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IV. Schatzgräbergemälde des 17. Jahrhunderts

Die Untersuchung der alchemistischen Lehrschriften und Illustrationen zeigte, daß die
»Hermetiker« unter dem Begriff »Schatzsuche* durchaus nicht Hexerei verstanden,
sondern ihre eigene Methode der Weisheitssuche. Die Vermutung liegt nahe, daß die
Bewertung der Schatzsuche als Weisheitssuche zumindest in einige der magischen
Schatzgräberdarstellungendes 17. Jahrhunderts eingeflossen ist. Trotz mehrdeutigen
magischen Beiwerks, das in ähnlicher Weise aus der Hexenikonographie bekannt ist,
sind weder bei Gundelach noch bei Schönfeld und Umbach Hexereiszenen illustriert.
Anders ist die Situation in den Gemälden der »Schönfeld-Nachfolger* Heiß und
Werner.
Obgleich die Künstler in Kontakt zueinander standen, unterscheiden sich ihre
Interpretationen der Thematik so sehr voneinander, daß vermutet werden kann, daß
ihnen gegensätzliche Auffassungen von Magie und Dämonenbeschwörung zugrunde
liegen. Während die Betonung in Gundelachs und Schönfelds Gemälden auf magi-
scher, aber durchaus nicht »teuflischer« Schatzsuche liegt, werden die Schatzgräber
in Heiß’ und Werners Arbeiten von grotesken Gespenstern und Teufeln erschreckt.
Bei Harms hat eine »Totenbeschwörung« stattgefunden, der Geist eines antiken
Priesters, »capite velato«, entschwebt dem Schatzverließ. Umbachs Schatzsucher be-
schäftigen sich zwar noch mit Magie, im Grunde genommen sind sie aber bereits
frühe Archäologen, die Spolien und Antiken in den Ruinen suchen.

1. Matthäus Gundelachs (1566-1654) »Allegorie des Bergbaus oder
der Erde«

Der protestantische Maler Matthäus Gundelach besaß durch die Heirat mit der Witwe
Joseph Heintz’ seit 1617 die »Malier-Gerechtigkeit« in Augsburg. Die Datierungsvor-
schläge zu seinem Gemälde »Allegorie des Bergbaus oder der Erde«635 <Kat. 101,
Abb. 48 > schwanken zwischen 1612 und 1625. Möglicherweise entstand es noch zu

635 Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, Inv. Nr. C 5188. Vgl. zu Gunde-
lachs »Allegorie der Erde oder des Bergbaus« vor allem die Dissertation von Elisabeth Bender
(1981, S. 173). Bender datiert das Gemälde aus stilistischen Gründen vor 1612. Vgl. Zimmer,
Katalog »Prag um 1600«, 1988, Abb. 26 und Kat. 122, S. 231. Vgl. auch Slota, 1987, o.P..
Vgl. Katalog »Augsburger Barock«, 1968, S. 108, Abb. 52, Kat. 107. Vgl. Möhle, 1959, S.
268-279, Abb. 3 und 4.
 
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