »Conciliator« Pietro di Abano (1250-1315) als
geistigem Urheber des Salone-Programms geschieht erstmals 1440 im »Commentario-
lus de laudibus Pataviae« des Michele Savonarola, der den Saal kurz vor und nach
dem Brand sah188: »huius autem ordinis figurarum institutor noster gloriosus Conci-
liator* (Der Erfinder dieser Figurenreihe ist unser ruhmreicher Conciliator). Auch
der Herausgeber des 1303 von Pietro di Abano verfaßten »Conciliator differentiarum
philosophorum*, Gabriele de Tarisio, bezeichnet Pietro in der Druckausgabe von
1476 als »figuram institutor«.189
Das »Astrolabium planum« scheint eine Hauptquelle für das Programm der Salone-
fresken zu sein. Der Text dieses »Astrolabium planum« geht der Einleitung zufolge
auf Johannes Angeli zurück, während die Konzeption der »imagines et facies« Pietro
di Abano zugeschrieben wird.190
185 Vgl. Bauer, 1983, S.6, S.14, S.103.
186 Vgl. Bauer, 1983, S. 16, S. 17: fol. 13r: »Multas adversitates evenire permittunt angeli propter
bonum hominis.« Fol. 13v: »Qualiter nigromanti libenter convocant angelos sublimiores.«
187 Vgl. Bauer, 1983, S. 9.
188 Savonarola, Commentariolus (1446-1447) 1902. Vgl. auch Grossato, 1964, S. 52. Vgl. auch
Barzon, 1924, S.196f.
189 »Conciliator differentiarum philosophorum et praecipue medicorum dar. viri Petri de Abano per
Gabrielern de Tarvisio«, 1476, zit. nach Barzon, 1924, S.188f. Vgl. die Ausgabe der Bonner
UB, die auch Nardi benutzte. »Conciliator differentiarum philosophorum et praecipue medicorum
(...) Im pressus (...) hic codex est Venetiis a 1483 per Jo. Herbart de Selgenstadt alemannum.
Ed. Franciscus Arzilugnis.« Vgl. Nardi, 1963, S. 1-17, vor allem S. 2.
190 Das »Astrolabium Planum« wurde 1488 in Augsburg und 1494 in Venedig gedruckt. Vgl.
Ivanoff, 1964, S.73, vgl. dort Abb. 1. Vgl. vor allem Haage, 1981, S. 117-143.
 
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