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VIII. Resümee

Im Verlauf der Arbeit zeigte sich, daß der Topos vom zu suchenden, zu findenden
und vor Unwürdigen zu verbergenden Schatz motivisch auf verschiedene Weise
aufgegriffen, interpetiert und verändert wurde.
Das Motiv der Schatzsuche umfaßt den offensichtlichen Vorgang der Suche, des
Findens oder Verbergens. Die Bildauswahl in der Arbeit wurde allerdings durch
Motive, die in thematischem Zusammenhang mit den Fundlegenden zur »Tabula
Smaragdina« gehören, ergänzt.
So wird das Thema der Schatzsuche in der mit Hermes Trismegistos verbundenen
Alchemie aufgegriffen, ohne daß notwendigerweise das Motiv des Suchens, Findens
oder Wiederverbergens dargestellt ist. Der philosophische Hintergrund der hermeti-
schen Alchemie impliziert den Begriff der Schatzsuche.
Die Thematik des mit Weisheit und Erkenntnis verbundenen Schatzes wird in der
Tradition der alchemistischen Fundgeschichten um die »Tabula Smaragdina* variiert.
Möglicherweise hat diese Tradition Eingang in die vielfach illustrierte Wunder-
erzählung von der Übergabe des prophetischen Steins in der Episode »Iter ad Para-
disum* des Alexanderromans gefunden. Hier wie dort hat die Weisheit Offenbarungs-
charakter. Die Versatzstücke der Fundgeschichte sind ähnlich. Der »Wunderstein*
wird übergeben, gedeutet, vor Unwürdigen verborgen.
Das Motiv des »Schätzegrabens* wird im Paduaner Salone eingeführt. Innerhalb
der Gesamtschau astrologischer Vorherbestimmung für ein ganzes Jahr finden sich
die Schatzgräber im Zeichen des Wassermannes unter dem Einfluß des Saturn. Die
»Kinder* des erdzugewandten Melancholicus Saturn werden in ihrer Erdverbunden-
heit dargestellt. Das Motiv des »Ausgrabens« wird zum Erkennungszeichen des
»Saturnikers«.
Die »Kinder* des Hermes/Mercurius sind Gelehrte, Alchemisten, Künstler, Visio-
näre. Ihre »Schatzsuche* ist intelektueller Art. Sie ahmen durch Kunst die Natur
nach. Motivische Versatzstücke, der alchemistische Ofen, das Buch, die Erscheinung
in den Wolken, oder Gemälde und Skulpturen des Malers und Bildhauers, werden
hier als Zeichen für den weisheitssuchenden Künstler geprägt.
Die »Sonnenkinder* machen sich die Kräfte der Naturgeister zu nutze, zu ihnen
gehören die Dämonenbeschwörer. Frühere Darstellungen des Magiers mit seinem
Zauberbuch im magischen Kreis sind mir nicht bekannt. Die im Paduaner Salone
verschiedenen Sternkonstellationen zugehörigen »Schatzgräber, Weisheitssucher und
Dämonenbeschwörer* fügt der Petrarca-Meister in einem einzigen Holzschnitt
zusammen und mißt ihnen unterschiedliche moralische Bedeutungen bei.
 
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