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Resümee

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Im Florentiner Weltzeitalterzyklus werden die Vorläufer des Antichrist durch das
Attribut des magischen Kreises gekennzeichnet. Die Gesetzesübergabe am Sinai wird
mit einem Hinweis auf die kirchliche Hierarchie der Bücherübergabe durch Teufel
wertend gegenübergestellt. Die bereits hier nachweisbare Tradition, eine Abgrenzung
zwischen Häresie und Rechtgläubigkeit allegorisch durch das Motiv der Übermittlung
von Geschriebenem ins Bild zu setzen, scheint den Hintergrund für Belloris Mißver-
ständnis der Grisaillen unter Raffaels Parnaß zu bilden.
In der illustrativen Ausgestaltung der »Vision des Senior Zadith« ist das Motiv des
Buches, das in den Händen des Alten gefunden wird, wieder Symbol für erstrebens-
werte Weisheit. An dieser Stelle verschmelzen die literarische Tradition der Fundge-
schichten zur »Tabula Smaragdina« und die bildliche Tradition der »Vision des Senior
Zadith« miteinander. Die ursprünglich aus einem anderen Kontext stammende
Illustration der Vision Seniors wird umgedeutet und zur Darstellung des Hermes
Trismegistos mit der »Tabula Smaragdina« in Händen benutzt. Das Emblem der
»VITRIOL-Figur« dagegen wird um die Wende des 17. Jahrhunderts eigens zur
Allegorisierung der »Tabula Smaragdina« und ihrer Fundgeschichten entwickelt. Ein
Kupferstich Paulus vander Doorts zu Khunraths »Amphitheatrum Sapientiae« zeigt
den betenden Alchemisten in seinem Labor. Die Gegenüberstellung von alchemistis-
chem Ofen und Gebetszelt, alchemistischen Gerätschaften und Weihwasser- und
Räuchergefäßen deutet auf die religiöse Überhöhung der Alchemie.
Seit die hermetische Alchemie mit der Philosophie des »Pimander« kombiniert
wird, wird der religiös visionäre Charakter der »spekulativen« Alchemie vorherr-
schend.
Aus Illustrationen der alchemistischen und bergmännischen Arbeit entwickeln sich
Allegorien der Schatz- und Weisheitssuche. Im Paduaner Salone gehören die Szene
des saturnischen Ausgräbers und des hermetischen Alchemisten verschiedenen
Sternbildern zu und werden nur über diese miteinander in Beziehung gebracht. In der
Bergwerksszene des alchemistischen Traktats Splendor Solis <Kat. 74, 75, Abb. 33,
34 > wird die Suche nach dem Stein der Weisen durch das Motiv der Bergarbeit
allegorisiert. Saturnische und mercuriale Stadien des alchemistischen Prozesses -
Anfang und Ende - werden durch das Saturnsymbol Steinbock und die im Wasser
schwimmende mercuriale Mondsichel angedeutet.
In einer weiteren Abstraktionsstufe werden aus alchemistischen Allegorien Em-
bleme. Verweise auf alchemistische und bergmännische Gerätschaften und Arbeit
fehlen meist. Die mit der »VITRIOL-Figur«, als Synonym für die »Tabula Smaragdi-
na«, kombinierten alchemistischen Embleme illustrieren in änigmatisch verschlüssel-
ter Form die Aufforderung zur Suche nach dem alchemistischen Schatz, dem Stein
 
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